BauernZeitung: 100 Millionen Becher Caffè Latte füllte 2013 Emmi ab mit 19 00 Tonnen Schweizer Milch drin. Wie entwickelte sich der Absatz über die letzten fünf Jahre?

Sibylle Umiker: Auch nach zehn Jahren ist bei Caffè Latte ein weiteres Wachstumspotenzial vorhanden, hier in der Schweiz wie auch im Ausland. 2007 verkaufte Emmi etwas mehr als 60 Millionen Becher, 2012 haben wir die 100-Millionen-Grenze geknackt, und 2013 waren es gar rund 110 Millionen. Wir verzeichnen bei Caffè Latte, der zu rund 80 Prozent aus Schweizer Milch besteht, zweistelligen Zuwachsraten in England, Österreich und Luxemburg.


Warum steigt der Absatz? Spürt Emmi die zahllosen Nachahmerprodukte?

Umiker: Mit Caffè Latte haben wir 2004 den Trend zur Verpflegung unterwegs aufgegriffen und mit unserer Rezeptur ins Schwarze getroffen. Seither ist unser Caffè Latte beim kalten Kaffee das Referenzprodukt. Nein, die Nachahmerpodukte stören uns nicht. Diese kommen ins Regal und verschwinden in der Regel nach einer gewissen Zeit wieder – das eine ersetzt das andere. Unseren Platz im Regal tangiert das in der Regel nicht. Das Original Caffè Latte von Emmi bleibt und behauptet sich.


Emmi startet mit der Produktion von Chai Latte in den zwei Geschmacksrichtungen Original Taste und Vanilla Breeze. Was für Hoffnungen setzt Emmi auf diese neuen Produkte?

Umiker: Mit Chai Latte wird eine neue Zielgruppe abgeholt. Caffè Latte wird am Vormittag und Mittag als Wachmacher getrunken. Tee hingegen wird über den ganzen Tag bis in den Abend hinein getrunken. Zudem kann er auch warm getrunken werden und eignet sich somit auch für die kalte Jahreszeit. Mit Chai Latte peilen wir die jungen Frauen an und bieten allen, die Kaffee nicht lieben, eine Alternative.


Wann bringt Emmi das Nachtleben in den Städten mit einem verrückten Getränk wie Caffè Gummibärli in Schwung?

Umiker: (Lacht) Nein, so etwas ist bei Emmi nicht angedacht. Ich blicke nicht 30 Jahre voraus, aber hier und jetzt überlassen wir alkoho-lische Getränke anderen Mitbewerbern. Unsere Kernkompetenz ist die Milch. An Kafi Schnaps denken wir momentan nicht.


Mit der Beteiligung am mexikanischen Importunternehmen «Mexideli» stärkt Emmi seine Position in Amerika. Damit schafft sich das Unternehmen neben Chile ein zweites solides Standbein in Lateinamerika. Emmi geht mit dem US-ame
rikanischen Jogurthersteller Siggi’s eine strategische Partnerschaft ein. Der Umsatzanteil im Ausland soll von heute 43 auf 50 Prozent ansteigen. Verzettelt sich Emmi in zahllosen Auslandbeteiligungen?

Umiker: Emmi beteiligt sich nur an Firmen, wo es einen Sinn hat. Die erwähnten Beteiligungen sichern die Zusammenarbeit langfristig. Für Siggi’s produzieren wir Jogurt, Mexideli verkauft Schweizer Käse, beides wird dank diesen Beteiligungen auf längere Sicht so bleiben. Diese Partnerschaften sind auch im Sinne der Schweizer Milchproduzenten – bis weit in die Zukunft hinein.


Wie sind Milchpreis-Aussichten für das erste Halbjahr?

Umiker: Wir rechnen damit, dass der Milchpreis im nächsten Halbjahr auf dem aktuellen, vergleichsweise hohen Niveau verbleibt.

Interview Hans Rüssli