«Finanzielle Absicherung in der Landwirtschaft»: Mit diesem Thema hat der Verband Bernischer Landfrauenvereine den Nagel auf den Kopf getroffen und einen spannenden Dialog am 5. Berner Bäuerinnen-Treff auf der Rütti geschaffen. Dabei erzählten drei Bäuerinnen, wie sie sich auf dem Betrieb abgesichert haben. Mit oder ohne Ehevertrag, mit oder ohne ausbezahlten Lohn, mit oder ohne eine Säule 3a. Dabei gaben sie Einblicke in ihren Alltag. Emotional wurde es, als die Bäuerin Verena Burren von ihrer Scheidung erzählte, als sie plötzlich vor dem Nichts stand.

Ausreichend versichert

Wer auf einem Bauernhof lebt und mitarbeitet, sollte ausreichend versichert und finanziell abgesichert sein. Das ist das unbestrittene Ziel der gesamten Branche. «Wir reden nicht von einem Thema, das nur für die Frauen, Bäuerinnen, Partnerinnen wichtig ist, sondern für die gesamte Landwirtschaft», sagt Mathias Grünig von der Agrisano Regionalstelle Bern. Nur so sei ein langfristig erfolgreiches gemeinsames Leben und Arbeiten auf einem Bauernhof in allen Situationen und Lebensereignissen sichergestellt. Grünig zeigte auf, wie man sich auf einem Betrieb gut versichert, aber wo man auch Prämien sparen kann. «Alle paar Jahre ein Update bei den Versicherungen spart Überraschungen», empfiehlt er. Am Zweckmässigsten sei es, für den Betrieb im Rahmen einer Gesamtversicherungsberatung eine ideale Lösung zu finden.

Wird nicht besprochen

Auf vielen Betrieben wird die soziale Absicherung der Partnerin längst besprochen und berücksichtigt. Es ist aber unbestritten, dass weiterhin noch Handlungsbedarf besteht. Die Thematik der Absicherung der Bäuerinnen ist inzwischen tief bis in die Politik vorgedrungen. In der AP22+ war sogar ein Obligatorium für eine Taggeldversicherung und Risikovorsorge für die Bäuerin vorgesehen. Obwohl die AP22+ sistiert wurde, ist es klar, dass das berechtigte Anliegen der sozialen Absicherung der Bäuerin mit Sicherheit in der nächsten Runde der AP enthalten bleibt.

Wie man am besten abgesichert ist, zeigt die Meisterlandwirtin und Bäuerin Sabine Hauert aus Ersigen auf. «Ich erhalte für meine Arbeit auf dem Hof einen fixen Monatslohn, wo ich dafür auch AHV zahle», erzählt sie. Da sie früher auf der Post gearbeitet hatte, habe sie noch eine «kleine» Pensionskasse. Sie frage sich immer wieder, ob im Alter die Rentenversicherungen wohl ausreichen werde oder ob sie lieber noch zusätzlich auswärts arbeiten gehen sollte.

Einen Lohn auszahlen

Dass sie sich für ihre Arbeit auf dem Hof nie einen Lohn auszahlen liess, bereut rückwirkend Verena Burren. Aufgewachsen in Borisried, stand die Bäuerin nach der Scheidung fast vor dem Nichts: «Meine AHV war nur über meinen Mann abgedeckt, dass meiste vom erwirtschafteten Geld haben wir in die Betriebe gesteckt», erzählt sie ihre Geschichte. Nach der Trennung führte sie den Betrieb ihrer Eltern weiter, der andere Betrieb sei der Hof ihres Mannes gewesen. Jeder hatte das behalten, was er hatte, es wurde nichts aus der Errungenschaft mitgenommen. Teilen musste sie hingegen die AHV mit ihrem Mann. «Obwohl wir schon getrennt waren, haben wir noch einen Ehevertrag abgeschlossen», so die Bäuerin. Später habe sie noch eine Ausbildung im Pflegebereich absolviert, wo sie heute noch tätig ist.

Auswärts nicht gearbeitet

Auswärts arbeiten lag für die Bäuerin Ruth Grütter aus Grasswil nie drin. Fünf Kinder, der Betrieb, die Schwiegereltern, dazu eine ledige Tante und ein lediger Onkel auf dem Hof – nein, auf ihre Hilfe konnte man nicht verzichten. «Erst als ich aushilfsweise bei einem Marktfahrer und bei einer Versicherung arbeitete, hatte ich jeden Monat einen Lohn», erzählt die Bäuerin ihre Geschichte.

Neben der AHV und Pensionskasse habe sie zusätzlich noch in die Säule 3a einbezahlt. «Mein Mann hat noch eine Lebensversicherung abgeschlossen», sagt Grütter. In drei Jahren bekommt sie die AHV. «Ich hoffe, meine Absicherungen reichen, damit ich auch im Rentenalter genug zum Leben habe», so die Bäuerin.