Wie eine Schwalbe hoch hinaus fliegen und sich dann voller Wagemut in die Tiefe stürzen. Neugierig in die Ferne fliegen, um wieder in die Geborgenheit des liebevoll aufgebauten Nestes zurückzukehren: «Das passt zu mir», sagt Tanja Frieden. «In bin quasi ein Schwalbenmensch. Daher habe ich Schwalbenflügel als Logo für mein Geschäft gewählt».
Seit sechs Monaten lebt die 40-jährige Berneroberländerin ein neues Abenteuer: Sie ist Mutter eines Sohnes geworden. Luam sei ein pflegeleichtes Baby. «Ideal für Anfänger wie uns», lacht Tanja Frieden, die mit ihrem Lebenspartner, dem Ex-Profi-Kitesufer Marc Ramseier, in der Thunersee-Region wohnt. Beide sind beruflich selbständig tätig. Und wie in vielen jungen Familien ist es manchmal eine Herausforderung, die beruflichen und privaten Anliegen unter einen Hut zu bringen. «Die theoretische Idee wäre, dass wir beide 60 Prozent arbeiten», erklärt Frieden. Doch da Marc Ramseier im Ausland Kite-Camps organisiere und sie selbst auch immer mal wieder externe Seminare und Events habe, sei das in der Praxis nicht immer ganz einfach.
Die zwei Seiten der Medaille
Als «Schwalbenmensch» und Ex-Spitzensportlerin hat Tanja Frieden keine Angst vor Herausforderungen. 32 Podestplätze erreichte sie während ihrer Zeit als Profi-Snowboarderin. Im Jahr 2006 krönte sie ihre Sportkarriere mit einer Olympia-Goldmedaille im Snowboardcross, die sie in unbekümmertem Berndeutsch als «Plämpu» bezeichnete.
Tanja Frieden kennt aber auch die Kehrseite der Medaille: Vier Jahre später trat sie kurz vor den olympischen Winterspielen vom Spitzensport zurück, nachdem bei einem letzten Rennen beide Achillessehnen rissen. Die Halb-Norwegerin sass monatelang im Rollstuhl, musste sich völlig neu orientieren.
Natürlich habe sie sich ein anderes Ende ihrer Sportkarriere gewünscht. Doch dem Spitzensport trauere sie nicht nach. «Luam hat jetzt Priorität. Und es geht im Leben und im Beruf nicht darum, zurückzublicken. Es geht vielmehr darum, zu schauen was man mit dem, was man jetzt hat, machen kann. Erfolgsfaktoren entstehen auch aus Niederlagen.»
Tanja Frieden ist ausgebildete Primarlehrerin und war auch als Profisportlerin Teilzeit auf dem Beruf tätig. Später absolvierte sie eine ganze Reihe von Weiterbildungen, um mit einem soliden Fundament als Coach und Mentaltrainerin arbeiten zu können. Mittlerweile ist sie seit zehn Jahren in verschiedenen Bereichen selbstständig, zum Beispiel als Botschafterin für Projekte, Marken und Institutionen. Dazu gehört unter anderem die «Schneesportinitative»: Tanja Frieden amtet für die Non-Profit-Organisation, die vor allem Kinder und Jugendliche wieder vermehrt zum Schneesport animieren will, als Präsidentin.
Coach mit Leidenschaft
Tanja Friedens Hauptanliegen ist es aber, Sportler, Firmen und Berufsleute mit Seminaren und in Einzelsitzungen dabei zu unterstützen, ihren Zielen ein Stück näher zu kommen. «Ich habe Freude daran, Menschen zu bewegen», sagt sie zu ihrer Motivation. «Als Coach arbeitete ich dabei lösungsfrei. Ich sage niemanden, ‹so wird das gemacht›. Ich versuche vielmehr dabei zu helfen, dass jeder Teilnehmer eigene Wege entwickelt, oder gar neue Welten entdeckt.» Zu viel Expertenwissen sei dabei hinderlich. «Das engt bereits ein, man denkt dann in zu kleinen Feldern.»
Oft sei es auch gar nicht so einfach, die eigenen Ziele zu formulieren. «Ich erlebe es immer wieder, dass Menschen ziemlich genau wissen, was sie nicht wollen. Aber sie haben Mühe klar zu definieren, was sie wollen, welches ihre Ziele sind.» Dann gehe es darum, eine Bestandesaufnahme zu machen, auch mal den Blickwinkel zu wechseln und mit den eigenen Widerständen zu arbeiten. Herauszufinden, ob man nur eine Rolle spielt oder ob die gewählte Aufgabe wirklich der eigenen Persönlichkeit entspricht. «Gut oder schlecht gibt es dabei nicht, sondern nur Erfahrungen.»
Seine Stärken zeigen
Gerade Frauen würden ihre Möglichkeiten oft unterschätzen und sich nicht trauen, ihre Ressourcen, ihre Kräfte im Aussen zu zeigen. «Viele denken ‹ich muss da durch›. Doch es geht darum, sich lustvoll und motiviert eigene Ziele zu setzen und zur Erkenntnis zu kommen, ‹Ich bin es wert, dass man mir zuhört›.» Das Schöne daran: Diese Ziele dürfen und sollen mit Gefühlen verbunden werden. «Denn Emotionen bewegen die Welt. Es hilft daher, seine Ziele emotional zu verankern, zum Beispiel so zu tun als hätte man das Ziel schon erreicht.» Bei ihren Coachings und Seminaren sei ihr immer auch ein Anliegen, dass es nicht bei der Theorie bleibt, sondern dass sich das Erlernte ganz konkret in der eigenen Welt umsetzen lässt.
Viele ihrer Gruppenseminare führt Tanja Frieden im Deltapark in Gwatt am Thunersee durch, einem neu erbauten Seminarhotel mit grosszügigem Gesundheits-, Fitness- und Wellnessangebot. «Ich bin Botschafterin des Hotels, weil seine Ausrichtung so gut zu den Themen passt, die auch meinen Alltag bestimmen: Körper, Geist und Emotionen in Bewegung.» Zudem laute einer ihrer Grundsätze für ein Seminar: Die Teilnehmer sollen mit «mehr» nach Hause gehen. «Ich möchte erreichen, dass sie eine Erkenntnis, ein Erlebnis oder ein Werkzeug mitnehmen, dass sie noch lange an diesen Tag erinnert und ihren Zielen näher bringt.»