Dass auf dem Dach des Industriegebäudes der Ecco-Jäger Früchte und Gemüse AG eine Aquaponik-Anlage entstand, ist wohl eher einem Zufall zuzuschreiben. «Das Flachdach war sanierungsbedürftig», erklärte Thomas Gschwend, Mitinhaber des Familienunternehmens im persönlichen Gespräch. «Gleichzeitig musste die gesamte Kälte- und Wärmetechnik von Grund auf neu aufgebaut werden.»

Daraus entstand während der Planung das Konzept einer Aquaponik-Anlage. Und so kam Ecco-Jäger zu einem neuen, 
zukunftsweisenden Geschäftszweig.


Rund 1600 Kunden


Neben dem Handel und Vertrieb von Obst, Gemüse, Lusso-Glace und Tiefkühlprodukten wie Brot und Backwaren für die 
Region Ostschweiz ist das Unternehmen neu in die Kräuter-, Salat- und Fischproduktion eingestiegen. Beliefert werden rund 1600 Kunden, vornehmlich Restaurants sowie die Gemeinschaftsgastronomie, also Heime, Mensen und Spitäler. Zur Auslieferung der Waren sind täglich 26 Fahrzeuge unterwegs. Gearbeitet wird an sechs, beziehungsweise sieben Tagen die Woche. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt 60 Mitarbeitende.


Bis neun Monate gemästet


Fischwirt Olaf Weinreich führte eine der beiden Besucher-Gruppen direkt zu den Fischen. «Die Fische brauchen ein Klima von 28 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit, erklärt Weinreich. In den Wasserbecken schwimmen hunderte von Tilapias (Rosé Barsche) verschiedener Grössen. Die Fische – ausschliesslich männliche Tiere – werden klitzeklein (mit etwa zwei Gramm) aus Holland nach Bad Ragaz 
geliefert. Dort werden sie während sieben bis neun Monaten gemästet – bis sie etwa 450 bis 500 Gramm schwer sind.


Geschlossener Kreislauf


Auf dem Dach des Firmensitzes – direkt über der Fischfarm – betreibt die Ecco-Jäger AG ein rund 1000 Quadratmeter grosses Gewächshaus. Dort werden in Hydrokulturen Kräuter und Salate angebaut. Die wertvollen Nährstoffe für das Gedeihen der Gemüsepflanzen werden über einen geschlossenen Wasser-Kreislauf aus den Fischbecken zugeführt. Das Wasser wird anschliessend durch einen Filter gereinigt und fliesst wieder in die elf Bassins, so dass die Fischteiche täglich nur mit zwei bis drei Kubik Frischwasser aufgefrischt werden müssen.

Die Ecco-Jäger AG ist mit Blick in die Zukunft zuversichtlich – auch wenn die Fischfarm nach eineinhalb Jahren Betriebszeit noch keine Gewinne erzielt. Bei der Gemüseproduktion sieht es schon besser aus. «Dort werden bereits schwarzen Zahlen geschrieben», sagt Thomas Gschwend. Man kann aber davon ausgehen, dass die Nachfrage an hochwertigen Fischen aus Fischfarmen steigen wird, weil die einheimischen Flüsse und Seen den Bedarf bei weitem nicht mehr abdecken können und die Weltmeere zunehmend ausgefischt werden.


Ein Vorzeigeprojekt


«Unser Ziel ist es, im Jahr rund 15 Tonnen Fisch und 25 Tonnen Gemüse zu produzieren», hält Gschwend fest. Die Aquaponik-Anlage in Bad Ragaz ist in der Schweiz ein Vorzeigeprojekt. «Die Realisierung war für uns geradezu eine Herausforderung. Allein das Bewilligungsverfahren und die Planung hat uns Zeit und Nerven gekostet». Nur für die komplett neue Kühl- und Wärmetechnik wurden rund 1,5 Mio Franken investiert. Über die Investitionskosten der gesamten Aquaponik-Anlage «schweigt des Sängers Höflichkeit» jedoch.


Allerdings kann nun die gesamte Abwärme der Kühlhäuser zur Beheizung von Hydrokultur und Aquakultur «quasi kostenlos» genutzt werden. Gleich
zeitig gibt es von den Fischen hochwertigen Dünger. Dadurch wird eine Menge von Wasser eingespart und der CO2-Ausstoss wird reduziert.


Das Projekt könnte Schule machen. Insbesondere im Bereich von Tropenfischen. Dabei darf aber nicht ausser Acht gelassen werden, dass diese – im Gegensatz zu Kaltwasserfischen – eine stete Wassertemperatur von 28 Grad brauchen.

Heidy Beyeler