Fisch aus Gras. Für den Berner Landwirt Hansjakob Häberli Zukunftsmusik. «Wir kommen nicht drumherum, die natürlichen Gegebenheiten unseres Landes, insbesonderer dieser Region, zu nutzen», erklärt Häberli. Und das sei nun mal Gras. Häberli hat vor einiger Zeit, aus wirtschaftlichen Gründen, die Milchproduktion eingestellt. Er produziert Weihnachtsbäume.  Dadurch ist Häberli mit dem Faktor Zeit bestens vertraut. Dieser stellt auch in der Fischproduktion eine wichtige Komponente dar, wie er ausführt.  


Der Graskarpfen erfüllt die Ansprüche  


Konkret geht es im Projekt, das direkt aus bäuerlicher Basis lanciert wurde, um den «Graskarpfen». Dieser Fisch ist ursprünglich in China beheimatet, ist eine wärmeliebende Art, die aber auch tiefere Temperaturen pro­blemlos verträgt. «Die Tiere werden im 4. bis 5. Jahr geschlechtsreif, in kühleren Gegenden erst im 6. bis 8. Lebensjahr», so Häberli, der weiss, dass es eine Investition auf Zeit ist.

Für den Pionier trifft die Produktion mitten ins Herz der Nachfrage nach einem gesunden und nachhaltig produzierten Lebensmittel. «Wir müssen uns vermehrt danach ausrichten, was der Konsument sucht und ihm nicht beibringen wollen, was er eigentlich essen sollte, um die inländische Produktion zu erhalten.» Fisch sei immer wieder ein sensibles Thema in den Medien. «Das gesunde Lebensmittel kämpft mit Skandalen», so Häberli. Schon vor mehr als zwanzig Jahren sei das «Fischstäbli» am Pranger gestanden, «wir müssen eine Alternative bieten», ist der Landwirt überzeugt.

Bund würdigt das unternehmerische Denken  


Hansjakob Häberli sieht in der Produktion von Graskarpfen weitere Vorteile. Er plant, den Fisch in seiner Obstanlage «zu weiden». «Das löst mir ein Pro­blem», so der Pionier. Das Gras in den Reihen der Apfelbäume werde gemulcht, könne somit nicht genutzt werden. Eine Effizienzsteigerung der Fläche und ein ressourcenschonendes Projekt ist Häberli überzeugt. Und hier kommen für den Landwirt auch die Direktzahlungen ins Spiel. Die Fischproduktion mit Graskarpfen würde die Ansprüche an die Graslandbasierte Milch und Fleischproduktion (GMF) ohne Weiteres erfüllen. Das Bundesamt für Landwirtschaft sei informiert. «Man würdigt beim Bund das unternehmerische Denken der Bauern durchaus», so Häberli. Doch wie sieht es mit der Fischtoxizität der Pflanzenschutzmittel im Obstbau aus? «Hier laufen die Abklärungen auf Hochtouren», so Häberli. «Dieses Problem ist lösbar», ist er sicher. Gesucht seien nun Produzenten. «Wir wollen damit Geld verdienen», so der Landwirt.

Simone Barth


Interessierte Landwirte melden sich unter 
fisch(at)bauernzeitung.ch