So lautet das Fazit einer Studie des Consultingunternehmens Red Flag, die im Auftrag des Europäischen Vieh- und Fleischhandelsverbandes (UECBV) erstellt wurde. „Damit haben sich unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigt“, äußerte Verbandspräsident Philippe Borremans bei der Ergebnispräsentation diese Woche in Brüssel. Da ohne ein Abkommen „verheerende Auswirkungen auf den Fleischsektor“ drohten, müsse es nach dem Brexit möglichst viele Handels- und Veterinärabkommen sowie einen angemessen Übergangszeitraum geben, forderte Borremans.
Bei der Studie wurde ein Worst-Case-Szenario angenommen, in welchem nach einem harten Brexit die hohen Zölle für Fleisch gemäß den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) in Kraft treten und weitere Kosten über Veterinär- und Zollkontrollen anfallen würden. Dies würde den Analysten zufolge die EU-Rindfleischexporte in das Vereinigte Königreich um 84 % sinken lassen; bei Schweine- und Schaffleisch wird für diesen Fall ein Minus von 48 % beziehungsweise 76 % erwartet. Auf dem Kontinent würde ein solcher Ausfuhrrückgang zu Überschüssen führen, welche die Preise für Rindfleisch kurzfristig um etwa 9 % und im Schweinesektor um 7,5 % nach unten drücken sollten. Längerfristig wäre mit rund 5 % niedrigeren Preisen zu rechnen.
Der „Preisschock“, so die Autoren der Studie, würde den Produktionswert der EU-Rindfleischerzeugung im ersten Jahr nach einem harten Brexit um rund um 2,4 Mrd Euro sinken lassen; bei Schweinefleisch wäre ein Rückgang um 2,3 Mrd Euro zu erwarten. Davon wären nicht nur die Hauptlieferanten des britischen Marktes, sondern über die EU-weit niedrigeren Preise, alle Mitgliedstaaten betroffen, betonen die Analysten. Dies könnte letztlich den Verlust von rund 32 000 Arbeitsplätzen in der gesamten Wertschöpfungskette Fleisch, vor allem in den ländlichen Regionen der EU, bedeuten. Der UECBV spricht sich deshalb ausdrücklich für Handelsvereinbarungen nach dem Brexit aus, welche die Unternehmen und den Warenaustausch möglichst wenig belasten.
AgE