Der Pariser Klimavertrag war nicht mal eine Woche in Kraft, als die US-Wähler Trump zu ihrem neuen Präsidenten machten. Den Klimawandel bezeichnete er im Wahlkampf als Schwindel und kündigte an, lieber die Arbeitsplätze in Kohlebergwerken zu sichern, als die Energiewende weg von fossilen Brennstoffen zu vollziehen.

Nach seinem Wahlsieg geht an der derzeitigen Klimakonferenz in Marrakesch die Sorge um, was nun aus dem Pariser Abkommen wird, das Trump laut eigener Aussage kündigen will. Der Pariser Klimavertrag gilt schon deshalb als historisch, da er von China und den USA, den beiden Ländern mit dem grössten CO2-Ausstoss, ratifiziert wurde. Die USA sind für knapp 18 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich, China für rund 20 Prozent.

Das Vorgänger-Abkommen, das Kyoto-Protokoll, krankte genau daran, dass sich die grössten CO2-Sünder nicht daran beteiligten. Aber kann Trump das mühsam ausgehandelte Pariser Abkommen so einfach zunichte machen? Mit dieser Frage beschäftigte sich ein Beitrag im Blog "ScienceInsider" des Fachjournals "Science".

Klimaschutz "auf Eis"

Die USA hatten mit der Ratifizierung des Vertrages zugesichert, ihren Treibhausgasausstoss bis 2025 um 28 Prozent gegenüber dem Niveau von 2005 zu senken. Aus dieser Vereinbarung kommt Trump laut "ScienceInsider" zwar nicht sofort heraus - aber bis 2020 wäre das möglich.

Für wahrscheinlicher hält Klimapolitik-Experte David Victor von der University of California in San Diego jedoch, dass Trump den Vereinten Nationen den Austritt der USA aus dem UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change) erklärt. Dieses umfasst beinahe alle Staaten der Welt und koordiniert internationale Klimaabkommen.

Der Austritt würde binnen eines Jahres in Kraft treten. Victor bezeichnet dieses Szenario laut "ScienceInsider" als den wohl symbolträchtigsten "Anti-Establishment Move".

Beide Möglichkeiten würden das Klimaabkommen nicht ganz zunichte machen, aber zumindest auf Eis legen. Insbesondere ist zu befürchten, dass Trump die von den USA zugesicherten 800 Millionen Dollar pro Jahr Finanzhilfe für Klimaschutzziele der am wenigstens entwickelten Länder nicht auszahlen wird. Ohne diesen finanziellen Anreiz könnten viele Länder die Motivation verlieren, sich an ihre Versprechen zu halten.

Ausgebremste Bemühungen

Die USA könnten sich also für (mindestens) vier Jahre aus den internationalen Klimaschutzbemühungen ausklinken. Das würde bedeuten, dass andere Nationen, die es bisher weniger gewohnt waren, die Vorreiterrolle einzunehmen, aktiver werden müssten. Weitergehen mit der US-Beteiligung am Klimaschutz könnte es dann erst wieder unter einer neuen Regierung.

Wenn die globale Erwärmung auf zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit begrenzt werden soll, wie es das Pariser Abkommen vorsieht, darf die Menschheit nur noch eine begrenzte Menge CO2 ausstossen, wie der Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC von 2013 festhält.

Je später mit der Reduktion der Emissionen begonnen wird, desto schneller müssen sie also auf netto Null gebracht werden und desto teurer wird die dafür notwendige Abkehr von fossilen Brennstoffen, die "Dekarbonisierung", betonen auch Schweizer Klimaexperten wie Thomas Stocker von der Universität Bern.

Auch die Schweiz betroffen

Auch die Schweiz wäre vom Verfehlen des Zwei-Grad-Ziels betroffen: Ein "Weiterfahren wie bisher" würde Berechnungen zufolge bedeuten, dass die Schweiz bis Ende des Jahrhunderts um vier bis fünf Grad wärmer sein wird als noch in der vorindustriellen Zeit.

Häufigere Wetterextreme wie Überschwemmungen und Dürren, mehr Steinschläge und Erdrutsche, grosse Herausforderungen für den Artenschutz und die Landwirtschaft sind nur einige der Folgen des Klimawandels für die Schweiz, die bereits heute zu spüren sind. Mit ungebremstem Klimawandel werden diese Probleme zunehmen, wie der jüngst veröffentlichte Bericht "Brennpunkt Klima Schweiz" der Schweizer Akademie der Naturwissenschaften zusammenfasst.

sda