Barbara und Erwin Sacs Bauernhof liegt sehr idyllisch, oberhalb von Pitasch, einem kleinen Bergdorf im Bündner Oberland. Als Nebenerwerb bewirtschaften sie dort auch ein grosses Gemüsefeld. Am Ilanzer Wochenmarkt verkauft die Familie jeden Samstagvormittag ihre Setzlinge, frisches Gemüse und Salat.
Gelernte Gärtner, die in die Landwirtschaft wechselten
Das Ehepaar stammt aus Chur und zog vor fast 25 Jahren nach Pitasch, wo sie ihre landwirtschaftliche Existenz aufbauten. Aber wie kommt man auf die Idee, das Leben in der Bündner Hauptstadt mit jenem im kleinen Bergdorf zu tauschen? «Wir suchten einen geeigneten landwirtschaftlichen Betrieb, den wir übernehmen konnten. Da stiessen wir auf das Inserat eines pensionierten Bauern aus Pitasch», erinnert sich das Paar. Dieses Inserat kam wie gerufen und in das Dörflein mit der wunderbaren Aussicht haben sich die Churer sofort verliebt.
Barbara und Erwin sind beide gelernte Gärtner. Nachdem sie einige Jahre in dieser Branche gearbeitet hatten, wurde ihr Wunsch nach einem Wechsel in die Landwirtschaft immer stärker.
Leben und arbeiten, wo andere Ferien machen
Erwin entschied sich für eine landwirtschaftliche Ausbildung am Plantahof und seine Frau besuchte die Bäuerinnenschule in Schiers. «Einen geeigneteren Ort als Pitasch hätten wir kaum finden können», sagt die passionierte Landwirtin, die sich privilegiert fühlt, in einem so schönen und idyllischen Dorf leben zu dürfen.
«Wir leben dort, wo andere Ferien machen, was will man mehr», lächeln die Eltern von zwei erwachsenen Töchtern und einem Sohn zufrieden. Dass ihr Alltag wenig mit Ferien zu tun hat, versteht wohl jeder, der den alpinen Landwirtschaftsbetrieb mit riesigem Gemüsegarten sieht. Die Sacs schwören auf Bioproduktion und tragen mit ihrer Bewirtschaftungsart der Natur grosse Sorge.
Ein eingespieltes Team, das Hand in Hand arbeitet
Erwin ist für den Futterbau und die Viehwirtschaft verantwortlich, Barbara für den Gemüsebau. «Wir arbeiten jedoch Hand in Hand und helfen einander wo es möglich ist», erklärt die Bäuerin. Der Garten ist Barbaras Herzblut und ausserdem ein willkommener Nebenerwerb für die Familie. Im Sommer arbeitet Barbara natürlich mit auf dem Feld. Wenn sie der Gartenarbeit aber einmal Vorrang geben muss, so hat Barbara das Verständnis ihres Mannes sicher. «Erwin ist ja auch Gärtner und weiss worum es geht.»
Während den Wintermonaten arbeitet dann auch Erwin als Gärtner und schneidet Bäume in der Region. Vom Frühjahr bis Oktober begleitet er seine Frau nach Ilanz wo sie ihre Bioprodukte zu fairen Preisen am Wochenmarkt verkaufen.
Markt dient auch als Austauschplattform
Mit Hilfe der jüngsten Tochter Flavia und manchmal auch Bekannten verkaufen sie die begehrten Setzlinge und frisches Gemüse. Am Freitag wird jeweils geerntet und verpackt, am Samstag früh wird der Verkaufsstand aufgebaut und dekoriert. «Bei uns sind die Gartentipps inklusive, das schätzen viele», so Barbara, die seit Beginn des Wochenmarktes dabei ist und viele Stammkunden hat.
Besonders im Frühling stehen die Kunden Schlange vor Sacs Verkaufsstand. Viele Hobbygärtner wissen, dass die Biosetzlinge aus Pitasch ideal für die Kultivierung in der alpinen Region sind. «Unsere Setzlinge sind abgehärtet und wachsen sofort weiter, wenn sie gepflanzt werden, da sie das rauhe Klima gewöhnt sind», erklärt Barbara.
«Stunden zählen darf man nicht»
Für Barbara beginnt die Gärtnerarbeit im Januar und dauert bis in den Herbst. Das erste Gemüse wächst in Folientunnels und bei Kälte werden auch die Beete mit Vlies geschützt. «Wenn es einmal richtig kalt wird, so decke ich doppelt», verrät die Gärtnerin und gibt zu, dass nicht immer alles gelinge, wie sie es gerne hätte. «Das ist dann halt Natur – und mit den Launen der Natur muss man leben, ich liebe ja die Natur.» Natürlich muss viel gesät, pikiert, gepflanzt und gegossen werden. Und wie in jedem Garten wird gejätet, gejätet und nochmals gejätet.
Da die ganze Familie Gemüse liebt, heisst es im Herbst «Gemüse einmachen» und auch im Garten will natürlich alles versorgt sein. Stunden um Stunden verbringt die Gärtnerin in ihrem Garten oberhalb des Dorfes. Wie viele es genau sind, will sie
gar nicht wissen. «Stunden zählen darf man nicht, wenn man einen Garten bewirtschaftet».
Für so viel Gartenarbeit brauche es nebst der Freude an der Natur jedoch vor allem auch Ausdauer, Geduld und eine sehr gute Beobachtungsgabe.
Susi Rothmund