Es war ein Jahr der Extreme. Die vielen Hitzetage und vor allem die Trockenheit bereiteten vielen Landwirten Sorgen.
Doch wo Schatten ist, da ist auch Licht: An den meisten Orten in der Schweiz war das übliche Jahres-Soll an Sonnenstunden bereits Ende September erfüllt. Und das freute besonders die Betreiber von Photovoltaikanlagen, zu denen viele Bauern gehören. Fast ein Viertel des Schweizer Solarstroms kommt von Dächern auf landwirtschaftlichen Gebäuden.
Nachdem die Zahl der neuinstallierten Photovoltaikanlagen in der Schweiz in den letzten Jahren auch in der Landwirtschaft stagnierte, scheint sich das Blatt nun wieder zu wenden. Die Produktion von Solarstrom ist heute in vielen Fällen rentabel, vor allem wenn man ihn selbst vor Ort verbraucht.
Strom fliesst in Obstkühlraum
Der Obstbauer Urs Grunder im bernischen Zäziwil installierte in diesem Frühling 375 Quadratmeter Solarmodule auf dem Dach seines Geräteunterstandes. Pro Jahr produziert er rund 57'300 Kilowattstunden Solarstrom. Das reicht theoretisch, um 15 Einfamilienhäuser ein Jahr lang mit Strom zu versorgen.
In seinem Fall ist es aber eine auf Eigenverbrauch optimierte Anlage. Das heisst, der Solarstrom sucht sich den kürzesten Weg und fliesst direkt in seine Gebäude oder Anlagen. Dort, wo der Strom eben gerade benötigt wird. Nur was übrigbleibt, wird ins öffentliche Netz eingespeist.
Die Energiestrategie 2050 fördert solche Eigenverbraucheranlagen seit diesem Jahr mit einer Einmalvergütung, die rund 30 Prozent der Baukosten abdeckt. Die Idee: Je mehr eigener Strom vor Ort verbraucht wird, desto weniger muss vom örtlichen Stromanbieter teuer zugekauft werden.
Für Bauernbetriebe mit Kühlräumen, Melkroboter, Hühnerställen oder anderen "Stromfressern" lohnen sich deshalb Photovoltaikanlagen. Dabei passen Solaranlagen und Bauernhöfe gut zusammen, weil der Stromverbrauch für Kühler oder Lagerräume gerade während der Saison in den Sommermonaten hoch ist. Also dann, wenn auch der Solarstrom entsprechend üppig anfällt.
Höherer Eigenverbrauch dank Batterie
In den letzten zehn Jahren sind die Preise für die Module um 75 Prozent gesunken, was sich positiv auf die Investitionskosten auswirkt. Die Produktionskosten pro Kilowattstunde Schweizer Solarstrom liegen zurzeit durchschnittlich bei rund 13 Rappen. Bei grösseren Anlagen sind die Kosten eher niedriger. Der durchschnittliche Strombezugspreis liegt zwischen 18 und 24 Rappen.
Eigenverbraucher wie Urs Grunder finanzieren die Anlage mit der Differenz und den Erträgen aus dem Verkauf des überschüssigen Solarstroms, wobei diese Rückliefertarife in der Regel unattraktiv niedrig sind. Der Obstbauer spart dank der Solaranlage 10’000 Franken Stromkosten pro Jahr ein. Sein Eigenverbrauchsanteil liegt bei 70 Prozent. Auf diesen Wert kommt er dank einer Batterie.
Wirtschaftlich sind solche Batterien aber zurzeit wegen der hohen Preise im Normalfall nicht. Bei Urs Grunder ist dies nur der Fall, weil sich die für die Installation zuständige Firma Solvatec respektive ihr Mutterhaus Fenaco mit der Übernahme der Hälfte der Kosten von der grosszügigen Seite zeigte. Damit will Fenaco die Entwicklung des Marktes für Solarbatterien auf Schweizer Bauernhöfen fördern.
Das Investment könnte sich langfristig auszahlen: Der Branchenverband Swissolar rechnet mit einer schnell wachsenden Nachfrage aufgrund des Preiszerfalls bei Batterien. Für Urs Grunder reduziert sich die Amortisationszeit der Solaranlage dank dem Fenaco-Batzen für die Batterie auf 12 Jahre.
"Die Anlage rentiert besser als Geld, das mit mickrigen Zinsen auf der Bank liegt", sagt Urs Grunder.
Solaranlage zur Entlastung des Stromnetzes
Die dezentrale Stromversorgung gleich vor Ort ist nicht nur rentabel, sondern zusätzlich von Vorteil, weil das öffentliche Stromnetz entlastet wird.
Bei der Juckerfarm in Rafz wäre für die Erweiterung des Spargelhofs ein zusätzlicher, teurer Stromanschluss nötig gewesen, um den höheren Strombedarf der neu erstellten Kühlanlagen sichern zu können. Dank einer auf Eigenverbrauch optimierten Solaranlage mit einer leistungsstarken Batterie reicht die alte Stromleitung nun aus.
Der Anschluss des Hofs ans Stromnetz diene lediglich noch der Optimierung des Betriebs, sagt der stellvertretende Geschäftsführer der Jucker Farm AG, Martin Jucker. Er hofft übrigens, künftig die Spargeln mit E-Traktoren ernten zu können. Geladen mit eigenem Solarstrom versteht sich.
99,2 Prozent Eigenverbrauch
Doch eigentlich braucht es keine Batterie, um einen hohen Eigenverbrauchsanteil zu erreichen, wie das Beispiel der Gebrüder Meier in Buchs-Dällikon zeigt. Die Gemüsegärtner Markus und Fritz Meier staunen nicht schlecht, wie viel Strom bisher bereits in den ersten Betriebsmonaten vom Dach mit den 620 Quadratmetern Solarmodulen in Gebäude und Anlagen geflossen ist.
"In knapp acht Monaten wurde die vom Installateur berechnete Jahresproduktionsmenge von 82'000 kWh bereits erreicht", sagt Markus Meier. 99,2 Prozent des Solarstroms wurde gleich vor Ort in den Kühlräumen und Anlagen verbraucht. Er schmunzelt: "Nur am Sonntag zwischen 13 und 15 Uhr – wenn gar nichts los ist – speisen wir jeweils ein bisschen überschüssigen Strom ins öffentliche Netz ein."
Die Anlage wurde von der Grösse her bewusst auf einen maximalen Eigenverbrauchsanteil ausgerichtet. Viel überschüssigen Solarstrom an das Elektrizitätswerk zu verkaufen wäre für die Meiers wegen den tiefen Abnahmepreisen uninteressant gewesen. Jetzt sparen sie dank dem eigenen Solarstrom pro Jahr rund 13'000 Franken Stromkosten ein. Die Anlage ist so in acht Jahren bezahlt, auch dank der Einmalvergütung.
Ohne diese Förderung würde es zwei bis drei Jahre länger dauern. Der Solarstrom deckt rund einen Drittel des gesamten Strombedarfs des Gebäudes ab, in dem Gemüse gerüstet, verpackt und gekühlt wird und zudem die ganze Verwaltung untergebracht ist. Natürlich sei das gut für das Image des Gemüsebaubetriebs, sagt Markus Meier. Als Unternehmer freut er sich aber vor allem über den betriebswirtschaftlichen Nutzen.
David Eppenberger, lid