Hopfen- und Weinbäuerin Silvia Ulrich steht mitten in der Dreschhalle auf dem Unterstammheimer Hof Hopfengut und hängt die rund fünf Meter langen Hopfenpflanzen Stock um Stock in die Zugkette. Diese zieht die Pflanzen hoch und lässt sie in einer grossen, dreschmaschinenähnlichen Apparatur verschwinden. Es ist nun die Zeit der Hopfenernte. «In diesem Jahr haben sie unter dem Hagel am 13. Mai, aber auch unter der Trockenheit und Hitze gelitten», erklärt Sohn Peter Ulrich. Er sorgt dafür, dass die Hopfen aus dem Aufzuchtgarten im freien Feld auf den Hof kommen.


Hohe Mechanisierung mit Spezialgeräten


Mit einer seitlich an den Traktor angebauten Technologie mit Transportband wird die Pflanze vom Wurzelstock abgeschnitten und durch Einklemmen in einen Spezialanhänger gezogen. Bei diesem Arbeitsschritt reisst der Draht ab, so dass die gesamten, mit unzähligen Hopfendolden behangenen Pflanzen in den Anhänger fallen.  Danach gehts in die Hopfenscheune zur weiteren Verarbeitung.

Während Pflanzenreste über Förderbänder nach draussen gelangen, sind es nun die gepflückten Hopfendolden, welche ebenfalls über ein Förderband die Maschine verlassen. Dabei werden sie nochmals einer Grobreinigung unterzogen. Eine Mitarbeiterin liest nicht sauber von der Pflanze abgetrennte Dolden heraus und diese gelangen nochmals in den Ernteprozess in der Maschine. Dann werden die Hopfen schonend getrocknet. Einige Tage später erfolgt das Absacken mit einer speziellen Anlage. Damit die gewünschten rund 60 Kilos in den Sack kommen, muss nachgepresst werden.

Die Veredelung findet in Deutschland statt


Für die weiteren Verarbeitungsschritte verlassen dann die abgesackten Hopfendolden das Tal und werden in einem der grossen deutschen Anbaugebiete rund um Tettnang, nördlich des Bodensees, weiter veredelt. Danach kommen sie in Form von Pellets in die Schweiz zurück, wo sie unter den Schweizer Brauereien aufgeteilt werden. Die Anbaufläche im Stammertal hat sich in den letzten Jahren leicht reduziert. Es sind aktuell noch 65 Aren in Ober- und weitere 
615 Aren in Unterstammheim, welche mit dieser mehrjährigen Spezialkultur bepflanzt sind.

Landesweit sind es rund 18 ha, wobei weitere Hopfenanbaugebiete im Fricktal AG, in Wolfwil SO und bei der Kartause Ittingen,  Frauenfeld TG, zu finden sind. Im Vergleich zu Deutschland mit ihren weit über 16 000 Hektaren ist dies eine sehr bescheidene Fläche.

In guten Jahren können gemäss Zahlen aus den deutschen Anbaugebieten 1700 bis 1900 kg Hopfendolden pro Hektare geerntet werden. Gemäss Zahlen des Schweizer Fachverbandes reichen die inländischen Erträge aus, um rund 10 Prozent des Bedarfes der Schweizer Brauereien zu decken. Im vergangenen Jahr wurden von den 483 erfassten Brauereien, welche biersteuerpflichtig sind, 3,43 Mio Liter Bier gebraut. Zusammen mit den Importen von 1,225 Mio Hektolitern ergibt das einen Pro-Kopf-Konsum von 56,3 Liter.

Roland Müller