Das letzte Fass Brennkirschen lieferte Josef von Rickenbach am Montag bei der Destillerie Fassbind in Arth ab. Sohn Erwin von Rickenbach, der den Betrieb in Steinen führt, schloss die Ernte letztes Wochenende ab. Von den rund
120 Hochstammbäumen konnte er mit knapp acht Tonnen nur halb so viel abliefern wie im Vorjahr. Früh blühende Sorten brachten gute Erträge, in höheren Lagen und bei späteren Sorten war der Behang sehr gering – wegen dem nasskalten Wetter in der Blütezeit. Dazu kam der Befall wegen der Kirschessig­fliege (KEF). Vor allem gegen Ernteende sei der Druck enorm geworden, erklärt Erwin von Rickenbach.

Stabile Nachfrage

Wegen der Grossernte im Vorjahr, womit die Lager aufgefüllt wurden, seien dieses Jahr eher etwas weniger Brennkirschen übernommen worden, um die 100 Tonnen, aber in sehr guter Qualität, sagt Peter Anderhub von der Fassbind AG, übrigens die älteste Destillerie der Schweiz. Einbussen ­wegen der KEF waren zwar befürchtet worden, blieben aber weitgehend aus. Die Nachfrage nach Spezialitätenschnäpsen sei recht stabil, der Absatz von Brennkirschen für die Bauern somit durchaus gegeben. Rund 1,3 Franken erhalten die Lieferanten pro Kilo.

KEF-Druck stieg stark

Gegen Ende letzter Woche sei der Druck der KEF explosionsartig gestiegen, bestätigt auch Armin Röllin aus Baar. Er ist deshalb froh, dass die Ernte just vor einer Woche abgeschlossen werden konnte, etwas später als im Vorjahr. Die Reife sei etwas verzögert gewesen, die Qualität aber gut. Rund 20 Tonnen Brennkirschen konnte er von den
230 Hochstammbäumen ernten. Die Früchte werden alle selber verwertet und der Kirsch und weitere Spezialitätenschnäpse selber vermarktet.  Gegen die KEF helfe nur chemisch spritzen, Kalkung habe kaum Wirkung, hat Röllin die Erfahrung auch mit Versuchen von Agroscope gemacht. «Bei gleichen Pflanzenschutzmassnahmen war der Befallsdruck dieses Jahr massiv grösser als im Vorjahr». Man sei schon etwas machtlos gegen KEF, entscheidend sei auch der Standort der Bäume.

Viel Aufwand wegen KEF

Bei Peter Meier, Bachtalen, Rotkreuz haben Brennkirschen nur geringe Bedeutung, 800 kg lieferte er ab,  er ist spezialisiert auf Konservenkirschen für die Zuger Rigi Chriesi AG, dorthin lieferte er 23 Tonnen. Top-Qualität, wie Meier betont.  «Wir hatten die Kirschessigfliege im Griff, aber nur dank sehr grossem Aufwand.»

Die Arbeit sei nicht zu unterschätzen, chemische Behandlung, kalken, mulchen, sehr rasche Ernte mit vielen Helfern, nennt er die Erfolgsfaktoren gegen den gefürchteten Schädling, der dieses Jahr grosse Probleme bereitete. So sei vielerorts gar nicht mehr geerntet worden, weil der Befall zu gross war. Mit dem Preis von rund 2,1 Franken pro Kilo für die Konservenkirschen sei er zufrieden, betont Meier. 

Die Wirtschaftlichkeit sei aber nur gegeben, weil die Ernte auf seinem Betrieb durchmechanisiert sei, mit hydraulischem Schüttler, Rupfi und mehr. So waren Tageserntemengen bis
4 Tonnen möglich, in acht Tagen seien die rund 400 Halb- und Hochstamm-Kirschbäume abgeerntet gewesen.

Weniger Konservenkirschen

Die Qualitätsbemühungen der letzten Jahre würden sich auszahlen, sagt Michela D’Onofrio, Geschäftsführerin der Zuger Rigi Chriesi AG. Wer als Profi wie Peter Meier nach Plan gespritzt habe, konnte auch die erwarteten Mengen Konservenkirschen abliefern. Bei einigen kleineren Lieferanten mit extensiver Pflege waren die Ausfälle aber gross. «Es war wegen der Kirschessigfliege wirklich ein schwieriges Jahr.» Die übernommene Menge sei zufriedenstellend, machte aber nur rund Dreiviertel des Vorjahresquantums aus, sagt D’Onofrio, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Frühernte drückt Qualität

Mit eher weniger Brennkirschen als im Vorjahr rechnet auch Toni Zgraggen von der gleichnamigen Destillerie in Lauerz. Er nimmt jährlich 200 bis 400 t an, aus der ganzen Schweiz. In höheren Lagen laufe die Ernte noch immer, somit würden wohl die letzten Kirschen erst nächste Woche angeliefert. Die KEF sei ein grosses Thema, «wer nichts dagegen machte, hat grosse Verluste». Tendenziell würden die Brennkirschen aus Angst wegen der KEF wohl eher frühreif geerntet, was auf die Qualität drücken könne.

Räber AG ist zufrieden

Nur einzelne Bauern hätten Probleme wegen der KEF gehabt, weiss Fredy Müller von der Räber AG Küssnacht. Er habe im Vorfeld befürchtet, die erwarteten Mengen nicht zu bekommen. Nach Abschluss der Ernte sei er nun aber zufrieden, auch mit der Qualität. Abgeliefert wurden zwar nur rund 75 Prozent der Vorjahresmenge, nämlich rund 140 Tonnen Konservenkirschen. Bei Brennkirschen wurden die Vorjahresmengen mit rund 150 Tonnen fast erreicht.

 

Ernteprognose wird erreicht

Schweizweit werde die Annahme von Brenn- und Konservenkirschen diese Woche wohl abgeschlossen, erklärt Josiane Enggasser vom Schweizer Obstverband. Die geschätzten Mengen von 2500 Tonnen Brenn- und 500 Tonnen Konservenkirschen sollten wohl erreicht werden. Der Absatz sei aufgrund der guten  Nachfrage der Verarbeiter für die Produzenten dieses Jahr sicher kein Problem gewesen.