Das Bauvorhaben AS 25 der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), Entflechtung Gümligen Süd im Kanton Bern, stösst Landwirten aus dem betroffenen Gebiet in Allmendingen bei Bern und Gümligen sauer auf. Die SBB planen einen neuen Bahntunnel unterhalb der bestehenden Bahnstrecke zwischen Muri und Rüfenacht/Allmendingen. Die Bauarbeiten sollen im Mai 2024 starten und der neue Tunnel mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2028 in Betrieb gehen, heisst es auf der Website der SBB. Die geplante Variante der Baustellenzufahrt, die sogenannte SO 4 Hubelacher, führt durch Kulturland und ein Naherholungsgebiet. Der Unmut darüber ist gross. Das eigentliche Projekt wird hingegen nicht bestritten.

Die Argumente, welche für die Zufahrt durch Kulturland sprechen, fehlen

Hört man sich um, wird durchs Band die schlechte Kommunikation vonseiten der SBB sowie die geplante Baustellenzufahrt kritisiert. Einem Landwirt, der namentlich nicht genannt werden will, missfällt die fehlende Kommunikation vonseiten der SBB, sein Frust ist hörbar gross. «Konstruktive Gespräche sind mit diesen Herren nicht möglich», bemängelt er. Im Gegenteil. Da werde gleich mit Enteignung gedroht und Einschüchterungs­taktik betrieben.

Er ist der Meinung, dass es eine andere Lösung der Baustellenzufahrt über die Autobahn gäbe, die weniger Kulturland beansprucht. Die SBB hätten diese Variante jedoch gar nie richtig abklären wollen. «Ich möchte wissen, welche Argumente für die Baupiste durch das Kulturland sprechen», fordert der Landwirt. Denn diese habe er nie gehört.

Die Bauernfamilien sind mit dem Ort verbunden

Und dann drücken die Emotionen hervor: «Für mich ist stossend, dass dabei die betroffenen Menschen vergessen wurden, dass offenbar nur das Materielle zählt. Wir leben und arbeiten an diesem Ort, sind mit ihm verbunden», betont der Landwirt. Er wünscht sich, dass alle Betroffenen, die Landwirte, die SBB und auch die Behörden, auf Augenhöhe an einen Tisch sitzen könnten, um alle Aspekte gemeinsam zu behandeln.

Die Enteignungsanzeige kommt überraschend

Ein weiterer Landwirt aus Allmendingen müsste 30 Aren seines Waldes mittels Verkauf abtreten. Nebst dem soll er gut eine ganze Hektare für Baupisten und zwei Installationsplätze zur Verfügung stellen. Im Grundsatz sei er nicht gegen das Projekt. «Wir wussten, dass da etwas Grösseres kommen wird», erklärt er gegenüber der BauernZeitung. Auch er will seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. Was ihn stört, ist die Art und Weise, wie die SBB mit den betroffenen Landwirten umspringen. Im Jahr 2022 gab es eine Begehung vor Ort, dort wurde über detaillierte Punkte diskutiert. Im März 2023 bekam der Landwirt dann die Vereinbarung. Sämtliche Punkte, die an der ­Besprechung vor Ort behandelt worden waren, waren nicht ansatzweise zu finden. Ohne Vorwarnung flatterte Mitte April schon die Enteignungsanzeige ins Haus. Auf Nachfrage und Bitte, sich an einen Tisch zu setzen, kam bis Mitte Mai keine Antwort. Der Landwirt wurde lediglich von den SBB darauf hingewiesen, dass das Projekt bereits beim Bundesamt für Verkehr sei, und da könnten die SBB nichts mehr machen.

Die Pferdebranche unterstützt die Bauern

«Dieses Vorgehen und dass sogleich die Enteignungsanzeige geschickt wurde, hat mich schwer enttäuscht», bemängelt der Landwirt. Unterstützung bekommen die Bauernfamilien von verschiedenen Seiten. So haben der Zentralschweizerische Kavallerie- und Pferdesportverband (ZKV) wie auch die Vereinigung Pferd und Umwelt alt Amt Konolfingen, Einsprache beim Bund deponiert. Ein Anliegen des ZKV ist, dass die Verantwortlichen nicht nur mit Wanderern und Velofahrern sprechen, sondern, dass auch andere Nutzer der betroffenen Naherholungsräume wie Reiter(innen) berücksichtig werden.

Die Zufahrt mit den Lastwagen ist ein Problem für Pferde

Denn im Gebiet sind Reitställe beheimatet. Entsprechend ist die Gegend ein beliebtes Reitgebiet, schreibt der ZKV, der in dieser Sache Unterstützung vom Schweizerischen Verband für Pferdesport geniesst. Der ZKV sieht die Erschliessung der Baustelle durch die Variante SO 4Hubelacher daher als höchst problematisch an. Dies, zumal kein Kreuzen möglich sei. Der ZKV fordert den Bund auf, eine alternative Baustellenzufahrt zu ­prüfen.

Das ist die Sicht der SBB

Vonseiten SBB erklärt der Mediensprecher Martin Meier: «Die SBB haben im Vorfeld viel Zeit investiert, um mit den Landeigentümern Lösungen zu suchen. Die vorliegende Lösung erfüllt alle Rand- und Rahmenbedingungen am besten. Im laufenden Prozess (öffentliche Auflage bis Ende Juni 2023 und während des Plangenehmigungsverfahrens), können wir zu sämtlichen geprüften Varianten keine Stellung nehmen. Nach Ablauf der Frist wird das Bundesamt für Verkehr allfällige Einsprachen prüfen und die nächsten Schritte definieren.»