Anschliessend an die Bilanzmedienkonferenz von Coop stand Philipp Wyss, Leiter Marketing und Beschaffung, für die BauernZeitung Red und Antwort zum Thema Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) und zur Partnerschaft des Grossverteilers mit der Schweizer Landwirtschaft.

Warum geht Coop bei der Einschränkung vom Pestizideinsatz weiter als der Bund?

Philipp Wyss: Beim Einsatz von Pestiziden sollte man so zurückhaltend sein wie   möglich. Rückstände von PSM gehören nicht in  die Ernährung. Dafür ist die Gesundheit der Konsumenten zu wichtig.

Der Konsument hat doch die Wahl. Mit Bio weiss er, dass ohne Pestizide produziert wurde. Warum wollen Sie, dass auch in der konventionellen Produktion weniger PSM eingesetzt werden?

Auch bei konventionellen Produkten sollte der Anspruch sein, so wenige Pestizide wie möglich zu verwenden. Wir kennen ja heute die Probleme mit Resistenzen. Um grosse Fortschritte zu erreichen, muss man auch hohe Ansprüche haben. Darum sind wir der Ansicht, dass man auch in der konventionellen Produktion noch einmal einen Schritt machen muss.

Geht der Bund zu wenig weit?

Nein. Aber es ist wichtig, sich nicht auf das Minimum zu beschränken und wir suchen immer nach Möglichkeiten, weitere Fortschritte zu erzielen. Auch in der biologischen Produktion gibt es trotz des hohen Niveaus immer wieder Verbesserungspotenzial, so etwa bei Kupfer und Schwefel.

Den Bauern gehen nach und nach die PSM aus. Denken Sie nicht, dass sie irgendwann ein Problem haben, die geforderten Mengen zu produzieren?

Nein, das glaube ich nicht. Ich denke aber, dass sich langfristig die Qualität immer durchsetzt. Und ich traue unseren Bäuerinnen und Bauern in der Schweiz zu, dass sie auch unter anspruchsvolleren Bedingungen im Vergleich zu anderen Ländern Spitzenprodukte herstellen können.

Müsste man dies den Bauern nicht auch finanziell abgelten?

Unsere Kunden haben den Anspruch, möglichst keine Rückstände von Pestiziden in ihren Lebensmitteln zu haben.  Wir sind auch im Früchte- und Gemüsehandel seit Jahren ein sehr verlässlicher Partner und die Produzenten erhalten für ihre Produkte angemessene Preise.

Was bringt das gute Ergebnis von Coop den Bauern und Bäuerinnen?

Wir konnten im Bereich der Frischprodukte im letzten Jahr Marktanteile gewinnen. Da der Grossteil unserer Lebensmittel aus der Schweiz stammt, kommt dies direkt den Schweizer Bäuerinnen und Bauern zugute. Und wir wollen bei den Frischprodukten wie Gemüse, Früchte, Brot, Milch und Fleisch weiterhin wachsen.

Profitieren die Produzenten auch finanziell?

Unmittelbar wohl nicht. Ich glaube aber, wenn der Schweizer Bauer langfristig auch einen Abnehmer hat, bei dem er weiss, dass er auf ihn setzt, dann ist dies viel wert. Ein verlässlicher Partner nützt den Produzenten am meisten. Wir waren immer für die Bauern da. Wir führen regelmässige Gespräche mit dem Schweizer Bauernverband und engagieren uns, dass die Schweizer Bauern auch eine Zukunft haben.  

Interview Jasmine BaumannMehr