Hier läuft etwas ziemlich schief. Doch das liegt nicht am Milchmarketing, sondern im Gegenteil daran, dass wir mit bescheidenen Mitteln gegen Goliaths kämpfen. Die internationalen Getränkekonzerne verfügen über Marketingabteilungen, die einer SMP das Augenwasser ins Gesicht treiben. Klar hat die Dachorganisation alljährlich ein paar Millionen Franken zur Verfügung, um die Milch
zu fördern. Aber das sind Brosamen vom Tisch der Reichen, wenn man zum Beispiel sieht, welche Verdrängungskraft das Marketing der amerikanischen Zuckerwasserindustrie oder dasjenige des roten Bullen aus Österreich entfaltet.
Unterdessen ersetzt gefühlt jede zweite Person im morgendlichen Stossverkehr das Frühstück durch einen dieser unsäglichen Energy Drinks, die riechen, als verwerte die Industrie Abfälle aus der Farbherstellung. Allfällige Gesundheitsrisiken – man denke beispielsweise an übergewichtige Cola-Süchtige – werden mit Hilfe von Sponsoring und der damit einhergehenden geballten Macht der Grosskonzerne elegant beiseite gewischt. Derweil steht die Milch als angeblich gesundheitsschädigendes Produkt am Pranger der Veganer und der Konsum nimmt ständig ab.
Natürlich soll niemandem die Freiheit streitig gemacht werden, jeden Tag Zuckerwasser zu konsumieren wie ein Bienenstock im Winter. Aber das Falscheste wäre,
in diesem ungleichen Wettbewerb die Mittel des Milchmarketings zu kürzen; im Gegenteil müsste man sie eher noch erhöhen und allenfalls international koordiniert einsetzen. Natürlich kann man im Detail geteilter Meinung sein über die Ausgestaltung der Massnahmen. Schade ist nur, dass ständig an der lieben Kuh Lovely rumgemäkelt wird, ohne dass irgendjemand eine bessere Alternative präsentieren würde.
Adrian Krebs
Diese Analyse finden Sie in der BauernZeitung vom 29. Juni. Lernen Sie die BauernZeitung jetzt 4 Wochen kostenlos kennen und gewinnen Sie einen Reisegutschein im Wert von 3000 CHF.