Das Prinzip, zwei Kulturen auf derselben Fläche anzubauen, kennt man bisher vor allem von Mischkulturen. Im Gegensatz dazu erfolgt der Anbau bei Staffelkulturen – wie der Name es sagt – gestaffelt: Zwei Kulturen werden nacheinander angebaut, aber ohne brachliegende Zeit dazwischen. Während einer gewissen Zeit stehen beide gleichzeitig auf demselben Feld, aber nicht gemischt, sondern in Streifen. «Staffelkulturen sind zwei Hauptkulturen, die zeitlich und räumlich getrennt gesät und geerntet werden», so die Definition von Swiss No-Till (SNT).
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Technisch machbar
Wie das in der Praxis aussehen kann, erprobt ein Ressourcenprojekt unter Leitung der SNT zusammen mit den Landwirtschaftsämtern der Kantone Aargau, Bern, Freiburg und Solothurn sowie Bio Bern. 30 Betriebe aus den genannten Kantonen können teilnehmen und ab 2024 mit wissenschaftlicher Begleitung und finanzieller Unterstützung Staffelkulturen anbauen.
[IMG 2]«Ein 2019 bis 2022 umgesetztes Beratungsprojekt, Versuche der HAFL und ausländische wissenschaftliche Studien zeigen, dass Staffelkulturen in der Schweiz technisch machbar sind», schreibt SNT. Diese Anbauform verspricht folgende Vorteile:
Höhere Resilienz: Doppelte Ernte hilft, das Einkommen zu sichern. Resilienteres System dank bedecktem Boden und minimaler Bodenstörung.
Höhere Effizienz: Wasser und Nährstoffe können je nach Kulturkombination durch Unterschiede in der Wurzelarchitektur, permanenter Bodenbedeckung und einer zeitlichen Verschiebung des Wasserbedarfs besser ausgenutzt werden.
Produktionsmittel einsparen: Durch denselben Effekt wie bei Mischkulturen kann der Druck von Unkraut, Schädlingen und Krankheiten sinken, was Einsparungen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) zulässt.
Entschärfung von Flächenkonkurrenz: Durch höhere Flächenproduktion konkurrenzieren sich der Anbau von Futterpflanzen und Kulturen für die direkte menschliche Ernährung weniger.
Das Ressourcenprojekt zu Staffelkulturen verfolgt ein quantitatives Wirkungsziel. So soll die Stickstoff- und PSM-Effizienz innerhalb der Projektflächen um mindestens 20 Prozent steigen. Als Vergleich dienen Flächen mit Reinkulturen.
Vom Drescher her denken
Zwei Kulturen gestaffelt anzubauen, setzt eine gute Planung voraus. Ausserdem braucht es passende Maschinen und Geräte, um die Reihen der einzelnen Kulturen anzulegen, zu pflegen und zu ernten. «Man muss das Ganze vom Drescher her sowie dreidimensional ober- und unterirdisch denken», erklärt SNT-Präsident Reto Minder, der selbst seit einigen Jahren Erfahrungen mit Staffelkulturen sammelt. Dieses Jahr hat er Mais und Zuckerrüben kombiniert. «So sind verschiedene Anbauräume genutzt.»[IMG 3]
Im Ressourcenprojekt bauen die teilnehmenden Betriebe Kulturen an, die sie kennen. Wenn möglich sollten sie der direkten menschlichen Ernährung dienen. Bevorzugte Kombinationen sind demnach Winterbrotgetreide wahlweise mit Soja, Buchweizen, Lupinen, Hirse oder Mais. «Jeder muss selbst entscheiden, welche Kultur er bevorzugt, wie viele Reihen von jeder Kultur er sät usw.», heisst es bei den Verantwortlichen. Verglichen wird wie erwähnt mit Reinkulturen, die auf mindestens 20 a anzulegen sind. Die Aufteilung der Staffelkulturfläche in Anteile je nach Kultur bleibt den Betriebsleitern überlassen – es muss nicht 50:50 sein.
Kombinierbare Beiträge
Für den Zusatzaufwand durch die Projektteilnahme – zu der 1 bis 2 Workshops, 1 bis 2 Flurbegehungen und die wissenschaftliche Begleitung der Fläche gehören –, aber auch als Risikoabgeltung gibt es einen Grundbeitrag sowie Flächenbeiträge, die je nach der gewählten Kombination von Kulturen variieren. Eine Kombination mit Produktionssystembeiträgen des Bundes (PSB) ist möglich.
Die technische Anpassung oder Neuanschaffung von Landmaschinen zwecks Staffelkulturanbau kann ebenfalls finanziell bis 80 Prozent der ausgewiesenen Kosten unterstützt werden. Voraussetzung dafür ist der überbetriebliche Einsatz der fraglichen Maschinen.
Das Ressourcenprojekt zu Staffelkulturen startet mit der Saat der Winterkultur 2024 und dauert bis 2029 (wissenschaftliche Begleitung bis 2031). Interessierte Betriebe können sich bei SNT melden: info(at)no-till.ch
Voraussetzungen zur Teilnahme
Betriebe im Ressourcenprojekt Staffelkulturen müssen folgende Anforderungen erfüllen.
Kanton: AG, BE, FR oder SO.
Fläche: Mindestens 1 ha im gestaffelten Anbau, generell mindestens 60 Prozent Staffelkulturen und 20 a Referenzparzelle pro Kultur, also 2×20 a für den Vergleich.
Verpflichtung: Teilnahme an 1 bis 2 Workshops und 1 bis 2 Flurbegehungen pro Jahr, Umsetzung der Massnahmen während ganzer Projektdauer (6 Jahre).
Bereitschaft: Zur Zusammenarbeit mit Beratung, Forschung und Lohnunternehmern.
Gute Aufzeichnungen: Daten zu Art und Menge von Dünger, PSM, Maschineneinsatz, Bodenbearbeitung, Hofdüngeranalyse, allenfalls Treibstoffverbrauch usw. werden erhoben. jsc