Die Adventszeit bedeutet für Karin Röthlisberger meistens etwas Stress. Die Bäuerin und dreifache Mutter hat sich aber daran gewöhnt und weiss vom Backtag bis zur Weihnachtsfeier alles gut zu organisieren. Die Familie hat momentan die oberste Priorität in ihrem Leben.
Die Aussicht vom Bänkli bei Hegen über das Dorf Eriswil BE sowie die Hügel vom Emmental und Oberaargau ist traumhaft. Noch immer liegt kein Schnee auf rund 900 Metern über Meer, aber die Nebelschwaden ziehen durch die Täler und verleihen den kahlen Bäumen etwas Bizarres.
Den Blick übers weite Land liebt Karin Röthlisberger, und
in den wärmeren Jahreszeiten
geniesst sie jeweils die ruhigen
Minuten auf dem «Fyrabe-Bänkli» ganz besonders. Viel Zeit, ihre Hände in den Schoss zu legen, hat die aktive Bäuerin aber nicht.
Die Pferde
gehören dazu
Dabei war Karin Röthlisberger der Weg in den Bauernstand und nach Eriswil gar nicht vorgegeben. Sie erblickte in Zollikofen BE das Licht der Welt und wuchs als Einzelkind in Stadtnähe auf. Danach bildete sie sich zur Pharmaassistentin aus und arbeitete auf ihrem Beruf.
Die Verbindung ins Emmental bestand aber schon von Geburt an, war es doch die Heimat ihrer Mutter. Die Ferien verbrachte klein Karin regelmässig bei ihrer Grossmutter und der Gotte, die beide auf einem Bauernhof lebten. Dazu waren auch drei Cousinen, fast wie Schwestern, die mithalfen, die ländliche Welt zu entdecken. So wurde die zweite Wohnung beim Grosi auch bald das Daheim für Karin.
Zu den Pferden hatte die junge Frau ebenfalls eine enge Beziehung, und bald stand in einem Stall das eigene Pferd. Der treue Vierbeiner war auch beteiligt, dass sich Karin und Christoph Röthlisberger begegneten. «Bim Rössele und im Usgang si mir üs nächer cho», meint die glückliche Ehefrau lächelnd, die im Jahr 2005 den Bund fürs Leben schloss. Darum sind auch in Hegen ein Halbblutpferd und Freibergerstuten mit Fohlen im Stall. Die Zeit zum Reiten fehlt aber im Moment oft.
Die Adventszeit ist geprägt
von festen Programmpunkten
Mit Levin, der 2007 auf die Welt kam, seiner Schwester
Noemi (2009) und dem kleinen Janis, der 2012 geboren wurde, entstand wuchs glückliche Familie. «Nun sind unsere Kinder im Vordergrund, und ich geniesse die Zeit mit ihnen sehr», stellt Karin Röthlisberger fest.
Karin Röthlisberger lernte, die Termine zu planen und geniesst es nun auch sehr, Weihnachten in ihrer Familie zu feiern, mit den Schwiegereltern und den Brüdern des Mannes im Bauernhaus sowie auch mit ihren Eltern. In der Altjahreswoche gehört ebenfalls die Waldhüttenfeier mit zwei befreundeten Ehepaaren fest ins Programm, da werden praktischerweise auch Gotte- und Göttipäckli ausgetauscht.
Schon Anfang Dezember wird ebenfalls ein Tag fürs «Güetzele» eingeplant, und die Aufgaben sind verteilt, während der Vater und die Kinder mit viel Geduld Zimtsterne, Spitzbuben usw.
ausstechen, ist die Mutter fürs Backen verantwortlich. Tradition hat auch der Shoppingtag mit der Kollegin in Bern, den Karin Röthlisberger jeweils sehr geniesst und doch am Abend froh ist, wieder heim ins Dorf zu kommen.
Einmal pro Woche
eine klingende Auszeit
Sehr gerne mag Karin Röthlisberger auch Musik, und dies nicht nur in der Weihnachtszeit. Im Gemischten Chor Hubbach Dürrenroth sammelte sie erste Singerfahrungen, und dann kam die Anfrage vom Jodlerchörli Wyssachen.
Nach einem Jodlerkurs in Signau steht nun die Jodlerin seit 2004 jeweils in ihrer edlen Gotthelftracht mitten im Halbkreis vom Verein und lässt ihre schöne Stimme erklingen. So gönnt sich Karin Röthlisberger einmal in der Woche für die Singprobe eine klingende Auszeit vom Alltag. Bei den Auftritten sind die Kinder schon sehr stolz auf ihre schöne Mama in der Tracht.
Viel Arbeit lastet auf den Schultern der Bäuerin. Der Betrieb mit rund 16 ha (inkl. Pachtland) wurde 2010 übernommen. Der Ehemann arbeitet zu 100 Prozent auswärts, dafür ist der Schwiegervater angestellt. Milchwirtschaft, Pferdezucht, Ackerbau und Kälbermast sind Erwerbszweige. «Ich gehe gerne in den Stall, füttere, miste die Pferde und tränke die Kälber. Dabei hilft auch die Schwiegermutter, auf sie kann ich mich immer verlassen, sie ist auch eine grosse Hilfe bei der Kinderbetreuung», meint Karin Röthlisberger dankbar.
In der Weihnachtszeit freut sich die Bäuerin nun auf schöne Familientage. «Dabei dürfen die Lichter und Kerzen gar nicht
fehlen. Wegen des Windes, der in der Höhe ums Haus pfeift, gibt es auf dem Fenstersims halt nur noch Ledlicht», meint Karin Röthlisberger mit strahlenden Augen.
Barbara Heiniger