Es gibt keine Swiss-Fleckvieh-Schau, an der Bergers nicht mit ihren Kühen vorne mitmischen, und es gibt keine Schau, an der die zwei Familien nicht mit Leidenschaft dabei sind: Die Gebrüder Ueli und Niklaus Berger aus Burgistein BE sind Viehzüchter mit Herzblut und sie treten schon jahrelang erfolgreich zusammen auf. Nun trennen sich aber ihre Wege, auf den 1. Januar konnten Niklaus Berger und seine Familie einen 22 ha grossen Pachtbetrieb der Burgergemeinde Bern übernehmen, einen Betrieb, der auch in Burgistein liegt. Bergers bauern also nicht mehr gemeinsam, sondern sind jetzt Nachbarn. Spannend war zu hören, wie sie die Kühe aufteilten, wie jeder zu seinen Schönheiten kam.

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Der Fall war klar

«Als wir die Chance bekamen, diesen Betrieb zu pachten, war für mich immer klar, dass ich mit meiner Familie dorthin ziehen werde und nicht mein Bruder», sagt Niklaus Berger, der Viehschauexperte, bestimmt. «Schliesslich hat Ueli mit Christian und Ueli zwei Söhne, die in den Startlöchern stehen, und ich hätte den grossen Betrieb nicht alleine bewirtschaften können», erklärt Niklaus Berger. Seit 2010 bewirtschaften Bergers zum Talbetrieb hinzu noch die Reidigenalp, die der Viehzuchtgenossenschaft Wiggiswil gehört. Die Reidigenalp liegt zwischen Jaun und Boltigen und ist knapp 300 Hektaren gross. Sie erstreckt sich von 1700 m ü. M. bis hinauf auf 2050 m ü. M. Im Sommer werden dort 18 Kühe von Bergers und 120 Rinder (davon 60 fremde) gesömmert. «Seit vier Jahren gehe ich im Sommer mit meiner Grossmutter auf die Alp», sagt Uelis Sohn Christian Berger stolz. Dort oben verkäst er die Milch zu Alpkäse und Raclette und schaut, dass auf der Alp alles rund läuft.

Das Züchten im Blut

Wir treffen die Familien von Ueli und Niklaus Berger auf ihrem «heimatlichen» Betrieb. Einem Betrieb, der ebenfalls der Burgergemeinde Bern gehört. Hier sind Bergers schon seit vier Generationen, die fünfte ist im Anmarsch. Seit dem 1. Januar führt Ueli Berger diesen Betrieb nun allein in einer Generationengemeinschaft mit seinen Söhnen Ueli und Christian. Im Stall stehen 50 wunderschöne Kühe, die meisten davon gehören der Swiss-Fleckvieh-Rasse an. Insgesamt besteht der Viehbestand aus 140 Tieren. Bergers haben das Züchten im Blut, ihre Schauerfolge sind legendär: «Neben der Viehschau zählen für uns sicher die Bernische Eliteschau, die SF-Ausstellung in Bulle sowie der Züchtertreff in Riggisberg und die Nationale SF-Ausstellung zu den Höhepunkten», sagen die Gebrüder Berger.

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Viele im Natursprung

Die Stiere Pickel, Odyssey, Orpheus oder Kilian haben bei ihnen deutliche Spuren hinterlassen. Jetzt werden die Stiere Aslan, Tommy oder Tom stark eingesetzt. Doch der grösste Teil der Herde (zirka 60 %) stammt von eigenen Natursprungstieren ab. «Wir halten immer einen Natursprungstier», sagt Ueli Berger. Dies habe bis anhin gut funktioniert und so soll es auch bleiben. Ein gutes Beispiel ist ihre bekannte und maximal punktierte Schönegg Rainer Tamina (44 44 94, linear VG 86 in der 1. Lakation). «Ihren Vater Rainer haben wir selbst gezüchtet, einen Kilian-Sohn aus einer unserer Held-Kühe. Held war wiederum ein Natursprungstier, ein Manitou-Sohn von uns», so Ueli Berger. Bergers sind auch nicht abgeneigt, ab und zu eine SF-Kuh mit einem reinen Simmentalerstier zu belegen. «Brisago hat hier sehr gut funktioniert», sagen beide Züchter. Aus diesen zurückgekreuzten Tieren werde dann wieder ein reiner RH-Stiere eingesetzt.

Die Kühe wurden aufgeteilt

Wem gehört jetzt eigentlich die schöne Rainer Tamina? «Die gehört mir», sagt Niklaus Berger sofort. Und wie kam es dazu? «Also das ging so», erklärt Niklaus Berger die Aufteilung der Kühe: «Ich habe im neuen Stall Platz für 27 Kühe und 20 Stück Jungvieh. Somit konnte ich mir 27 Kühe aussuchen.» So einfach war es aber nicht: «Wir sind eines Morgens an den Tisch gesessen und haben gesagt, so, jetzt teilen wir die Kühe auf», ergänzt sein Bruder Ueli das Prozedere. Wie an der Viehschau auch habe man die Kühe in ihre jeweiligen Klassen eingeteilt. «Da unsere stärksten Kühe in der Klasse 4 waren, begannen wir abwechselnd dort mit der Aufteilung», so Ueli Berger. Dann war die Klasse 3 an der Reihe, dann die Klassen 1, 2,5,6,7 und 8. Das gleiche Prozedere wurde auch bei den Rindern gemacht. «Hatte ich meine 27 Kühe zusammen, musste mir mein Bruder Ueli die restlichen Kühe zu den handelsüblichen Preisen abkaufen», so Niklaus Berger. Die Aufteilung des Tierbestands habe zu keinen Diskussionen geführt. «Wir mögen es jedem gönnen, dass er weiterhin mit seinen Kühen erfolgreich sein wird, sei es auf dem Viehschauplatz oder an einer Ausstellung», sagen alle am Küchentisch. Überhaupt hatten sie in all den Jahren, in denen sie den Betrieb «Schönegg» als Gebrüder bewirtschafteten, nie grosse Konflikte gehabt. «Jeden Morgen sassen wir um 9 Uhr am Tisch und besprachen die anfallenden Arbeiten oder diskutierten wichtige Themen aus», so beide Landwirte. Wichtig sei, dass man zusammen rede, rede und noch einmal rede. Zudem sei ein gegenseitiges Vertrauen der Schlüssel zum Erfolg.

Jeder für sich statt als Gebrüder

«Niklaus ist schon seit sieben Jahren als Viehschauexperte unterwegs und ich war bis letztes Jahr als Kampfrichter auf den Schwingplätzen anzutreffen. So hatte jeder mit Abwesenheit geglänzt, ohne dass sich der andere benachteiligt fühlte», sagt Ueli Berger. Obwohl sie jetzt getrennt sind, werden die beiden Betriebsleiter weiterhin eng zusammenarbeiten, sei es auf dem Feld oder im Stall, denn ihre Betriebe sind ja nur 200 Meter auseinander. Wir werden Bergers also weiterhin an den Schauen antreffen, jetzt nicht mehr als Gebrüder, sondern jeder für sich, jeder mit seinen eigenen schönen Tieren.

Betriebsspiegel Bergers

Ueli und Rösi Berger

Ort: Burgistein BE
LN: 34 ha
Viehbestand: 50 Kühe und 90 Stück Jungvieh, Cremo-Lieferant

Name Niklaus und Isabelle Berger

Ort: Burgistein BE
LN: 22 ha
Viehbestand: 27 Kühe, 20 Stück Jungvieh, Cremo-Lieferant