Die Watties von der Mains of Tonley Farm in Alford im Nordosten Schottlands kennen vor allem ein Interesse: Aberdeen Angus. Vor etwas mehr als 20 Jahren, im Jahr 1993, gründete Neil Wattie Senior zusammen mit seinem Sohn Neil Wattie Junior die eigene Angus-Zucht.

Eigentlich logisch, liegt die Farm doch in unmittelbarer Nachbarschaft der Tillyfour Farm, der ersten Aberdeen Angus-Zucht, bekannt als "Original home of the Aberdeen Angus". Anfangs des 19. Jahrhunderts wurde dort damit begonnen, eine lokale, seit Jahrhunderten verbreitete und genetisch hornlose Rinderrasse gezielt zu züchten.

Weltweite Verbreitung

Der weltweite Siegeszug der Angus-Rinder aus Schottland begann dann um die 1870‘er Jahre, als erste Exporte in die USA getätigt werden konnten. Rund 100 Jahre später allerdings kam es zu einer Krise, als der Markt nach grösseren Tieren verlangte und die Angus auch in Schottland teils von anderen, grösseren, Fleischrinderrassen verdrängt wurden.

Doch mit dem Einbezug von nordamerikanischer Angus-Genetik habe dieses Manko behoben werden können, sagt Neil Junior. Als weiteren Grund sieht er die hervorragende Fleischqualität, welche die Rasse sehr populär mache (auch in der Schweiz, siehe Kasten).

Familie im Angus-Fieber

Mittlerweile halten die Watties auf ihrer Farm eine Herde von 120 Tieren und die ganze Familie ist aktiv mit dabei. Besonders der 18 Jahre alte Enkel Mark ist stark engagiert. Bereits zweimal reiste er nach Deutschland, um dort aus Grossbritannien importierte Angus-Rinder für einen grossen, jährlichen Verkauf vorzubereiten. Er erledigt seine Arbeit mit viel Stolz und präsentiert gerne die besten Stiere aus der Zucht.

Doch auch die noch jüngeren Familienmitglieder sind bereits im Angus-Fieber: Der 12-jährige Craig, Cousin von Mark, ist auch bereits oft auf Shows anzutreffen und hilft tüchtig mit. "Ich denke, es ist für Kinder klüger, sich so zu engagieren, als den ganzen Tag vor der Spielkonsole zu sitzen", sagt seine Mutter Allison.

Zucht auf Grösse

Seit die Familie vor 20 Jahren mit der Angus-Zucht begonnen hat, hat sich einiges entwickelt. 900 Kilo wogen damals die zweijährigen Stiere. Heutzutage ist das Ziel, dass die Bullen über eine Tonne wiegen. Der grösste bisher in der Herde gezüchtete Bulle wog mit zwei Jahren 1‘200 Kilo. "Unser Grundsatz ist die Züchtung auf Grösse, ohne aber dafür auf ein leichtes Abkalben zu verzichten", erklärt Neil Jr.

Die Watties setzen ganz auf die Weidehaltung. Die Tiere verbringen das ganze Jahr auf den rund 24 Hektaren Land. Im Winter erhalten sie Heu und Silage als Futtermittel. Nur zum Kalben werden die Kühe im März/April in den Stall genommen, um danach so rasch als möglich wieder auf die Weide verbracht zu werden.

Die Watties werden ihre Farm voraussichtlich noch lange betreiben können – der enthusiastische Nachwuchs jedenfalls steht schon bereit. Die Begeisterung zahlt sich auch für die Zucht aus: Bereits konnte die Farm zahlreiche Champion-Titel an Shows entgegennehmen.

Jonas Ingold, lid