Festlegen will sich kurz vor der Bundesratswahl vom Mittwoch niemand, zu gross ist die Gefahr, dass man es mit dem neuen Bundesrat, sollte er nicht der eigenen Präferenz entsprechen, noch vor seinem ersten Amtstag verdirbt. Deshalb fallen die Wertungen nach dem Hearing der Kandidaten beim Club der bäuerlichen Parlamentarier und Parlamentarierinnen vorsichtig aus.
«Alle drei sind wählbar»
Am Montagnachmittag hatten die Bauernvertreter Gelegenheit, die drei Herren agrarpolitisch auf Herz und Nieren zu prüfen. Die Bilanz sei positiv, so Bauernverbands-Präsident Markus Ritter: «Alle drei sind solid aufgetreten und gut vorbereitet gekommen, man merkte, dass sie die Materie vorab studiert haben», sagt der St. Galler CVP-Nationalrat. Parmelin habe zusätzlich seine Praxiserfahrung mit einbringen können.
Auch Erich von Siebenthal von der SVP ist dieser Meinung. Aus dem Hearing heraus habe sich für ihn keine Präferenz ergeben, so der Berner Oberländer. Alle drei seien wählbar aus Sicht der Landwirtschaft, «für mich ist das Rennen absolut offen», beteuert er. Dasselbe gelte übrigens auch aus Sicht der Partei, die ihren Ratsmitgliedern freie Hand lasse bei der Wahl.
Stolz, dass es ein Bauer so weit bringt
Sein Thurgauer Parteikollege Markus Hausammann betont, dass alle drei so wirkten, als hätten sie sich das landwirtschaftliche Knowhow aus eigenem Antrieb angeeignet, «sie sind mir ehrlich rübergekommen», erklärt er. Alle drei hätten ihre Spezialitäten, es sei ihnen aber gelungen, diese mit der Landwirtschaft zu verbinden.
Wie gesagt, einen Favoriten will niemand nennen. Allerdings darf man davon ausgehen, dass Guy Parmelin bei der Mehrheit der bäuerlichen Deputation das Rennen macht. Der sprichwörtliche Stallgeruch bleibt, auch wenn Parmelin seit 2011 keine Kühe mehr hält. Hier schwingt durchaus auch Stolz mit, dass es ein Bauern so weit bringen kann. Es ist schon lange her, dass ein Berufskollege im Rat war. Der letzte Landwirt in der Regierung war Paul Chaudet, der 1954-1966 im Bundesrat wirkte.
Adrian Krebs