Wie funktioniert Ihr Betrieb?
Leandra Egger: Wir haben 2023 den Hof von meinen Eltern übernommen und führen wie sie auch die Betriebsgemeinschaft Sonnegg-Rosenegg weiter. Bei uns sind die Milchkühe und Kälber, beim BG-Partner Basil Allenspach Galtrinder, Hühner und Schafe. Wir bewirtschaften rund 38 ha. Jeder von uns geht einer auswärtigen Tätigkeit nach. Das Pensum ist abhängig von den aktuellen Arbeiten auf dem Hof. Wir haben einen Milchautomaten und bieten Eier sowie selbst gemachte Glace an. Die Glace bereite ich abends oder am Wochen-ende zu.
Wird sich das noch ändern?
Mein Mann Matthias ist ausgebildeter Landwirt und im Holzbau tätig. Auf Frühling 2025 wird er voll in den Betrieb einsteigen und Basil geht auf die Alp.
Wie haben Sie das Wohnen nach der Hofübergabe geregelt?
Meine Eltern zogen in eine Eigentumswohnung nach Andwil und wir ins Betriebsleiterhaus. Die Zweitwohnung auf dem Hof bauten wir um und renovierten. Sie ist jetzt fremdvermietet. Dass ein bisschen Abstand zwischen den Generationen gut ist, wurde mir an der Bäuerinnenschule klar. Meine Kolleginnen erzählten von Missverständnissen und falschen Rücksichtnahmen. Was den einen als ideale Neuerung oder als guter Rat erscheint, ist für den andern abwertend, Kritik oder Einmischung.
Warum absolvierten Sie die Ausbildung zur Bäuerin?
Ich habe das KV gelernt und arbeite als Zivilstandsbeamtin in Gossau. Obwohl ich auf einem Hof gross geworden bin, wollte ich einen vertieften Einblick in die Landwirtschaft – insbesondere da anfänglich nicht klar war, ob wir auf dem Hof von Matthias Eltern einsteigen werden oder hier auf meinem elterlichen Betrieb.
Ihre Mutter Seline Heim leitet die Bäuerinnenausbildung. Wie war es, ihr im Unterricht zu begegnen?
Das war kein Problem. Ich musste meine Leistung wie alle andern erbringen. Wir waren in unserer Klasse eine Supertruppe. So machen wir jetzt gegenseitige Hofbesuche, wo auch die Männer und Kinder dabei sind.
Wie haben Sie es rein zeitlich geschafft: Hofübernahme, Umbau, Zivilstandsamt und die Bäuerinnenschule, die ja in Salez stattfand?
Ich konnte während dieser Zeit mein Pensum auf 80 % reduzieren. Für die 70 km zum Rheinhof bildeten wir Fahrgemeinschaften. Langweilig war die Fahrt nie. Wir hatten immer viel zu diskutieren.
Arbeiten Sie auch im Stall?
Ich arbeite jetzt wieder 100 % auswärts. Mein Mann melkt und ich füttere und streue die Liegeboxen ein – immer abends nach der Arbeit, manchmal auch am Morgen. Basil kommt morgens die Mischung machen und erledigt die Arbeiten auf seinem Hof. Auch in der Mittagspause kommt es vor, dass ich rasch den Stallrundgang mache. In den Spitzenzeiten wird es am Abend etwas später. Ich empfinde das auch nicht als Arbeit und liebe den Umgang mit den Tieren. Nächstes Jahr werde ich den Kurs «Homöopathie im Stall» besuchen.
Was machen Sie als Zivilstandsbeamtin lieber: Trauungen oder Todesfälle?
Wir sind sowohl für Geburtenmeldungen als auch Trauungen und Todesfälle zuständig. Da gibt es kein Lieber – das gehört zum Leben. Eine Trauung ist ein freudiges Erlebnis. In den vergangenen sechs Jahren habe ich rund 330 Trauungen durchgeführt. Die einen gestalten ihre Trauung liebevoll mit Musik oder Gedichtzeilen und ich verfasse die persönliche Traurede zur Kennenlerngeschichte. Andere wollen es lieber kurz und knapp – jeder, wie es ihm gefällt. Bei den Todesfällen sind die Trauernden oft sehr froh und dankbar, wenn wir sie durch die schwierige Phase begleiten.
Haben Sie überhaupt ein Leben ausserhalb von Haus, Hof und Zivilstandsamt?
Ja klar. Ich bin im Turnverein aktiv. Viele Freundschaften entstanden dort. Mit diesem engsten Freundeskreis verbringen wir einmal im Jahr irgendwo in der Schweiz ein Wochenende zusammen. Das Datum für 2025 steht schon fest.