Wie so oft im Leben steht auch am Anfang der Erfolgsgeschichte Amandine eine Krisensituation.
1996 hat eine schwierige Lage auf dem Frühkartoffelmarkt die Kartoffelproduzenten am Genfersee, APPNAL (Association des producteurs de pommes de terre nouvelles de l’Arc lémanique), dazu bewogen, sich Gedanken über die Ausrichtung ihres Kartoffelanbaus zu machen.
In der Bretagne fündig geworden
Ihr Ziel war es, eine Kartoffelsorte zu finden, welche die Konsumentinnen und Konsumenten begeistert und gleichzeitig den Produzenten eine Chance mit neuen Absatzkanälen eröffnet. Bei einem Züchter in der Bretagne stiessen sie auf die Sorte Amandine.
Diese bauten sie ab 1998 auf einer kleinen Fläche in der Region des Lac Léman an. Mit den ersten Kostproben begeisterten die Kartoffelproduzenten unter der Führung von APPNAL-Präsident Robert Girardet den Handel.
Hellgelbes Fleisch
Mit ihrer eleganten, länglichen Form und der feinen Haut gefiel die festkochende, frühreife Amandine den Abnehmern. Einzigartig ist das hellgelbe Fleisch, welches dank der zarten Textur und einem geringen Stärkegehalt wie Butter auf der Zunge vergeht. Nicht umsonst heisst der Webeslogan in Französisch «Amandine – c’est la pomme de terre, qui a le beurre dans l’interieur»!
APPNAL gingen mit der Migros eine exklusive Partnerschaft ein und richteten in der Folge ihre Produktionstechnik und ihre Infrastrukturen auf die speziellen Bedürfnisse der zarten Amandine-Kartoffeln aus. Dank einer originellen Werbekampagne war die Amandine schnell in aller Munde und Einkaufstaschen.
Ab 2012 wurde das Anbaugebiet auf die ganze Schweiz ausgedehnt. Heute bauen rund 100 Produzenten auf 300 Hektaren Amandine-Kartoffeln an. Durch eine gute Logistik mit ausgewählten Packbetrieben wird eine schnelle Verteilung und somit Frische und Qualität garantiert.
Im Hochpreissegment verkauft
«Die Partnerschaft mit der Migros ist seit je her sehr fruchtbar und basiert auf gegenseitigem Respekt», so Robert Girardet. «Wichtig ist, dass die Produzenten für ihre Arbeit fair abgegolten werden. Dies ist beim Amandine-Anbau der Fall.»
Für Girardet sind die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Migros und die aussergewöhnlichen Eigenschaften der Amandine-Kartoffeln die Schlüssel zum Erfolg.
Die Amandine machen mengenmässig rund 12% der verkauften Kartoffeln bei der Migros aus. Mit einem Preis von 3.70 Franken pro Kilo im Hochpreissegment ist die Amandine auch für die Migros ein interessantes Produkt mit einer hohen Wertschöpfung.
Produzent der ersten Stunde
Ein Amandine-Produzent erster Stunde ist Jacky Cretegny. Im waadtländischen Allens bewirtschaftet er einen 55 Hektaren grossen Betrieb. Dank Flächenabtausch baut er auf 35 Hektaren Kartoffeln an.
Dabei hat er sich auf die Produktion von Premium-Sorten spezialisiert. Dank einer schlagkräftigen Erntetechnik und einer konzentrierten kurzen Erntezeit von rund einem Monat können die Personalkosten tief gehalten werden.
«Das Risiko – aber auch die Wertschöpfung im Anbau von Premium-Sorten wie Amandine – sind hoch. Es braucht viel Know-how um die Qualität zu erreichen. Wenn die feine Haut nicht perfekt aussieht, ist die Ware unverkäuflich. Nur die besten Produzenten werden von der APPNAL für den Spezialitätenanbau ausgewählt», hält Jacky Cretegny fest.
Guter Produzentenpreis
Die Saatgutkosten sind aufgrund der engen Pflanzdistanz noch höher als in der übrigen Kartoffelproduktion. Der Mehraufwand, das Risiko und der professionelle Anbau werden aber mit einem guten Produzentenpreis abgegolten. Dieser liegt seit Jahren bei 1.20 Franken pro Kilo.
Davon werden 25 Rappen ins Marketing investiert, welches vollständig in der Hand der APPNAL liegt. Die Exklusivität und der Umstand, dass APPNAL Eigentümer der Marke «Amandine – les délices de l’Arc Lémanique» ist, gehört für Jacky Cretegny zu den grossen Vorteilen des Amandineanbaus.
Die APPNAL will ihren Erfolgsweg weiter verfolgen. Die Fläche marktgerecht ausdehnen, die Konsumentinnen und Konsumenten mit neuen, exklusiven Sorten begeistern, eine hohe Wertschöpfung generieren und den Produzenten einen fairen Verdienst ermöglichen – das sind die Ziele, welche sich die erfolgreichen Kartoffelproduzenten in der Region Léman für die Zukunft gesetzt haben.
SBV
Dieses Porträt erschien im Situationsbericht 2016 des Schweizer Bauernverbands. Weitere fünf Folgen werden in loser Folge publiziert.
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