«In diesem Jahr habe ich 50 kg Extenso-Weizen auf meinen Feldern geerntet», betont Walter Küng und fügt an, dass dies in der Bergzone bei diesen Wetterverhältnissen ein sehr guter Ertrag sei. Dass nun sein Pachtland mit einem Milchverarbeitungsbetrieb überbaut werden soll, will ihm nicht so recht in den Kopf. Sicher sei es gut, wenn in der Region etwas gemacht werde, um den Milchproduzenten zu helfen. «Aber es gäbe im Niedersimmental bestimmt Land, um das es weniger schade wäre», fasst er seine Bedenken zusammen. Warum es gerade bestes Land aus der Fruchtfolgefläche sein muss und dem Pachtbetrieb damit die Existenz entzogen wird, versteht Küng nicht.
Standort ist sehr gut
Zwei Herzen schlagen in dieser Beziehung auch in der Brust von Donat Schneider, Geschäftsführer der Aaremilch AG. Doch obwohl es sich um einen der schönsten Höfe im Niedersimmental handelt und bestes Landwirtschaftsland überbaut werden muss, Schneider kann sich keinen besseren Standort für die neue Käserei vorstellen. Zusammen mit dem Naturpark Diemtigtal und der IG Milchverarbeitung Thomas Aeschlimann plant die Aaremilch AG einen Verarbeitungsbetrieb für 15 bis 20 Mio kg Milch.
Auch der Verein Entwicklungsraum Thun hat sich mit der Naturparkkäserei Diemtigtal beschäftigt. Dort heisst es im Bericht über die geplante Änderung des teilregionalen Teilrichtplans vom Juli 2015, bezüglich der bedrohten Fruchtfolgefläche: «Nach Aussagen der Gemeinde wird es aufgrund der sehr eingeschränkten Sonneneinstrahlung (liegt am Fuss einer steilen, bewaldeten Anhöhe) überwiegend graswirtschaftlich und untergeordnet für den Anbau von Futtermais genutzt. Der Fläche kommt folglich nur eine unbedeutende Rolle für die Sicherstellung der Landesversorgung zu». Alternative Standorte, die keine Fruchtfolgefläche beanspruchen würde, seien im Raum Erlenbach-Oey nicht vorhanden. So kommt der Entwicklungsraum Thun zum Schluss, dass der geplante Standort als sehr geeignet bezeichnet werden kann.
Dieser Meinung ist auch Donat Schneider. Hier, nahe der Autobahn in der Bergzone ist für ihn der perfekte Standort um das Projekt zu verwirklichen und der Region Wertschöpfung zu generieren. Der Naturpark Diemtigtal habe eine Übergangsbewilligung um die Milch mit dem Parklabel ausserhalb der Naturparkzone zu verarbeiten, da die Kapazität im Moment nicht vorhanden sei. Schneider sieht darum die Notwendigkeit einer zusätzlichen Käserei in der Region als gegeben. Die Nachfrage nach Bergprodukten sei gut, entsprechend gross ist die Hoffnung, neben 20 Arbeitsplätzen auch einen höheren Milchpreis realisieren zu können.
Die Gemeindeversammlung von Oey hat die Erschliessung des Gebietes beschlossen. Im Dezember wird über die Einzonung befunden. Walter Küng, der den Pachtbetrieb seit 38 Jahren bewirtschaftet, rechnet damit, dass das Land eingezont wird. Er versteht, dass bei den schlechten Milchpreisen viele Produzenten neue Wege einschlagen wollen. Für ihn ist aber die Zerstückelung seines Pachtbetriebs ein zu hoher Preis. «Es ist in meinen Augen ein Generationenentscheid, ob man die Ansmatte überbauen will oder nicht». Deshalb hätte er es begrüsst, wenn von vorne herein offen und ehrlich informiert worden wäre und nicht eine Salamitaktik eingeschlagen worden wäre.
Kein Hofnachfolger
Gemeinderatspräsident und Landwirt Martin Wiedmer relativiert diese Darstellung und hält fest, dass die gemischte Gemeinde Diemtigen den Pachtvertrag ordentlich auslaufen lässt und dies auch ordnungsgemäss mitgeteilt habe. Ausserdem fehle für den Ende 2016 in Pension gehenden Küng eine Hofnachfolge.
Daniela Joder