Dass ein 39-jähriger Bauernsohn aus dem Luzernischen ETH-Professor wird, ist eher ungewöhnlich. So geschehen mit Bruno Studer, der seit 2016 den Lehrstuhl für molekulare Pflanzenzüchtung hält. Eher ungewöhnlich war in den letzten 20 Jahren auch, dass ein ETH-Professor an bäuerlichen Anlässen auftritt.
"Brötchen-Blümchen-Approach"
Dass im Falle Studers mehr Nähe zur Scholle besteht, liegt teilweise in der Natur der Sache. Studer arbeitet eng mit der Agroscope zusammen und sein Lehrstuhl ist zu rund einem Drittel von der Fenaco mitfinanziert.
Es war deshalb wohl nicht nur Zufall, dass er an den Agroline-Feldtagen in Kölliken AG im Rahmen eines Events von GOF, der Geschäftseinheit Getreide, Ölsaaten und Futtermittel von Fenaco, auftrat. Und dies tat er mit einigem Charme und Worten, die man in bäuerlichen Kreisen gerne hört.
Laut Studer braucht es angesichts von erschwerten Produktionsbedingungen durch Klimawandel und gesellschaftliche Anforderungen eine Pflanzenzüchtung, die Produktion und Nachhaltigkeit ins Gleichgewicht bringt. Er spreche jeweils vom "Brötchen-Blümchen-Approach", so Studer. Mit anderen Worten, es brauche Sorten, die Ertragssicherheit, Resistenzstärke und Ressourceneffizienz verbinden. Diese sind aber rar.
Zuchfortschritt sollte auf 1,5 bis 2 Prozent gesteigert werden
Damit die Züchtung den hohen Ansprüchen der Praxis in schwierigen Zeiten genügen könne, müsse sie den Zuchfortschritt auf rund 1,5 bis 2 Prozent jährlich steigern. "Derzeit sind wir etwa bei der Hälfte", so Studer. Dafür braucht es neue Technologien mit möglichst kurzen Züchtungszyklen.
Beschleunigend könnten dabei neben Ganzjahreszüchtung (Standorte auf verschiedenen Erdteilen) und Blühverfrühungsverfahren auch Gensequenzierungsmethoden wie Crispr Cas. Sorten, die mit diesem Verfahren hergestellt wurden, sind aber in der Schweiz wegen des GVO-Moratoriums nicht zugelassen, noch nicht zumindest.
Studer wollte keine politische Aussage machen, ob das Moratorium 2021 beendet werden solle. Er erklärte bloss, dass für die Akzeptanz neuer Sorten schlussendlich alleine die agronomischen Eigenschaften entscheidend seien. Das heisst, wenn Crispr-Cas-Sorten Ressourceneffizienz, Resistenzen und Ertragssicherheit bieten können, dürften sie es einfacher haben im politischen Prozess.
akr
Hier finden Sie eine Galerie mit Bildern von den Agroline-Feldtagen in Kölliken AG, die heute Freitag zu Ende gehen.