Die Maschinen werden immer intelligenter. Sie werden mit digitalen Impulsen gesteuert und geregelt und sie produzieren selbst digitale Daten. Dazu werden auf den Traktoren Terminals verbaut, welche als Computer die Daten managen und das Kommando auf dem Traktor oder der Erntemaschine übernehmen.
Mit jeder Agrama verfügen die Traktoren und Maschinen über mehr Computerleistung. Für Maschinenfreaks muss es eine Horrorvorstellung sein, wenn die Computerleistung mehr zählt als die Motorleistung. Diese Entwicklung gefährdet auch die Agrama in ihrer heutigen Form. Jung und alt wollen dort Maschinen bestaunen und nicht eine Computermesse besuchen.
Die grossen globalen Landtechnik-Konzerne bieten ergänzend zu ihren Maschinen Programme zur Datenverarbeitung an. Nebst der Entlastung des Fahrers und der Erhöhung der Präzision beim automatischen Lenken wird die Maschineneinstellung positionsbezogen erfasst und in die Datenverarbeitung geschleust.
Mit einem Knopfdruck soll es dann möglich sein, beispielsweise für die Behörden, einen Bewirtschaftungsnachweis vorzuweisen. Die Dünger- oder die Spritzmittelmenge wird automatisch erfasst und farblich gekennzeichnet, wo welche Menge platziert wurde. Noch nicht jeder Landwirt setzt allerdings solche Technik ein. Es sind vor allem Lohnunternehmer, die den Nutzen der digitalen Unterstützung erkannt haben und in die entsprechende Technik investieren.
Die Themen, die an der Agrama vor 20 Jahren aktuell waren, lassen sich nicht mehr mit der heutigen Zeit vergleichen. Damals zählten vor allem Pferdestärken, grosse Maschinen und glänzender Stahl. Das waren die Werte, worauf die Landtechnik baute und was den Charakter der Agrama ausmachte. Der Landmaschinenverkäufer von damals hätte sich kaum vorstellen können, was die Landmaschinen von heute auszeichnet.
Landtechnik-Importeure und -Händler müssen sich heute um mehr kümmern als Hydraulik, Getriebe etc. Neu sind sie auch mit Computer-Fragen konfrontiert. Smart Farming ist der Begriff, der den Ackerbau in Zukunft bestimmt. Der Landtechnikverkäufer muss nun plötzlich dem Kunden den Nutzen erklären, wenn aufgezeichnete Daten direkt in die Bewirtschaftungsaufzeichnungen oder die Rechnungsstellung geleitet werden können.
Und der Landwirt hätte sich vor 20 Jahren nicht vorstellen können, dass er heute nicht mehr das Lenkrad, sondern den Traktor-Terminal im Griff haben muss. Mit einem satellitengestützten Lenksystem findet der Traktor von selbst viel genauer die Spur, als dies der beste Traktorfahrer könnte. Auch das automatische und punktgenaue Öffnen und Schliessen der Düsen bei der Feldspritze zur Vermeidung von Überlappungen ist erst durch die Digitalisierung möglich geworden. Hier bringt die Technik einen ökologischen Mehrwert.
Die Digitalisierung sorgt für Spannung. Nicht nur die Maschinenverkäufer müssen den Mehrwert vermarkten. Auch die Lohnunternehmer müssen den Nutzen, beispielsweise einer Ertragskarte, ihrer Kundschaft schmackhaft machen. Aber eine solche Karte alleine bringt noch nicht viel. Erst wenn der Dünger in der kommenden Kultur gezielter eingesetzt wird, ergibt sich ein Nutzen. Wo wie viel gedüngt wird, kann auch von Bodenproben, der jeweiligen Bestandesdichte und weiteren Parametern beeinflusst werden, welche digital vernetzt sind.
Damit solche Daten genutzt werden können, müssen die Sämaschine, der Düngerstreuer oder die Feldspritze die digitale Sprache verstehen, um die Befehle umzusetzen. Hier geht die Entwicklung immer weiter und immer bessere Rechner verarbeiten immer mehr Daten. Dabei entwickelt sich der Landmaschinenverkäufer immer mehr zum Pflanzenbauer, da der Nutzen der Digitalisierung, die er verkauft, letztlich bei der Kulturpflanze ankommen muss.
Die Landtechnikbranche entwickelt sich also immer mehr zu einer Computerbranche. Und so stellt sich die Frage, ob die Agrama in der heutigen Form bestehen bleibt oder die Maschinenschau zu einer Computermesse wird.
Beat Schmid