Bei Männern ist das etwas anders. Sie werden von klein auf als Alpha-Tierchen erzogen. Da ist das Ego bereits sehr ausgeprägt und schlägt sich auch ab und zu in einer sehr grossen Selbstüberschätzung nieder. Weshalb sonst greifen so viele Männer ganz natürlich nach der Macht und lassen sich dabei den Kaffee von einer Frau servieren?
Unterdessen sind die Frauen zwar gesucht: Aktuell als Pilotinnen bei Easyjet und als Verwaltungsrätinnen – Emmi hat vor Kurzem zwei Kandidatinnen nominiert – bald wohl auch wieder als Bundesrätinnen. Aber die Frauen drängen sich nicht gerade vor, fehlen sie doch immer noch auf den Chefetagen, in den Präsidentenämtern und in Leaderrollen.
Da wird hier und dort (nach) «Frauenquote!» geschrien. Doch das ist nicht die Lösung. Denn Quoten fördern nicht unbedingt die Geeignetsten. Vielmehr sollte es alltäglich sein, dass die Frauen sich keinen Mann mehr vor der Sonne wünschen, sondern, dass es normal ist, dass hinter jeder erfolgreichen Frau auch ein starker Mann steht.
Es scheint ein kleiner Wandel stattzufinden. Durften Frauen bisher vor allem in schönen Vorzeigefunktionen wie Miss Schweiz, Milchprinzessin, Apfelkönigin oder Ehrendame an Schwingfesten oder Viehschauen in den Vordergrund treten, hat sich die Formel 1 von dieser Art von Frauenpräsentation verabschiedet. Wie kürzlich in den Medien vermeldet wurde, verzichtet der Motorsport ab nächster Saison auf seine «Grid Girls» (leicht bekleidete, Nummern hochhaltende Damen). Dieser «Brauch» sei einfach nicht mehr zeitgemäss und passend für die Formel 1. Da wünscht man sich doch auch, dass die landwirtschaftlichen Ehrendamen bald zugunsten von Verbandsfunktionärinnen und
Bundesrätinnen aufgegeben werden.
Wer vom Schatten in die Sonne tritt, wird nicht nur mit Samthandschuhen angefasst. Es ist Durchsetzungswille und Rückgrat gefordert – und es braucht Mut. Wenn eine Frau erfolgreich ist, ist sie suspekt. Wenn sie dann auch noch so richtig gut verdienen will und entsprechende Lohnforderungen stellt, ist das unverschämt. Bei Männern wird das als gutes Verhandlungsgeschick und «seinen eigenen Wert kennen» gewertet. Ein gutes Beispiel haben wir gerade in Amerika. Da wurde lieber der Selbstdarsteller Trump statt die etwas streng wirkende Hillary Clinton gewählt.
Kritisch wird jeder Schritt und jedes Wort der Machtfrau analysiert. Sehr häufig mit Fokus auf die Haare und die Kleider. Und in diesen Punkten sind vor allem die anderen Frauen die härtesten Kritikerinnen. Kurse sind ja gut, besser wäre jedoch, wenn Frauen Allianzen schmieden, sich unterstützen und zusammenhalten würden. Frauen, erfindet doch die Cousinenwirtschaft als Gegenpol zur Vetterliwirtschaft! Diese Cousinenwirtschaft stelle man sich so vor: Frauen unterstützen und fördern einander. Denn mit Vorbildern und Mentorinnen, die junge Frauen begleiten und motivieren, lässt es sich eher aus dem gemütlichen Schatten in die besonnte Kampfzone treten. Unterstützen heisst auch, dass
Frauen tatsächlich Frauen wählen. Also an deren Können, Kompetenz im Amt und Ideen glauben.
Cousinen fahren auch nicht im Seitenwagen des Cousins mit, sondern mit ihrer eigenen flotten Maschine. Vertreten also eigene Ansichten, punkten mit ihren Ideen und Projekten – und stehen dafür ein. Cousinen treffen sich auch öfters zu einem Feierabenddrink, Vernetzungskaffeeklatsch oder stellen gezielt ihre Wunschkandidatinnen für die nächsten Wahlen auf. Solchen Cousinen, das ist sicher, geben auch Männern ihre Stimme und räumen für sie vielleicht sogar den einen
oder anderen Sessel.
Diesen Artikel finden Sie in Ihrer BauernZeitung vom 9. März 2018. Lernen Sie die BauernZeitung jetzt 4 Wochen kostenlos kennen und gewinnen Sie einen Reisegutschein im Wert von 3000 CHF.