«Für uns funktioniert historische DNA wie eine Zeitkapsel, die es uns erlaubt, in die Geschichte zu reisen und der Domestizierung von Getreidepflanzen zu bestimmten Zeiten nachzugehen», sagt Johannes Krause vom deutschen Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena.

Die Analysen zeigten, dass vom Menschen angebaute Gerste in Israel und Jordanien heute ein sehr ähnliches Genom hat wie schon vor 6000 Jahren. Die Entwicklung der Pflanze für die landwirtschaftliche Nutzung war demnach damals schon ziemlich fortgeschritten. Wilde Gerste von heute unterscheidet sich dagegen genetisch stark, wie die Forscher mitteilten. Die für die Analyse gebrauchten, uralten Gerstenkörner stammen aus der schwer zugänglichen Yoramhöhle in der judäischen Wüste in der Nähe des toten Meers in Israel.

«Das genetische Material ist für mehrere Tausend Jahre gut erhalten geblieben aufgrund der extremen Trockenheit in der Region», sagt Ehud Weiss, Professor für Archäobotanik an der Bar-Ilan-Universität bei Tel Aviv. Um das Alter der Samen zu bestimmen, untersuchten die Wissenschaftler das Getreide mit der Radiokarbonmethode.

5 Milliarden Basenpaare
Bisher ist es nach Angaben der Forscher nur gelungen, prähistorischen Mais genetisch zu entschlüsseln. 2009 hatten Wissenschaftler von der Washington University in St. Louis (US-Bundesstaat Missouri) das Genom der Maislinie B73 entziffert. Dieses Erbgut enthält 2,3 Milliarden DNA-Bausteine.

Das Gersten-Erbgut hat 5,1 Milliarden sogenannte Basenpaare, wie Manuel Spannagl, Bioinformatiker vom Helmholtz-Zentrum in München und nicht an der Studie beteiligt, erklärt. «Das Gerstengenom ist sehr gross und sehr komplex - grösser als das menschliche Genom.»