In mehreren Versammlungen hatte Bio Suisse die Ernährungssicherheitsinitiative des SBV ohne Entscheid debattiert. Das Volksbegehren war bei den Delegierten wenig populär, gleichzeitig wollte man es mit dem SBV nicht verderben. Nun haben die politischen Entwicklungen der Bio Suisse den Weg aus dem Dilemma ermöglicht.

Nur drei Gegenstimmen

Der Gegenvorschlag zur Initiative ist derart unbestritten, dass sich die Initianten auf eine Kampagne zugunsten der Schweizer Nahrungsmittel beschränken wollen. Von Widerstand seitens Wirtschaft und Umweltschützern weit und breit keine Spur mehr.

Deshalb konnten die Bio Suisse-Delegierten dem Gegenvorschlag an der Delegiertenversammlung von heute  in Olten mit klarem Mehr zustimmen, lediglich 3 Delegierte stimmten dagegen, 5 enthielten sich. Präsident Urs Brändli münzte die bisherige Unentschlossenheit der Organisation in eine Vermittlerrolle um: "Neben Mensch Tier und Natur bringen wir auch die Politik ins Gleichgewicht", erklärte er in seiner einleitenden Rede.

"Zuviel Gummi im Artikel"

Der Politikverantwortliche Martin Bossard hatte vor der Abstimmung in dieselbe Kerbe gehauen, die neutrale Haltung habe sich bewährt, er gehe davon aus, dass die Zustimmung Formsache sei. Der nun bereit stehende Gegenvorschlag sei ein grosser Erfolg für den SBV. Bossard zeigte sich vor allem erfreut über Litera d) "grenzüberschreitende Handelsbeziehungen, die zur nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft beitragen".

grenzüberschreitende Handelsbeziehungen, die zur nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft beitragen - See more at: www.bauernzeitung.ch/sda-archiv/2017/gegenvorschlag-ist-durch-initiative-zurueckgezogen/

grenzüberschreitende Handelsbeziehungen, die zur nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft beitragen - See more at: www.bauernzeitung.ch/sda-archiv/2017/gegenvorschlag-ist-durch-initiative-zurueckgezogen/

Ein Bergheimat-Delgierter plädierte erfolglos für eine Stimmfreigabe. Er sagte, der Weg zur Hölle sei mit guten Vorsätzen gepflastert, im Gegenvorschlag habe es zuviel Gummi drin.

SBV-Präsident Markus Ritter erhielt nach der Abstimmung Gelegenheit, die Kampagne kurz vorzustellen. Er konnte den Versammelten mitteilen, dass die Abstimmung nun behördlich bestätigt am 24. September 2017 stattfinden wird. Dieser Termin sei ideal, da mitten in der Erntesaison gelegen. Er dankte der Bio Suisse für die Unterstützung und betonte, dass ihre Beteiligung wichtig sei.

Kritischere Haltung zu Freihandelsverträgen

Für ausführliche Diskussionen sorgte ein Antrag von Bio Genève, der eine grundsätzlich ablehnende Haltung der Bio Suisse zu Freihandelsabkommen schmackhaft machen wollte (abgestimmte Version siehe Kasten). Zum Auftakt riet Martin Bossard von einer Zustimmung ab. Er plädierte stattdessen mit einem eigenen Vorstandsantrag für ein "Ja, aber" zu Verhandlungen. Demgegenüber plädierten mehrere Delegierte für ein "Nein, aber".

In der Abstimmung wurde dem leicht abgeschwächten Antrag der Genfer klar der Vorzug gegeben. Für den Vorstandsantrag sprachen sich lediglich fünf Delegierte aus. Urs Brändli trug die Niederlage des Vorstands mit Frassung und nahm sie zum Anlass, wieder einmal die Diskussionskultur anlässlich von Bio Suisse-Delegiertenversammlungen zu loben.

akr