Früh morgens haben wir alles vorbereitet, damit der Scherer pünktlich um acht Uhr mit seiner Arbeit beginnen konnte. Er kam dann wie versprochen und bereitete seine Utensilien vor. Alle Handgriffe waren eingeübt, denn wir sammelten bereits ein wenig Erfahrung, als wir die Jungschafe im September schoren.
Reibungsloser Ablauf
Als Erstes wurden die Schafe eingefangen und in ein Gatter gesperrt. Dann wurde ein Schaf aus dem Gatter gelassen und der Scherer drehte es zackig auf den Rücken und begann es am Bauch zu scheren. Schliesslich war das Schaf vollständig von der rund zehn Zentimeter dicken Wollschicht befreit und ich brachtees ins nächste Gehege. Dortwurden den Tieren die Klauen geschnitten. Die geschorenen Vierbeiner sahen ein wenig verloren aus, so ganz ohne Wolle. Während der Scherer schon das nächste Schaf schor, sammelte ich die Wolle ein und Ophélie, die hier ihr erstes Lehrjahrabsolviert, fing schon mal das nächste Schaf ein.
Kleine Kratzer unvermeidbar
Der Scherer musste zügig arbeiten, um eine Fehlgeburt zu verhindern, denn die Schafe sind schon trächtig. Nicht jedes Schaf hielt sich die ganze Zeit still und so konnte zum Teil nicht verhindert werden, dass sie sich einzelne kleine Kratzer zuzogen. Diese wurden dann aber sofort desinfiziert. Um zwölf Uhr mittags war die Arbeit dann zu Ende und wir assen gemeinsam ein «Saucisson Vaudoise», das ist eine waadtländische Spezialität. An diesem Tag schoren wir insgesamt 58 Schafe. Die andere Hälfte wird eine Woche später gemacht.
Vielseitige Verwendung
Meine Chefin Veronica erklärte mir während des Abendessens, dass die Schafswolle gemeinsam mit der Wolle von den umliegenden Betrieben abgeholt wird und dann zu Bettdecken, Matratzen und Isolation verarbeitet wird.
Zur Person:
Julia Grüter aus Ruswil macht dieses Jahr das Vorstudienpraktikum für das Studium der Agrarwissenschaften an der HAFL. Anfang August 2021 hat sie in Puidoux bei Familie Chevalley angefangen. Der Familienbetrieb verkauft im Hofladen Schafmilchglace und -joghurt sowie viele weitere Produkte.
