Seit diesem Frühling wohnen Christina und Markus Brunner auf einem Pachtbetrieb nahe bei Seuzach und der Stadt Winterthur ZH. Das Pacht-Angebot erhielten sie kurz nach ihrer Hochzeit im Herbst 2013 und dann ging alles sehr schnell. «Ich kann es gar noch nicht richtig fassen», sagt Markus Brunner. Zum Betrieb gehören 43 Masttiere, womit sie Weidebeef nach IP-Suisse-Vorschriften produzieren. Das Ackerland haben sie mit Broccoli, Frühkartoffeln, Zuckerrüben, Weizen und Mais bepflanzt.

Internatleben mit Fachgesprächen

Dass Markus Brunner Ackerbau betreibt, ist nicht selbstverständlich. Als Bauernsohn aus Ganterschwil SG im Toggenburg wuchs er mit Rindviehhaltung und stotzigem Weideland auf. Doch bereits in seinem zweiten Lehrjahr als Landwirt bei der Familie Burri in Lenggenwil SG mit Wildblumenvermehrung kam er in Kontakt mit arbeitsintensiven Kulturen.

Später, nach Militär bei der Militärmusik und einem 9-monatigen Aufenthalt in Neuseeland auf einer Farm mit 700 Milchkühen begann er 2005 die zweijährige Technikerschule an der landwirtschaftlichen Schule Strickhof in Lindau ZH. Für ihn kam nur eine Vollzeit-Weiterbildung in Fragen, «so konnte ich mich voll reinknien», sagt er. Er erinnert sich gerne an das Internatleben, das manch Fachgespräch in ungezwungenem Rahmen und ebenso viele gemeinsame Barbesuche bedeutete.

Obwohl bestens integriert, habe er sich doch irgendwie als Aussenseiter gefühlt, «ich war der Bergbauer, der von Ackerbau keine Ahnung hatte». Das bedeutete, dass die Ackerbaustunden für ihn Grundausbildung und Vertiefung zugleich waren.

Alle Salatsorten kennenlernen

Seine Rolle als Aussenseiter hinderte ihn allerdings nicht, als Bester seines Jahrgangs die Technikerschule abzuschliessen. Und er setzte noch einen drauf: Er bekam eine Stelle als Produktionsleiter Freiland beim grossen Gemüsebetrieb Grob in Schlattingen TG. «Ich habe beim Vorstellungsgespräch gesagt, dass ich noch nie gepflügt, gesät und gespritzt habe», erzählt er. Trotzdem überzeugte er mehr als ausgebildete Fachkräfte. Ihn selber faszinierte die Grösse des Familienbetriebs.

Zu Beginn musste er erst alle angebauten Salatsorten kennen lernen, und «als ich das erste Mal im Pflanzenschutzmittel-Raum stand, verstand ich nur Bahnhof», erinnert sich Markus Brunner. Mittlerweile arbeitet Markus Brunner seit sieben Jahren beim Betrieb Grob und er ist nun nebst Kulturchef von allen Salatarten und Broccoli auch für den Pflanzenschutz auf dem gesamten Freiland, die ÖLN-Aufzeichnungen, SwissGap und für die Betreuung und Abrechnung von Anbaupartnern zuständig.

Stall mit Tiefstreu einrichten

Einen landwirtschaftlichen Betrieb zu führen war nur ein fernes Ziel von Christina und Markus Brunner. Trotzdem sagten sie zu, «weil man eine solche Chance kein zweites Mal bekommt», sagt Markus Brunner. Christina Brunner betreut die Tiere, während Markus Brunner an vier Tagen die Woche beim Betrieb Grob arbeitet.

Christina Brunner könnte sich vorstellen einen Hofladen zu betreiben: «Ich würde gerne Produkte vom Hof wie Fleisch und Gemüse vermarkten.» Der Standort wäre ideal, da der Betrieb an einer gut befahrenen Strasse liegt. Doch so weit ist es noch nicht. Erst wollen sie den Stall nach ihren Vorstellungen umfunktionieren, das heisst die Anbindehaltung entfernen und ein Tiefstreulager einrichten. Weitere konkrete Pläne, wie sie den Betrieb bewirtschaften wollen, haben sie noch nicht.

Markus Brunner möchte in diesem ersten Jahr herausfinden, wie er die 15 Hektaren Ackerland und die 15 Hektaren Weideland rund um den Wolfesberg Winterthur am besten bewirtschaftet und er fügt hinzu: «Unser Ziel ist, dieses Jahr zu überstehen, danach sehen wir weiter.»

Ursina Berger-Landolt