Nur Saft trinken? Oder das Znacht auslassen? Oder sich einer Gruppe anschliessen? Fasten liegt wieder im Trend. Praktisch alle Kulturen der Welt kennen seit Jahrtausenden Fastenzeiten. In so manchen christlichen Regionen wird noch heute ab dem Aschermittwoch 40 Tage gefastet, in unterschiedlichen Ausprägungen. Doch auch viele, die sich nicht einer religiösen Tradition zugehörig fühlen, nutzen den Vorfrühling oft für eine «Detox-Kur».

«Unser Körper kann fasten, er ist das biologisch gewohnt», sagt Heidi Schaffer Wüst, diplomierte Ernährungsberaterin aus Oberburg BE. «Der Organismus achtet dabei darauf, die lebenswichtigen Funktionen zu erhalten.» Denn Hungerzeiten gehörten seit den ersten Tagen der Menschheit zum Alltag. Hierzulande erlebten Menschen der heutigen Eltern- und Grosselterngeneration noch Phasen, in denen das Essen knapp war. Drei üppige Mahlzeiten am Tag, egal zu welcher Jahreszeit, sind erst in unseren Zeiten die Regel.

Zeitlich begrenzen

Für gesunde, erwachsene Personen spricht nichts dagegen, maximal zehn Tage am Stück auf Nahrung zu verzichten. Schwangere sollten aber nicht fasten. Menschen mit Vorerkrankungen sollten vor einer Fastenkur erst mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt Rücksprache halten.

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Doch warum überhaupt fasten? Erwiesen ist, dass Fasten helfen kann, Mikro-Entzündungen im Körper zu reduzieren und Fetteinlagerungen in den Leberzellen abzubauen. Bei einem hohen Blutdruck und erhöhten Blutzuckerwerten (Prädiabetes) werden die Werte tendenziell besser. «Wenn ich nachhaltig meine Ernährung ändern möchte, kann Fasten den Einstieg erleichtern», ergänzt Heidi Schaffer Wüst. «Es kann ein Schnitt sein, ein deutliches Signal.»

Für Körper und Psyche

Die meisten möchten mit Fasten aber auch der Psyche etwas Gutes tun. «Viele Menschen nutzen die Fastenzeit für eine innere Einkehr», so Heidi Schaffer Wüst weiter. «Man distanziert sich vom Konsum, muss nicht ständig ans Einkaufen und Kochen denken. Und man spürt: Es passiert nichts Schlimmes, wenn ich einige Tage nichts esse.»

Zum Abnehmen ist Fasten hingegen nicht geeignet. Zwar verliert man tatsächlich einige Kilos, doch das ist vor allem Muskelmasse. «Dadurch sinkt der Grundumsatz, also der Energieverbrauch. Deshalb ist es wichtig, auch während der Fastenzeit moderate Bewegung beizubehalten.» Die oft übliche Darmentleerung mit Bittersalz ist vor dem Fasten übrigens nicht nötig. «Medizinisch gibt es dafür keinen Grund und es macht in Hinblick auf die Darmflora wenig Sinn», erklärt Heidi Schaffer Wüst.

Weniger konzentriert

Generell kann man problemlos daheim fasten – wenn der Alltag etwas angepasst wird. «Man sollte nicht mit Maschinen arbeiten oder holzen», sagt Heidi Schaffer Wüst, selbst Bauerntochter. «Fasten kann die Konzentration beeinträchtigen.»

Wer fasten möchte, sollte aber nicht einfach eine «Null-Diät» machen, also gar nichts essen. Bewährt hat sich: Täglich maximal einen halben Liter Gemüsesaft trinken, dazu Gemüse-Bouillon nach Bedarf sowie ausreichend ungesüssten Tee und Wasser. Fruchtsäfte möglichst weglassen, da sie viele Kohlenhydrate enthalten. Um dem Muskelabbau vorzubeugen, kann zudem täglich ein Protein-Shake eingenommen werden. Nach den Fastentagen sanft wieder mit Essen anfangen, etwa mit kleinen Portionen Brot, Kartoffeln, Gemüse oder Früchten.

Ein einzelner Fastentag reicht nicht, damit der Körper seinen Stoffwechsel umstellt. «Der Fastenstoffwechsel kommt erst nach 48 bis 72 Stunden in Gang», sagt Heidi Schaffer Wüst. «Es lohnt sich daher, die ersten zwei, drei Tage durchzuhalten.» Denn hat sich der Stoffwechsel angepasst, steigt oft die Stimmung und viele erleben ein sogenanntes «Fasten-High», ein Fasten-Hoch.

Was ist Intervallfasten?

Beim Intervallfasten, intermittierenden Fasten oder Kurzzeit-Fasten wird in einem bestimmten Rhythmus  zwischen normaler Nahrungsaufnahme und Fasten gewechselt. Zum Beispiel:
- 8 Stunden essen und 16 Stunden Pause.
- Fünf Tage essen und zwei Tage Pause.
- Einen Tag isst man normal, am nächsten Tag nur etwa ein Viertel der üblichen Kalorienmenge.
Beim Intervallfasten stellt der Körper den Stoffwechsel nicht um, die Essenspausen sind dafür zu kurz. Intervallfasten kann aber dabei helfen, generell weniger zu essen. «Bei längeren Essenspausen wird zudem der Dünndarm leer und die Insulinausschüttung kommt zur Ruhe, was bereits positive Effekte für den Organismus hat», so Heidi Schaffer Wüst. «Doch dazu reichen auch fünf bis sechs Stunden Essenspause zwischen den Hauptmahlzeiten.