Es gibt in Nicaragua ein Tierchen, das gräbt kleine Trichter in die Erde (Bild 1). Unser sandiger Trampelweg ist voll davon. Aus diesem Grund werden sie hier „chanchitos de tierra“ (=Erdschweinchen) genannt, obwohl sie mit Schweinen wenig gemein haben (2). Normalerweise sind diese Insekten nicht sichtbar. Es bedarf sehr viel Geschick, sie aus ihrem Trichter zu locken. Die Neugier hat mich gepackt; ich wollte wissen, was hinter diesen „Chanchitos“ steckt. Es sind die Larven der Ameisenjungfer (Netzflüglerart), die ihrer Beute mit dem trichterförmigen Loch eine Falle stellen und sich darin vor grosser Hitze schützen. Im Deutschen werden sie wegen der räuberischen Ernährung „Ameisenlöwen“ genannt.

Nicht alle Tierchen sind für uns so harmlos wie diese „Erdschweinchen“. Im Haus treffen wir regelmässig auf Skorpione (3), grosse Spinnen (4) und stechende Hundertfüsser. Wenn man sie ihn Ruhe lässt, greifen sie nicht an. Wenn man ihnen in die Quere kommt und sie sich bedrängt fühlen, verteidigen sie sich mit einem Giftbiss. Dabei gilt, je grösser das Tier, desto stärker sind die Symptome im Körper. Mich hatte nachts einmal ein eher kleiner Hundertfüsser gebissen, das sich wie ein Bienenstich anfühlte. Ebenso sind unsere Erfahrungen mit einem Skorpionbiss.

Besonders fiel mir die grosse Vielfalt an Nachtfaltern auf. Ich könnte mir vorstellen, dass es in der Schweiz einen ebenso grossen Reichtum gibt. Aber dank der offenen Bauweise in Nicaragua wimmelt es am Abend bei Licht nur so von verschiedenen Nachtfaltern (2). Natürlich gibt es wie auch in der Schweiz sehr viele farbenfrohe und wundervoll gezeichnete Schmetterlinge (5).

Ebenso farbenfroh ist die Vogelwelt. Ich bin ganz stolz, dass ich den wunderschönen Nationalvogel Nicaraguas, der „Guardabarranco“, in einem Foto einfangen konnte (6). Besonders erfreut sind wir aber darüber, dass er sich immer häufiger blicken lässt. Weiter bevölkern zeitweise grellgrüne kleine Papageien unser Land. Sie fliegen in grossen Gruppen und künden ihr Kommen mit einem intensiven Gezwitscher an. Sie kommen in Scharen kurz vor der Erntezeit der Hirsekörner. Während dieser Zeit muss sich jemand auf dem Feld aufhalten, um die Papageien mit Steinschleudern, oder improvisierten Trommeln zu vertreiben, damit sie nicht die ganze Kultur kahl fressen.

Leider beobachten wir auch eine Zunahme der Bussarde, welche unsere Küken stark dezimieren. Daneben gibt es eine Unmenge von Geiern (7), die normalerweise nur Aas fressen. Frisch geborene Kälber können diesen Greifvögeln aber zum Opfer fallen. Deshalb müssen die Kühe kurz vor dem Abkalben in die Nähe des Hauses geholt werden. Dort besteht kaum Gefahr.

Schliesslich möchte ich noch eine kleine Taubenart erwähnen, die bereits zweimal im Schatten der Bananenpflanzen auf einem toten Holzpfosten auf Augenhöhe nistete (8). Ich hoffe, dass wir in Zukunft noch viel mehr solche Beobachtungen machen können.

Mirka Lötscher