Das Ziel punkto Bodenfruchtbarkeit ist ein selbstregulierender Boden mit einem genügend hohen Anteil von stabilem Dauerhumus. Nur so könne man längerfristig die Krankheitsanfälligkeit von Pflanzen minimieren, die Erosionsanfälligkeit der Böden senken und auch die Wasserspeicherfähigkeit verbessern. Zumal man dadurch CO2-Emissionen und Stickstoffverluste noch besser verhindern könne, sagt Fredy Abächerli.

EM – ja, aber ...

Fredy Abächerli setzt sich seit über 30 Jahren für «Klimafarming» und gesunde Böden ein. Der Geschäftsführer des Maschinenrings Zuger Berggebiet begann schon damals, Bodenkurse zu organisieren. «Als dann vor einem Jahrzehnt die Praxis aufkam, Gründüngungen mit fermentativem Rottelenker und Bodenfräsen oder Geohobeln Jahr für Jahr auf dem Acker auszubringen, waren wir erstaunt. Das widersprach komplett der Lehrmeinung und unseren Erfahrungen», sagt Abächerli. [IMG 2] Fermentative Rottelenker wie Effektive Mikroorganismen (EM) seien dort am richtigen Platz, wenn es darum gehe, Fäulnis zu verhindern – in erster Linie im Stall, im Mist, in Grünabfällen oder auch bei Silagen. EM verhindern oder bauen Fäulnis ab. Sie helfen bei der Mobilisation von Nährstoffen und kommen in einem lebendigen, gesunden Boden auf natürliche Weise aber auch nicht dominant vor. Man müsse sie also auch nicht ständig zuführen.

Prioritär sind Krümel

In einer aeroben Kompostmiete oder auf einem gesunden Boden seien Rottelenker nicht nur Geldverschwendung, sondern es könne, wenn fortwährend während Jahren angewendet, sogar kontraproduktiv für den Aufbau von Dauerhumus sein, hat Abächerli beobachtet. Mit Rottelenkern entsteht in der obersten Bodenschicht durch frisch abgebautes organisches Material nur labiler Nährhumus.

Ist die aerobe, Humus aufbauende Mikroflora zu schwach, ist die Krümelbildung (Ton-Humus-Komplexe) ungenügend. Für eine gute Krümelbildung braucht es Sauerstoff. Nur in einem aeroben Mikroklima im Boden können nützliche Bodenlebewesen aktiv werden. «Der Abbau von organischer Substanz muss durch die Aktivität von aeroben Bodenmikroorganismen in den Aufbau einer stabilen Krümelstruktur übergehen, die sich mit dem Dauerhumus verbindet», so Abächerli. Ein Problem sei, dass man die Gründüngung mulche und flach einfräse. «Das gibt eine Explosion von Nährstoffen, die der Boden erstmals verarbeiten muss. Dabei ist die Gefahr gross, dass in der Mulchschicht Fäulnis entsteht.»

Mähen statt mulchen

Besser sei es, die Gründüngung zu mähen und dann mit einem Grubber oder einer Spatenmaschine in genügend Erde einzuarbeiten. So wird das organische Material gleichmässiger abgebaut. Danach könne man direkt einsäen. Dies im Gegensatz zum Einsatz von Bodenfräse und Rottelenkern, wo man 14 Tage nach dem Einsatz warten müsse, sonst würden die Keimlinge zu stark gehemmt. «Eigentlich braucht es nach der Anwendung von fermentativen Rottelenkern eine weitere Impfung mit einem Präparat, das aus einer Vielfalt von aeroben Mikroorganismen besteht», sagt Abächerli.

Er empfiehlt den Pfeiffer-Lübke-Starter und aeroben Kompostextrakt. Am effektivsten kann man die Humusbildung mit Kompost fördern – falls dieser aus aerob gelenkter Kompostierung stammt.

Ziel der aeroben Kompostierung ist, dass sich schon im Kompost Ton-Humus-Komplexe bilden, die Nährstoffe einbinden. Dafür müsse man aber den Kompost in den ersten sechs Wochen bis zu 20-mal gezielt umsetzen, sodass die Sauerstoffversorgung und die Feuchtigkeit für eine gute Rotte passen.

Ein aerob geführter Kompostierprozess stinkt nicht. «Für einen schnelleren Ab-, Um- und Aufbau setzen wir Pfeifer-Lübke-Starter oder Kompostextrakt ein», erklärt Fredy Abächerli. Das verstärke die aerobe Rotte.

«Humusbildung ist heute zu einem Verkaufsargument geworden.»

Fredy Abächerli

Vergessen gehe heute oft, dass es sich beim Boden um einen Organismus handelt, wo eben nicht alles möglich sei. «Humusbildung ist heute zu einem Verkaufsargument geworden», findet Fredy Abächerli. Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo sich jeder Boden in einem organischen Gleichgewicht befindet und sich der Humusgehalt aufgrund der Standorteigenschaften und der Bewirtschaftungsart nicht weiter steigern lasse (die sogenannte Klimax). Davon seien jedoch die meisten Ackerböden aktuell noch sehr weit entfernt, so Abächerli.