Vor wenigen Wochen konnten die Kühe der Familie Balsiger in Gerzensee BE in einen neuen Stall ziehen. Der Neubau der Generationengemeinschaft verspreche mehr Platz und Freiheit für die Tiere sowie arbeitstechnische Vorteile für die Bewirtschafter, schriebt der Schweizer Bauernverband (SBV) in einer Mitteilung. Der Verband hielt seine Neujahresmedienkonferenz auf diesem Hof ab, da passenderweise das Thema Raumplanung und Bauen ausserhalb der Bauzone im Fokus stand.
Boden ist ein begehrtes Gut
Damit Bauvorhaben wie jenes der Balsigers auch in Zukunft eine Bewilligung bekommen, muss laut SBV die anstehende Landschafts-Initiative abgelehnt werden. Die Vorlage will die bebaute Fläche ausserhalb der Bauzonen einfrieren.
«Die Landwirtschaft befindet sich definitionsgemäss in der Landwirtschaftszone, respektive ausserhalb des eigentlichen Baugebiets»,
gibt der Verband zu bedenken. Trotzdem müsse es möglich sein, zeitgemässe Gebäude zu errichten und sie wenn nötig zu erweitern. Dabei sei man sich durchaus bewusst, dass Boden ein rares und begehrtes Gut ist in der kleinräumigen Schweiz.
Infrastruktur für die Produktion von Lebensmitteln
Auch die Landwirtschaft sei daher um einen haushälterischen Umgang mit Kulturland bemüht, heisst es weiter. Es gehe aber um die nötige Infrastruktur für die Hauptaufgabe der Landwirtschaft; Die Produktion von Lebensmitteln. Dazu zählt der SBV den steigenden Anforderungen genügende Ställe oder der Nachfrage entsprechende innere Aufstockungen sowie Unterstände für Maschinen und Anlagen z. B. für den Beeren- oder Gemüsebau.
Solche Gebäulichkeiten in der Landwirtschaftszone nahe bei Kulturen und Tieren zu einzurichten, bringe für die Wohnbevölkerung den Vorteil eines gewissen Abstands zu geruchs- und lärmintensiven landwirtschaftlichen Tätigkeiten.
Potential bei Energie und Agrotourismus nutzen
Ebenfalls mit dem Thema Raumplanung verknüpft sind die Produktion erneuerbarer Energie und Agrotourismus-Angebote, die gerade kleinen Betrieben wichtige und bei den Gästen beliebte Einkommensquellen bieten können, so die Argumentation des SBV. Da heute nur fünf Prozent von Gülle und Mist in Biogasanlagen veredelt werden, sieht man noch viel Potenzial für deren energetische Nutzung. Um diesen landwirtschaftlichen Beitrag an Energieversorgung und Klimaschutz besser nutzen zu können, brauche es die passenden raumplanerischen Rahmenbedingungen.
«Landschafts-Initiative ist keine Lösung»
Landwirtschaftsbetriebe sollen nicht vor höhere raumplanerische Hürden gestellt werden, so das Ziel des SBV in der Diskussion um die Landschafts-Initiative. Auf der anderen Seite solle die Landwirtschaftszone grundsätzlich für die Landwirtschaft reserviert und eine zonenfremde Nutzung nur eingeschränkt möglich sein. «Weil die Landschafts-Initiative keine Lösung ist, braucht es einen sinnvollen indirekten Gegenvorschlag», fasst der SBV zusammen.