«Direktvermarktung muss man mit Freude und Überzeugung betreiben.» Davon ist Christa Krähenbühl überzeugt. «Die Kundschaft merkt schnell, wenn die Liebe zum Produkt und zur Arbeit fehlt.» Seit Anfang 2017 entwickelt sich auf ihrem Grunderhof in Oberhünigen BE die Direktvermarktung, langsam. Nun ist sie zu einem schönen Betriebszweig geworden. Die Flexibilität und das Kundenbedürfnis stehen bei Familie Krähenbühl mit ihrem Hofladen «Diräkt vom Buur» an oberster Stelle.
«Ich habe keinen Businessplan gemacht, diese Form der Direktvermarktung hat sich bei uns so ergeben und manchmal ist es gut, einfach anzufangen», sagt Christa Krähenbühl rückblickend. Am Anfang stand der Anbau von Brotgetreide auf dem Grunderhof. Daraus ergaben sich pro Mahlung 600 Kilo Mehl, das innert nützlicher Frist selbst verarbeitet oder unter die Leute gebracht werden musste.
Erst im kleinen Rahmen
In der Wohnküche wurde zuerst in kleinem Rahmen produziert und verkauft. Seit 2020 steht ein praktischer Verarbeitungsraum mit einem angegliederten Hofladen zur Verfügung. Der Hof ist an keiner Durchgangstrasse, darum sind nur Trockenwaren und gut haltbare Lebensmittel im Angebot.
«Die Strategie muss mit den Kunden übereinstimmen, ausschlaggebend ist der Wohnort», weiss Christa Krähenbühl. «Statt Frischprodukte haben die Geschenke bei uns einen hohen Stellenwert.» Die dekorierten und verschieden gefüllten Gefässe mit den selbst gemachten Produkten finden bei vielen Gelegenheiten einen bemerkenswerten Auftritt. Dies ist beste Werbung für Christa Krähenbühls Produkte.
Werbung mit Wirkung
Zeitgleich mit dem neuen Verarbeitungsraum wurde ein Web-Auftritt lanciert. Die älteste Tochter realisierte während der Pandemie eine Website für den Grunderhof, der seither auch auf Instagram aktiv ist. «Die Wirkung der Werbung war spürbar, es gab einen Kundenaufschwung», sagt Christa Krähenbühl. Doch es braucht Zeit, die Werbekanäle stets aktuell zu halten.
Dank der Online-Kommunikation ist es möglich, beim Hofladen keine fixen Öffnungszeiten zu haben. Das bringt Flexibilität und auch Freiraum für alle Beteiligten. Bestellungen werden auf verschiedene Arten gemacht und der Zeitpunkt der Abholung passend fixiert. Es gibt im Hofladen keine Selbstbedienung. «Der Kontakt mit den Kundinnen und Kunden ist mir sehr wichtig. Als gelernte Floristin habe ich schon früh immer gern gespürt, welche Produkte und Waren gewünscht sind», sagt Christa Krähenbühl.
Grenzen erkennen
Christa Krähenbühl weiss aber auch: «Bei der Direktvermarktung ist es gefährlich, überlastet zu werden. Die Arbeit geht nie aus und neue Ideen wollen verwirklicht werden.» Das hat sie letztes Jahr bei sich selbst gemerkt, als sie nachts wach lag und überlegte, wie wohl alles zu schaffen sei.
Gute Hilfe war zwar da, von der eigenen Mutter bis zu Praktikanten vom Landdienst Agriviva, die Hauptverantwortung lag aber bei der Bäuerin. Christa Krähenbühl merkte, dass sie Unterstützung brauchte, damit die Last der verschiedenen Aufgaben sie nicht erdrückte. Es brauchte genügend freie Zeit für Familie und Hobbys.
Das Gleichgewicht wiederfinden
Oft ist es von Überlastung Betroffenen nur mit externer Hilfe möglich, das Gleichgewicht wiederzufinden. Gerade Menschen in der Landwirtschaft sind häufiger von einem Burn-out betroffen als der Durchschnitt der Bevölkerung. Das Risiko wird unter anderem verstärkt durch einen Mangel an Freizeit, Zeitdruck sowie der Verflechtung von Arbeit und Familie. Oft spielt auch die finanzielle Situation der Betriebe eine Rolle.
Der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) hat daher auf seiner Website einen Navigationspunkt «Hilfe und Unterstützung». Überlastung und Burn-out-Prävention werden dort speziell thematisiert: von den ersten Anzeichen und Indikatoren eines Burn-outs über Erfahrungsberichte bis zu Anlaufstellen und Fachpersonen.
Hilfe bei der Arbeit
Mit ihrer Angestellten Anna Hofmann habe sich eine «geniale» Lösung ergeben, wie Christa Krähenbühl sagt. Die junge Frau mit Fachausweis Bäuerin FA ist mit 40 Prozent auf dem Grunderhof angestellt. «Ich hatte zuerst Bedenken, aber es hat immer mehr als genug Arbeit», sagt Christa Krähenbühl. Sie selbst sei immer irgendwo zwischen Küche, Vermarktungsraum und Stall unterwegs. «Oder ich engagiere mich in verschiedenen Gremien ausser Haus.»
Sie ist überzeugt: Die Anstellung einer Mitarbeiterin war das Beste, um ihr Druck wegzunehmen. Die Entlastung ist spürbar, da Anna Hofmann selbstständig arbeitet und auch mitdenkt. Ein weiterer Aspekt war, dass die eigenen Kinder, die heute 22, 20, 19, 16 und 12 Jahre alt sind, nicht mehr Zeit für die Mithilfe investieren können.
Christa Krähenbühl ist zufrieden damit, wie die Direktvermarktung läuft. «Jedes Jahr ist etwas mehr. Ich wollte mit diesem Angebot klein und fein bleiben, trotz Wachstum ist das immer noch so.» Es gibt auch keinen wirtschaftlichen Druck, denn der Grunderhof mit 20 Hektaren Land und 3 Hektaren Wald setzt auf weitere Betriebszweige, so etwa die Milchwirtschaft mit Käsereimilch.