BauernZeitung: 1988 stiegen Sie in die Landi ein und übernahmen die Leitung der Landi Schweiz AG mit Sitz in Dotzigen BE. Welche Bilanz 
ziehen Sie heute?


Heinz Wälti: Bei der Landi Schweiz durfte ich eine Aufwärtsentwicklung begleiten, die einmalig ist. Die Voraussetzungen für den Aufbau der Landi Schweiz AG waren sehr gut: Der Absatzkanal Landi unter dem Dach der Fenaco war ideal aufgestellt, und die Chancen für das Marktwachstum in den Bereichen Landwirtschaft, Pflanzen, Haushalt und Geräte waren gut. Natürlich mussten wir von der Warenbeschaffung bis zum Verkauf sehr vieles aufbauen. Rückblickend bin ich stolz auf die Landi Schweiz AG und deren Personal, dass dieser Erfolg möglich geworden ist.


2012 erzielte die Landi Schweiz AG einen Umsatz von 1,19 Milliarden Franken. Wie sehen die Resultate  
für  2013 aus?

Der Umsatz 2013 beträgt rund 1,26 Milliarden Franken, das ist ein Plus von rund 70 bis 80 Millionen Franken. Dies entspricht einem organischen Wachstum von rund 7 Prozent. Im Branchenvergleich ist das ein grosser Erfolg.


Welche Faktoren führten zu dem ausserordentlichen Erfolg der Landi Schweiz AG?

Im Vergleich zum Vorjahr hatten wir in den bestehenden Läden etwa 5,6 Prozent mehr Kunden. Dazu kamen noch einige Neueröffnungen. Im Gegensatz zum übrigen Detailhandel haben wir keine Aktionen, sondern wir bieten die so genannten Dauertiefpreise an. Der Kunde weiss, dass in den Landi-Läden das ganze Jahr Produkte zum bestmöglichen Preis erhältlich sind. Dies trägt zur Attraktivität und überdurchschnittlichen Bekanntheit unserer Ladenkette bei. Unser Personal stammt zu einem guten Teil aus den ländlichen Gebieten. Auch dies trägt zur Kundenbindung und zum Erfolg bei.


Im Vergleich zur Konkurrenz haben Sie vergleichsweise tiefe Preise. Weshalb?

Die einfache Bauweise der Läden führt zu entsprechend tiefen Kosten. Ein weiterer Grund für unsere günstigen Preise liegt darin, dass wir die Produkte weltweit direkt bei den Produzenten beziehen. Damit entfällt der Zwischenhandel als Kostenfaktor.


Kritiker sagen, die 
Landi Schweiz kaufe zu viele Waren aus China ein. Was sagen Sie dazu?

China gilt heute als die «Werkstatt der Welt». Bezüglich der Qualität unserer Produkte aus China besteht kaum eine Differenz zu Schweizer Produkten. Auf allen unse
ren Artikeln ist die Herkunft klar gekennzeichnet. Generell kann ich sagen, dass Geräte und Maschinen aus China oder Taiwan in unserem Sortiment ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen. China ist aber auch ein bedeutender Kunde der Schweizer Wirtschaft. Im Bereich Gartengeräte beziehen wir zunehmend auch Güter aus Südamerika und Mexiko. Nur rund einen Drittel unseres Umsatzes erzielen wir mit Produkten aus Übersee.


Wie fördern Sie den Umsatz von Schweizer Produkten in den Landi-Läden?

Wir verkaufen grosse Mengen an Schweizer Wein wie Pinot noir oder Chasselas zu vernünftigen Preisen. Dazu kommen 300 000 Hektoliter Bier aus der Schweiz. Unsere Gruppe verkauft aber auch namhafte Mengen Hochdorfer-Bier als Eigenmarke.


Die Landi-Läden gehören den Bauern, richten sich aber in erster Linie an Kunden ausserhalb der Landwirtschaft. Ist das nicht ein Widerspruch?

Nein überhaupt nicht. Ungefähr zehn Prozent unseres Umsatzes generieren wir mit landwirtschaftlichen Produkten. Der Hauptteil des Umsatzes wird mit Gütern erzielt, die nicht zum klassischen Sortiment der Landwirtschaft gehören. Davon profitieren auch die Bäuerinnen und Bauern.


Ende Juni 2014 übergeben Sie die Unternehmensleitung Ihrem Nachfolger Ernst Hunkeler. Stehen in den obersten Kaderpositionen noch weitere Änderungen bevor?

Viele Mitglieder des obersten Kaders arbeiten schon sehr lang für die Landi Schweiz. Nach eingehenden Gesprächen innerhalb der Unternehmensführung haben wir beschlossen, dass wir quasi einen Generationenwechsel vollziehen. Bei dem erwähnten Wechsel übernimmt  Steffen Zitzmann die Leitung des Einkaufs, und Simon Gfeller wird neuer Marketingleiter. Als Nachfolger von Ernst Hunkeler übernahm Daniel Petermann die Logistik. Der ganze Wechsel von der «alten Garde» zur jüngeren Generation war gut vorbereitet und verläuft harmonisch.


Mitte April wurden Sie als Präsident der Verwaltung der Emmentaler Switzerland gewählt. Was bedeutet Ihnen diese Wahl?

Zuerst ist die Wahl für mich eine Ehre, aber gleichzeitig auch eine grosse He-rausforderung. Das Käsegeschäft hat in der Schweiz eine lange Tradition. Wir streben für den Emmentaler AOP ein Wachstum an, ohne den Markt zu überfluten.

Mir ist es ein wichtiges Anliegen, dass die Wertschöpfung beim Emmentaler auch für die Milchproduzenten und Käsehersteller wieder verbessert werden kann. Der Emmentaler gehört zu den bekanntesten Exportprodukten der Schweiz. Hier besteht eine Chance im Export, die wir zusammen mit der ganzen Branche nutzen wollen. Ich bin optimistisch, dass dies gelingen wird.


Im Gegensatz zur Landi Schweiz AG war der Emmentaler AOP in den letzten Jahren vom Erfolg nicht verwöhnt. Wie wollen Sie den Emmentaler wieder zum Erfolg führen?

Schweizer Qualität hat in der Welt einen guten Ruf. 
Es geht darum, neue Märkte

in den Schwellenländern wie China oder Brasilien aufzu
bauen. In Brasilien wird das Kilo

Emmentaler für umgerechnet zirka Fr. 72.– verkauft. Bezogen auf die die Verhältnisse in der Schweiz würde das einem Verkaufspreis von rund Fr. 240.– entsprechen! Die traditionellen Märkte in Italien, Deutschland und Frankreich sind weiter mit äusserster Sorgfalt zu pflegen. Natürlich ist auch der einheimische Markt von grosser Bedeutung. Es stört mich immer, wenn der Emmentaler in Hotels auf Käseplatten fehlt. Dieses Zeichen der Wertschätzung und Verbundenheit erwarte ich von den Schweizer Wirten und Hoteliers.

Interview Anton Haas