Um es gleich zu Beginn klarzustellen: Wir wollen in der Schweiz im Bereich des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln besser werden. Die extremen Agrar-Initiativen schiessen aber über das Ziel hinaus. Sie führen zu Ernteverlusten, verteuern Rohstoffe und gefährden Arbeitsplätze in der Lebensmittelindustrie. Das Gesetz für weniger Risiken durch Pestizide ist die bessere Antwort. Diesen bereits eingeschlagenen Weg unterstützen wir.

Auf Innovationen setzen

Die Schweiz sollte bei der Verbesserung des Pflanzenschutzes auf Innovationen setzen und den eingeschlagenen gesetzlichen Weg weitergehen. Die beiden Initiativen verhindern aber genau dies und sind deshalb abzulehnen.

Die Trinkwasser-Initiative verlangt, dass keine Direktzahlungen mehr erhalten soll, wer Pflanzenschutzmittel einsetzt. Dies impliziert, dass die Landwirte jede Freiheit haben, solche Mittel einzusetzen oder nicht. Dem ist selbstverständlich nicht so: Sie werden nur dann eingesetzt, wenn es der Schutz der Pflanze bedingt, beispielsweise bei der gefürchteten Kraut- und Knollenfäule bei Kartoffeln.

Totalausfall riskieren

Ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln riskiert man den Totalausfall der Kultur. Falls ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln überhaupt eine annehmbare Ernte resultiert, ist sie viel kleiner als heute und von geringerer Qualität. Die Folge ist eine Knappheit der Rohstoffe und damit ihre Verteuerung.

Ähnliches gilt für die Pestizidverbots-Initiative. Sie will die synthetischen Pflanzenschutzmittel und Importe von Produkten, die unter Einsatz dieser Mittel erzeugt wurden, verbieten. Dabei wird ausgeblendet, dass eine Versorgung des Schweizer Marktes nur mit Bio-Qualität aus der Schweiz nicht möglich ist. Die signifikant höhere Volatilität in Menge und Qualität der Bio-Rohstoffe ist altbekannt.

Die ganzjährige Verfügbarkeit aller aus Kartoffeln hergestellten Lebensmittel — in der erwarteten Qualität — mit Rohstoffen aus der Schweiz ist so nicht mehr gewährleistet. Auch Biozide sind betroffen: Sie werden im Produktions- und Lagerungsprozess der Lebensmittelindustrie als Reinigungs- und Desinfektionsmittel verwendet. Ohne sie ist die Produktsicherheit nicht mehr im gleichen Umfang gewährleistet wie bisher.

Arbeitsplätze gefährdet

Beide Initiativen sind wirtschaftsfeindlich. Tausende von Arbeitsplätzen in der Schweiz sind durch die Initiative gefährdet. Kommt es vermehrt zu Ernteausfällen, sind die Schweizer Anbieter gezwungen, auf Importe auszuweichen. Dies vermindert die Wettbewerbsfähigkeit der verarbeitenden Industrie, weil dann zur Sicherstellung der Versorgung direkt die Fertigprodukte importiert werden und nicht etwa die Rohstoffe. Diese Entwicklung vernichtet Wertschöpfungspotenzial in der Schweiz, verstärkt den zunehmenden Einkaufstourismus und gefährdet letztlich Handel, Produktion und Nachfrage von Schweizer Rohstoffen.

Von Inland-Produktion abhängig

Die Mitglieder der Swiss Convenience Food Association (SCFA) sind von einer inländischen Produktion abhängig. Die Herstellung von sicheren Lebensmitteln in der Schweiz ist bei Annahme der Initiativen gefährdet und führt zu mehr Importen, bei denen der Herstellungsprozess weder transparent ist noch in irgendeiner Weise durch die Schweiz beeinflusst werden kann. Das ist der falsche Weg.

Vielmehr müssen wir das soeben vom Parlament verabschiedete Gesetz für weniger Risiken durch Pestizide konsequent umsetzen. Es reduziert die Risiken, die mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verbunden sind, merklich und ist die richtige Antwort auf die Frage nach der Lösung der Problematik.

Bruno Witschi ist Präsident der Swiss Convenience Food Association (SCFA)