Übertrifft die Nachfrage etwa nach biologischen Kartoffeln-Setzlingen das Angebot, müssen Bio-Landwirte auf konventionelles Saatgut ausweichen. Dazu müssen sie zuerst beim Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FIBL) in Frick AG eine Ausnahmebewilligung beantragen, wie die Konsumentenmagazine Saldo und "Bon à savoir" schreiben.
2013 wurden beim FIBL rund 1000 Ausnahmegesuche für die Verwendung von konventionellem Saat- und Pflanzgut gestellt, wie das Institut auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda bestätigte. Das sei aus Sicht des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) allerdings nicht viel, schreiben die Autoren der am Mittwoch publizierten Artikel.
Gute Versorgungslage
"Ausnahmegesuche werden häufig für Kleinstmengen ausgestellt", hiess es beim BLW auf Anfrage. Bei rund 6000 Biobetrieben, die zum Teil Saat- oder Pflanzgut von 20 Sorten oder mehr brauchen, schienen 1000 Ausnahmegesuche ein Zeichen für eine gute Versorgungslage mit biologischem Ausgangsmaterial zu sein.
Denn für jede Sorte muss beim FIBL ein eigenes Gesuch gestellt werden. "Es ist korrekt, dass in jedem Jahr für jede Sorte je ein Gesuch gestellt werden muss", bestätigte auch der Sprecher des Instituts.
Züchtung von Bio-Saatgut
"Bio Suisse kritisiert seit langem, dass zu wenig biologisches Saatgut produziert wird", hiess es beim Knospen-Label auf Anfrage. Ausnahmen würden jedoch ausschliesslich nach sorgfältiger Prüfung und nur dann bewilligt, wenn kein biologisches Saatgut erhältlich sei.
Der Einsatz von konventionellem Saatgut im Biolandbau müsse ausserdem sehr hohe Anforderungen erfüllen, schreibt Bio Suisse weiter. So dürfe das Saatgut nicht chemisch vorbehandelt sein. "Sobald das Saatgut auf den Biobetrieben ausgesät wird und dort keimt und wächst, gelten uneingeschränkt die Biorichtlinien."
Um die Versorgungssituation langfristig zu verbessern, fördert die Vereinigung mit jährlich über 100'000 Franken die Züchtung von biologischem Saatgut.
Schwierige Kartoffel-Planung
Zahlreiche Gesuche werden laut dem BLW für konventionelle Kartoffel-Setzlinge gestellt. Bei diesen handelt es sich um sogenannte Lebendware, die sich nicht bei Bedarf einfach lagern lässt. Kartoffeln keimen im Frühjahr aus, egal ob sie in der Erde sind oder nicht. Wird dieses Zeitfenster nicht genutzt, ist die Ware wertlos.
Zudem müssen die Produzenten die Setzlinge schon im Jahr zuvor anpflanzen. Zu diesem Zeitpunkt die Nachfrage richtig einzuschätzen, ist jedoch schwierig. Es kommt deshalb oft zu Engpässen.
sda