An der Generalversammlung des Berufsfischerverbandes habe die häufig zitierte, aber falsche Schadenzahl aus der Kormoranstudie am Neuenburgersee für Verärgerung gesorgt, teilte der Verband am Donnerstag mit. Diese spreche von einem Gesamtschaden der Berufsfischer durch den Kormoran von maximal 3,9 Prozent Ertragsverlust.
Eine weitere Kormoranstudie, die alle relevanten Faktoren einbezogen habe, habe die Situation am Bielersee untersucht und gezeigt, dass den Fischern zehn Prozent mehr Kosten und 15 Prozent weniger Einnahmen aus dem Kormoranproblem resultierten.
Die widersprüchlichen Informationen erschwerten eine lösungsorientierte Diskussion. Deshalb wollen die Berufsfischer die Studie "Betriebswirtschaftliche und ökologische Relevanz des Mortalitätsfaktors Kormoran" unterstützen, die das Schweizerische Kompetenzzentrum für Fischerei durchführen will. Diese Studie soll die Befunde von allen untersuchten Seen vergleichen und Klarheit in die Kormorandiskussion bringen.
Die Berufsfischer haben auch klare Erwartungen an die neue "Vollzugshilfe Kormoran", welche das Bundesamt für Umwelt im Auftrag des Parlaments ausarbeiten muss. Die vom Parlament bereits vorgegebenen Vergrämungsabschüsse in den Kantonen Thurgau und Schwyz im Nahbereich der Berufsfischer-Netze müssten mit wenig administrativem Aufwand und ohne übertriebene jagdliche Auflagen möglich sein.
Im Fall von Fischern ohne jagdliche Kenntnisse und mit wenig freiem Platz auf dem Boot sollen Jäger auch von einem parallel fahrenden Schiff aus agieren können. Solche Netzabschüsse würden seit längerem im Kanton Thurgau praktiziert und seit letztem Jahr auch im Schwyzer Teil des Zürichsees.
Vergrämungsabschüsse seien aber nicht an allen Seen akzeptiert. Es würden deshalb auch weitere Vorschläge zum Wildlife-Management des "überbordenden" Kormoranbestands erwartet, schreibt der Berufsfischerverband. Insbesondere im Bereich der Grenzseen, wo die Schweiz bisher die nach EU-Recht zugelassenen Aktivitäten von Baden-Württemberg und Vorarlberg kaum unterstützt habe.
sda