Das neue Futtersilo habe schon den Übernamen «Nesquik-Büchse» erhalten, erzählt Peter Stadelmann und schmunzelt. Der Geschäftsführer der Kunz Kunath AG ist zufrieden: Seit Januar 2021 werden Getreide und Sojaextraktions-Schrote im neu gebauten Silo in Burgdorf BE ein- und ausgelagert. Zurzeit ist das Silo praktisch voll.

Der Bau des 60 Meter hohen Turms kostete das Unternehmen 11 Millionen Franken. Sie investierten aus zwei Gründen, erklärt Peter Stadelmann: «Erstens können wir so die Versorgungssicherheit erhöhen. Wenn ein Lieferengpass bestehen sollte, können wir trotzdem noch für Wochen Futter mischen. Zweitens können wir nun das vom Bund vorgeschriebene Pflichtlager im eigenen Gebäude halten.» Vorher mussten sie sich auswärts einmieten, um ihren Anteil an das nationale Pflichtlager (siehe Kasten) von Rohstoffen beizutragen.

Reserve eingeplant für erwärmtes Getreide

Das Futtersilo ist in 30 Zellen unterteilt. Diese Zellen sind schmal und lang – sie reichen vom obersten Stock bis zum Untergeschoss. Die Zellen können einzeln angesteuert und befüllt werden. In jeder Zelle wird die Feuchtigkeit und Temperatur permanent überwacht.

Falls sich das Getreide erwärmen sollte oder zu gären beginnt, wird das sofort erkannt. Im Silo hat es für solche Fälle ein paar Reservezellen, in denen die Futterware gekühlt werden kann. Die betroffenen Rohstoffe können so umgelagert werden, ohne dass das Gebäude oder andere Posten gefährdet werden.

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Kunz Kunath AG
1926 gegründet, ist das Unternehmen stetig gewachsen. 1990 fusionierte die Mühle Kunz aus dem Emmental mit der Firma Kunath aus Aarau. 2006 wurde Fors Weinfelden integriert.

Seit 2011 wird das Futter der Firma unter dem Markennamen Fors verkauft. Heute ist das Unternehmen wie folgt aufgestellt:
- Produktion von 150'000 t Mischfutter pro Jahr in Burgdorf BE und Weinfelden TG
- rund 100 Mitarbeitende
- weiterer Produktionstandort in Signau BE (Profutter) mit 8 Mitarbeitenden

2020 baute die Firma am Standort in Burgdorf BE ein neues Silo zur Lagerung von Rohstoffen. Seit Januar 2021 ist das Silo im Einsatz:
- Es ist 60 Meter hoch
- Es ist unterteilt in 30 Zellen à 800 Kubik Lagerraum
- Es können bis maximal 20'000 t Rohstoffe gespeichert werden
- Die Annahmestelle kann 180 Tonnen Rohstoffe pro Stunde abfertigen

www.fors-futter.ch

Schlechte Qualität geht in die Biogasanlage

Damit eine solche Erwärmung gar nicht erst auftritt, ist die Eingangskontrolle der gelieferten Rohstoffe wichtig. Zu diesem Zweck wird jeder Posten auf Feuchtigkeit, Hektolitergewicht und Inhaltsstoffe geprüft.

Die Proben werden anschliessend rückgestellt. So kann später, im Falle einer Beanstandung, rückverfolgt werden, ob das Problem bereits beim Ausgangsmaterial lag. Ausserdem wird weiter getestet. Es wird beispielsweise geprüft, ob Mykotoxine im Getreide vorkommen. Sollte das der Fall sein, wird die gesamte Charge in einer Biogasanlage entsorgt.

Im Ausland wird aus futteruntauglichem Getreide unter anderem Bioethanol hergestellt. Als Nebenprodukt entsteht dabei Getreideschlempe. Dieser Rohstoff sei als Futterzusatz beliebt, sagt Stadelmann. «Bei unserem Futter wird die Schlempe allerdings nicht verwendet. Denn was einmal den Lebensmittelkreislauf verlassen hat, verwenden wir aus Qualitätsgründen nicht mehr in unseren Produkten.» Abgesehen davon werden über 360'000 Tonnen Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie für das Fors-Mischfutter eingesetzt, betont Stadelmann.

Woher kommen die Rohstoffe für die Mischungen?

Neben der Qualität ist für Stadelmann auch die Herkunft der Rohstoffe wichtig. «Schweizer Getreide ist gefragt», sagt Peter Stadelmann. Die Anbaufläche gehe seit Jahren zurück, während die Nachfrage gleich bleibe. In der Folge muss mehr Futtergetreide importiert werden. Bei der Versorgung mit Eiweissträgern ist die einheimische Produktion seit Jahren tief. Konkret sieht die Situation bei Kunz Kunath wie folgt aus:

  • Gerste kann fast mit der einheimischen Produktion gedeckt werden.
  • Bei Mais und vor allem bei Weizen herrscht Mangel an Schweizer Ware. Letztes Jahr stammte aber rund 95 Prozent der Importware aus dem grenznahen Gebiet (DE, FR).
  • Sojaextraktions-Schrot ist der Haupteiweiss-Lieferant. 50 Prozent kommen aus der EU.
  • Die anderen 50 Prozent kommen aus Brasilien. Sie sind aus rodungsfreier Produktion und gentech-frei (siehe auch Soja Netzwerk Schweiz, Anm. d. Red.).
  • Ein Teil des Rapskuchen-Mehls kommt aus der Schweiz, als Nebenprodukt der Ölgewinnung. Der Rest, wie auch andere Eiweissträger, muss importiert werden.

Unter der Woche produziert die Mühle rund um die Uhr

Kunz Kunath konnte in den letzten 15 Jahren ihre Marktstellung ausbauen. Die Produktion in Burgdorf läuft von Montag früh bis Freitag spät während 24 Stunden pro Tag. Nun konnte mit dem Bau des neuen Silos die Lagerkapazität der Rohstoffe angeglichen werden.

Mit weiteren Optimierungen könne die zunehmende Nachfrage problemlos befriedigt werden, sagt Peter Stadelmann. Weitere Ausbauschritte, sei es im Werk in Burgdorf oder am zweiten Standort in Weinfelden TG, schliesst Stadelmann trotzdem nicht aus.

Nationale Pflichtlager
Um gegen Mangel- und andere Krisensituationen gewappnet zu sein, schreibt der Bund die Führung von Pflichtlagern vor. Damit soll die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln gesichert werden.
Alle Firmen, die lebenswichtige Ware importieren, produzieren oder verarbeiten, sind zur Lagerhaltung verpflichtet.

Gelagert werden Zucker, Reis, Speiseöle und -fette, Kaffee, Getreide zur menschlichen Ernährung sowie Futtergetreide. Die Lager müssten im Notfall den Bedarf für zwei bis vier Monate decken können.

Zusätzlich gibt es andere Organisationen, die für die Lagerung von Energieträgern (Benzin, Diesel- und Heizöl), Heilmitteln oder Düngemitteln verantwortlich sind.

Quelle: www.reservesuisse.ch