Die hohen Temperaturen sind Vorboten des Frühlings. Für manchen Schädling sind sie ein Weckruf aus dem Winterschlaf. Ab 10 °C geht es los mit der Aktivität der Insekten. Im Raps sollte man darum jetzt die ersten Gelbschalen aufstellen, um den Zuflug der ersten Schädlinge im Blick zu behalten. Das ist im Raps bei Vegetationsbeginn vor allem der Grosse Rapsstängelrüssler.

Lebenszyklus des Schädlings

Dieser etwa 4 mm grosse Käfer überdauert den Winter im Boden von letztjährigen Rapsfeldern. Steigen die Temperaturen über 10 °C bis 12 °C, fliegt dieser in die Rapsbestände ein und beginnt mit seinem Reifungsfrass, welcher rund zehn Tage andauert. Anschliessend bohren die Weibchen mit ihrem Rüssel den Haupttrieb an und legen an mehreren Orten Eier in die Stängel ab. Aus diesen schlüpfen die Larven des Schädlings, die im Inneren der Rapspflanze am Mark fressen. Im Sommer wandern die Raupen in den Boden, wo sie sich verpuppen.

Krummer Wuchs, Minderertrag

Der Raps reagiert auf die Einstiche und die Frassaktivität mit einem gestörten Pflanzenwachstum. Die Pflanze windet sich sichtbar, bildet Verdickungen und gallenartiges Gewebe aus. Der Haupttrieb wirkt gestaucht, oft platzen die Stängel auf. Es resultieren gestresste Pflanzen und Minderertrag. Gelbfallen helfen, den Einflugzeitpunkt und die Einflugstärke vom Stängelrüssler einzuschätzen. Das Insekt fliegt die leuchtend gelben Fallen an und ertrinkt im Wasser-Seifen-Gemisch. Die Zugabe von etwas Salz oder Frostschutz-Konzentrat verhindert zudem die Eisbildung. Die Schale ist knapp über der Bestandeshöhe und in Richtung letztjähriger Rapsbestände zu positionieren. Die Fallen sollen wöchentlich kontrolliert werden. Findet man zahlreiche Käfer in der Falle, lohnt es sich, in den folgenden Tagen die Haupttriebe der Pflanzen auf Einstichstellen zu untersuchen. Am bequemsten funktioniert dies, indem man die Pflanzen jeweils beim Wurzelansatz abschneidet.

Schwierige Bekämpfung

Die Bekämpfung der Rapsstängelrüsslers ist eine Herausforderung. Dies liegt daran, dass lediglich Kontaktinsektizide aus der Gruppe der Pyrethroide gespritzt werden dürfen. Werden diese Mittel zu häufig eingesetzt, können die Insekten Resistenzen dagegen ausbilden. Ein sparsamer Einsatz und das genaue Timing der Applikation sind darum entscheidend für den langfristigen Bekämpfungserfolg.

Schadschwellen beachten

Für eine Behandlung mit einem Pyrethroid muss beim kantonalen Pflanzenschutzdienst immer eine Sonderbewilligung eingeholt werden und die Schadschwellen in einer Stichprobe von 10 × 5 Pflanzen müssen überschritten sein:

  • Stängelhöhe 1 bis 5 cm: 10 bis 20 % der Pflanzen weisen Einstiche auf.
  • Stängelhöhe 5 bis 20 cm: 40 bis 60 % der Pflanzen weisen Einstiche auf.
  • Stängelhöhe über 20 cm: Keine Behandlung mehr nötig, da die Nebentriebe nicht mehr gefährdet sind.

[IMG 2] Simon Binder ist Agronom, führt einen Landwirtschaftsbetrieb und arbeitet an der Fachstelle Pflanzenschutz vom Strickhof im Kanton Zürich.