Regionalprodukte sind kulinarisch gesehen das, was eine Region ausmacht. Und wenn der Geschmack, die Qualität und die Vermarktung ausgezeichnet sind, dann sind sie es eben nicht nur kulinarisch gesehen. Man verbindet sie automatisch mit der Region. Was fällt einem zum Beispiel ein, wenn man an St. Gallen denkt? Genau, die St. Galler-Bratwurst, natürlich ohne Senf. Und genau das ist das Ziel, bei der Produktion von Regionalprodukten.
Jedes Jahr geben Touristen rund 48 Milliarden Franken in der Schweiz aus. Ein gewisser Teil davon fliesst in die Taschen der Produzenten von Regionalprodukten. Aber nicht nur Touristen, sondern auch lokale Konsumenten kaufen gerne Produkte aus ihrer Region. Produkte, von denen sie wissen, wo sie herkommen. Denn sie vertrauen diesen Produzenten mehr, als solchen, die weit weg sind.
Regionalprodukte haben Potenzial. Dies zeigen auch die Verkaufszahlen von Migros und Coop. Während Migros schon länger in das Geschäft eingestiegen ist, hat Coop nun auch den Braten gerochen und ist auf der Aufholjagd. Bei beiden steigen die Zahlen von Jahr zu Jahr. Für die Produzenten solcher Produkte kann diese Nachfrage der Grossverteiler von Vorteil sein. Dabei sollten sie jedoch darauf acht geben, dass der Mehrwert, welchen das Produkt durch die Region bringt, nicht einfach von den Weiterverkäufern abgeschöpft wird.
Da muss man dafür schauen, dass dieser Mehrwert eben in der Region bleibt. Aber wie macht man das? Wie bringt man ein Produkt an die Leute? Dabei sind mehrere Faktoren von Bedeutung. Ein Regionalprodukt muss geschmacklich und qualitativ hervorragend sein. Und dann muss auch das Marketing gut sein. Und dabei könnten Produzenten, Verarbeiter und Restaurants oder andere Dienstleister einander gegenseitig helfen. Das sieht man gut am Beispiel des Juraparks. Seit der Gründung im Jahr 2012 werden Touristen dorthin gelockt. Sowohl die Natur, die Kultur als auch die kulinarischen Gaumenfreuden werden unter einem einheitlichen Konzept vermarktet. Dies fördert die regionale Entwicklung und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren.
Auch andere Regionen in der Schweiz sind bereits voll auf diesen Zug aufgesprungen. Und das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Das zeigt auch die hohe Beteiligung am Wettbewerb der Regionalprodukte. Daraus lassen sich zwei Schlussfolgerungen ziehen. Erstens, es gibt immer mehr Produzenten von Regionalprodukten und zweitens, die Produzenten wollen sich miteinander messen, sie wollen eine Auszeichnung für ihre Produkte. Diese Auszeichnung sowie die mit dem Wettbewerb verbundene Präsenz in den Medien machen die Produkte und gleichzeitig ihre Produzenten bekannter.
Ausserdem können sie an ihren Verkaufsständen am Markt direkt erfahren, was die Konsumenten gerne mögen und was eher weniger. Dies ist der Clou. Man muss heraus-finden, was die Konsumenten wünschen. Gerade in der heutigen Zeit verlangen die Kunden immer mehr nach Produkten, die schnell zuzubereiten oder schon konsumfertig sind. Die Direktvermarktung bringt noch weitere Vorteile: Man ist näher beim Kunden und kann sich mit diesem unterhalten. Dadurch kann man die Kunden an sich binden und hat regelmässigere Verkäufe. Am Marktstand erfahren Landwirte aber auch Dankbarkeit und Wertschätzung. Das ist etwas, was vielen Berufskollegen fehlt. Ein Landwirt, der sich nur als Rohstoffproduzent sieht und auch so wirtschaftet, ist viel weiter entfernt von den Konsumenten.
Natürlich können nicht alle Landwirte auf die Produktion von Nischenprodukten und Direktvermarktung setzen. Denn um die Ernährung in unserem Land zu sichern, braucht es eben auch die Massenware. Und nicht jeder Bauer ist auch gleichzeitig ein guter Verkäufer. Aber das Potenzial der Regionalprodukte ist immer noch gross. Und mancher Bauer könnte die Gelegenheit ergreifen, um selber etwas für einen besseren Milchpreis zu unternehmen. Das hilft nicht nur dem Portemonnaie, sondern auch dem Wohlbefinden.
Jasmine Baumann