Er soll auf der Milch-Packung, den Pouletflügeli oder auf den Budget-Guetzli aufgedruckt sein: Der neue «MCheck» mit Sterne-System. An diesem sollen Käuferinnen erkennen können, wie nachhaltig das Produkt produziert wurde. Oder welche Tierhaltungsstandards eingehalten worden sind.
«Die Skala funktioniert wie eine Hotelbewertung: Wenn das Produkt fünf Sterne erhält, schneidet es sehr gut ab, wenn es nur einen Stern erhält, gibt es viel Verbesserungspotenzial», erklärt die Migros ihr neues Bewertungsystem.
Zehn Faktoren fürs Tierwohl
«Unser Ziel ist es, einen ersten Schritt zu gehen, um Transparenz zu schaffen und den Konsumenten die Möglichkeit zu geben, informiert einzukaufen», sagt Marketing-Chef Matthias Wunderlin.
Beim Tierwohl werden bis zu zehn verschiedene Faktoren beurteilt und bewertet. Unter anderem der Auslauf im Freien, der Einsatz von Medikamenten und der Transport.
Die Methode zur Bewertung des Tierwohls hat die Berner Fachhochschule Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) entwickelt. Die Daten dazu erhebt die Migros selbst. Die Klima-Sterne verleihen die Ökobilanzierungsfirmen treeze und Myclimate.
Transparenz für Produzenten
Gibt es von nun an eine weitere Hof-Kontrolle von der Migros? Matthias Wunderlin verneint. «Wir erstellen das Ranking auf Stufe Produktegruppe, nicht auf der Stufe der Produzent.» Alle Produkte beispielsweise der Optigal-Linie werden dementsprechend gleich viele Sterne erhalten. Die Betriebe werden nicht einzeln bewertet.
Migros versichert: «Die Bewertungen werden transparent kommuniziert, jeder Produzent soll nachvollziehen können, wieso seine Produkte das entsprechende Ranking erreichen.»
Auch Ein-Stern-Produkte in den Regalen
Alle Fleisch-Produkte, die aus der Schweiz kommen, seien mit mindestens drei Sternen in der Kategorie der Tierhaltung bewertet worden.
«Bei Importprodukten wollten wir in der Kategorie Tierhaltung ebenfalls alle Produkte auf mindestens drei Sterne bringen», sagt Matthias Wunderlin. Das sei allerdings nicht überall möglich gewesen. «Wo wir keine lückenlose Transparenz haben, gibt es nur eine Ein-Sterne-Bewertung.»
Bei der Klima-Skala achtet die Migros besonders auf die Herkunft des Futtermittels. Bei Optigal-Propdukten, stammt das verfütterte Soja aus Europa, bei M-Classic-Poulet kann es auch aus Übersee stammen. Entsprechend erhält das Optigal-Produkt mehr Klima-Sterne als das M-Classic-Produkt.
«Bereit für Diskussionen»
Die neue Nachhaltigkeits- und Tiewtwohl-Skala ist ab heute auf über 100 Produkten der Migros-Eigenlinien zu finden. Bei der Ausarbeitung der neuen Bewertungsform arbeitete die Migros mit IP-Suisse zusammen. Wunderlin ist gespannt auf die Reaktionen:
«Selbstverständlich wird dieses Ranking zu Diskussionen führen. Wir sind bereit, unser System mit unseren Partnern weiterzuentwickeln und stehen für einen konstruktiven Austausch zur Verfügung.»
«Die Verantwortung liegt bei der Migros»
Sentience Politics – die Trägerorganisation der «Initiative gegen Massentierhaltung» – begrüsst die Einführung einer Tierwohl-Skala auf Migros-Produkten, wie die Organisation in einer Medienmitteilung schreibt. Sentience Politics sieht die Hauptverantwortung im Bereich Tierwohl aber weiterhin bei der Migros und nicht primär bei den Konsumierenden.
Aus Sicht der Organisation ist erhöhte Transparenz ein erster Schritt, sie sei allerdings kein Wundermittel. Man habe Bedenken, weil Erfahrungen im nahe Ausland gezeigt hätten, dass Transparenz auf der Lebensmittelverpackung nicht reiche, dass das Tierwohl gesteigert werde. In Deutschland sei vor sechs Jahrten die vergleichbare «Initiative Tierwohl» eingeführt worden. Fortschritte in Sachen Tierwohl habe es kaum gegeben: «Die Verbraucherinnen schauen noch immer sehr stark auf den Preis.»
Sentience Politics hält die Migros deshalb dazu an Massnahmen zu lancieren, um Mehrverkäufe auf möglichst hohen Rating-Stufen sicherzustellen.
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