Dabei war Anfang Jahr wegen des milden Winters noch eine Wespen- und Mückenplage befürchtet worden. Doch diese ist ausgeblieben. Der Frühling sei nicht optimal gewesen für die Wespen, der Sommer gar schlecht, erklärte Christian Schweizer von Agroscope auf Anfrage.
Während die Frühlingsmonate sehr nass waren, fiel der Sommer wärmer als üblich aus. Die Augusttemperatur lag laut MeteoSchweiz 1,1 Grad über der Norm, gleichzeitig fiel weniger Regen als üblich. Wegen der Trockenheit fehle es am Nahrungsangebot, sagte Schweizer.
"Es hat wenig Früchte am Boden, und die Wiesen sind trocken bis dürr." Den Wespen mangle es an tierischem Eiweiss, weil es beispielsweise wenige Raupen geben. Tierisches Eiweiss verwenden die Wespen, um ihre Brut zu ernähren.
Auch für die Bienen ist das Futter knapp. "Das Blütenangebot ist nicht riesig, das sieht man beispielsweise auch beim Wandern", sagte Schweizer. Die Imker könnten aber beim Futter nachhelfen.
Dass es weniger Mücken gibt als in anderen Jahren, könnte laut Schweizer mit der Hitze und der Trockenheit zu tun haben. Es gebe derzeit nicht so viele Teiche, wo die Mücken ihre Brut ablegen könnten. Zudem setze die Wärme den Mücken auch zu.
Suva meldet weniger Stiche
Dass 2016 kein Wespen-Sommer war, zeigen auch die Zahlen des Unfallversicherers Suva. Für den Sommer 2016 liegen der Suva zwar bisher nur die Zahlen der eigenen Versicherten vor. Diese sind aber eindrücklich: Im Juli und August dieses Jahres registrierte die Suva nur 364 Meldungen wegen Wespenunfällen.
Das sind fast sechs Mal weniger als letztes Jahr, als es über 2100 waren. Die Suva bestätigte entsprechende Angaben der "Neuen Luzerner Zeitung" vom Dienstag. Die Zahl der Wespenunfälle schwankte allerdings in den letzten Jahren immer wieder stark - 2014 waren es ebenfalls nur rund 470 gewesen, 2013 hingegen rund 1150.
Auch bei den Bienen zeigt die Statistik einen Rückgang: Im Juli und August 2016 registrierte die Suva lediglich 520 von Bienen verursachte Unfälle. Im Vorjahr waren es im selben Zeitraum fast doppelt so viele gewesen.
Viele Arztbesuche wegen Zeckenbissen
Ganz anders sieht es bei den Zecken aus - diese mochten das Wetter dieses Jahr offensichtlich. Wegen Zeckenbissen gingen im ersten Halbjahr 2016 laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) hochgerechnet 21'900 Personen zum Arzt. Das war der höchste Wert seit Einführung der Überwachung 2008. Letztes Jahr hatte das BAG in derselben Zeitspanne lediglich rund 14'300 Arztbesuche gemeldet.
Insgesamt verursachen Wespen, Bienen und andere Insekten nach Angaben der Suva pro Jahr etwa 20'000 Unfälle. Rund die Hälfte davon seien Zeckenstiche. Wespen sind für rund 3000 Unfälle im Jahr verantwortlich, Bienen rund rund 2300, wie die Suva diesen Sommer mitgeteilt hatte.
Das Gros der Unfälle, die von Insekten verursacht wird, ist gemäss Suva harmlos. Gefährlich wird es, wenn jemand allergisch auf das Insektengift reagiert, von einem Tier in den Mund gestochen wird oder sich von einem Insekt ablenken lässt - und beispielsweise von einer Leiter fällt oder mit dem Auto verunfallt. Laut Suva kommt es pro Jahr etwa zu 40 schweren Unfällen mit Arbeitsausfällen von mehr als drei Monaten.
Für dieses Jahr ist die schlimmste Insektenzeit indes vorbei - die Bienen sind jeweils Anfang August am aktivsten, die Wespen Mitte August. Allerdings steht dem Grillabend oder dem Badibesuch bald etwas ganz anderes im Wege: Ab Donnerstag wird es gemäss Meteorologen kälter und regnerischer.
sda