Bilder von geretteten Koalas, die gierig Wasser aus von Helfern gehaltenen Flaschen trinken und von hilflos in verkohlten Wäldern herumirrenden Kängurus sind in den vergangenen Wochen um die Welt gegangen. Eine am Freitag veröffentlichte Studie der Universität von Sydney schätzt die Zahl der seit September im Staat New South Wales verendeten Tiere auf 480 Millionen - wobei es sich um eine "sehr zurückhaltende" Kalkulation handelt, wie die Autoren betonen. Die wahre Zahl könne noch "bedeutend höher" liegen.
Er gehe davon aus, dass landesweit bereits Milliarden von Tieren durch die Feuer ums Leben gekommen seien, sagt Professor Andrew Beattie von der Macquarie-Universität nahe Sydney, "wenn man Säugetiere, Vögel, Reptilien und grössere Insekten wie Schmetterlinge mit einrechnet". Es sei "ziemlich sicher, dass in grossen Teilen dieser sehr ausgedehnten Brandgebiete der grösste Teil der Tierwelt tot ist", betont der Biologe. "Die Flora und Fauna ist fort."
Koalas besonders betroffen
Besonders betroffen sind die ohnehin schon durch Krankheiten und den Verlust ihres Lebensraums bedrohten Koalas: Die Beuteltiere leben auf Bäumen, ernähren sich nur von bestimmten Eukalyptusarten und sind nicht schnell genug, um vor den Flammen zu fliehen. Schon vor den derzeitigen Buschbränden ging die Zahl der Koalas in New South Wales und Queensland zwischen 1990 und 2010 um 42 Prozent zurück - keiner weiss, wie viele nun durch die Buschbrände verendeten.
Der Ökologe Mark Graham vom Naturschutzrat des Landes warnte, die Feuer seien so heiss und entwickelten sich derart schnell, "dass es eine beträchtliche Sterberate von auf Bäumen lebenden Tieren gibt". Da die Feuer noch immer brennen, "werden wir die Kadaver wahrscheinlich nie finden".
Wie die Zukunftsaussichten für die Tier- und Pflanzenwelt sind, wenn die Brände endlich gelöscht sind, ist noch völlig unklar. Studien zeigen, dass Buschbrände sich nicht gleichmässig über die Landschaft ausbreiten, sondern es in Brandgebieten immer wieder von den Flammen unberührte "Inseln" gibt.
Regeneration dauert bis zu 40 Jahre
"Es sind diese unberührten oder weniger betroffenen Gebiete, in die sich Tiere flüchten, wenn sie es dorthin schaffen", sagt der Biologe Beattie. Falls es genug solcher "Inseln" gebe und sich die äusseren Bedingungen rasch verbesserten, gebe es Hoffnung, dass die Wälder und Buschgebiete sich wieder erholen können.
Die Zukunft der am schwersten verbrannten Gebiete hängt nach Beatties Worten von Faktoren wie dem Niederschlag und dem Klima in den kommenden Monaten ab. Es könne bis zu 40 Jahre dauern, bis die Habitate wiederhergestellt seien.
Der Umgang der australischen Regierung und insbesondere von Premierminister Scott Morrison mit der Brandkatastrophe steht in Australien und im Ausland in der Kritik. Die Reaktion der Regierung sei "bedauernswert langsam, und ihre Einstellung ist immer noch bedauernswert beiläufig", beklagt Beattie. "Da sitzen Politiker mit sehr geringen Kenntnissen in Umweltfragen, die die sich anbahnende Katastrophe deshalb nicht kommen gesehen haben."