Fichte, Tanne und Buche sind die Grundpfeiler der Schweizer Wald- und Holzwirtschaft. Wie die Zukunft dieser Baumarten im Zuge einer immer wärmeren Schweiz aussehen wird, haben Forschende um Caroline Heiri und Aline Frank von der WSL untersucht, wie die Forschungsanstalt am Donnerstag mitteilte. Dabei stellte sich heraus, dass die Fichte - der «Brotbaum» der Schweizer Holzwirtschaft - noch mehr unter Druck gerät als bisher gedacht.
Bekannt war bereits aus früheren Studien, dass die Fichte besonders im Schweizer Mittelland unter der zunehmenden Wärme und Trockenheit leiden wird. Die neue Untersuchung, die im Fachblatt «Global Change Biology» erscheint, zeigt nun, dass die Fichte wohl landesweit in Bedrängnis gerät.
Anpassung an Lokalklima ermittelt
Die Forschenden stützen ihre Prognose auf Versuche und Klimaszenarien. Auf zwei Versuchsflächen in Birmensdorf ZH und Matzendorf SO untersuchten sie an rund 16'000 Jungbäumen verschiedene Wachstumseigenschaften. Dabei handelte es sich um Nachkommen von 92 Fichten-, 90 Tannen- und 77 Buchenbeständen aus allen Regionen der Schweiz mit unterschiedlich warmen und feuchten lokalen Bedingungen.
Aus dem Vergleich ihres Wachstums konnten die Wissenschaftler ableiten, wir stark die Bäume an ihre jeweiligen Umweltbedingungen am Standort angepasst sind. Mithilfe von Klimaszenarien berechneten sie anschliessend das Risiko, dem die verschiedenen Baumarten aufgrund des Klimawandels ausgesetzt sind.
Das Fazit: In den vergangenen Jahrtausenden habe sich die Schweizer Fichte genetisch offenbar stark an das Lokalklima angepasst, schrieb die WSL. Weil Baumgenerationen rund 100 Jahre oder länger dauern, kann sie sich nur langsam wieder an neue Bedingungen anpassen. Zu langsam. Etwas weniger stark angepasst ist laut Studie die Buche, die dadurch wohl besser als die Fichte mit dem Klimawandel klarkommen wird.
Positiv überrascht waren die Forschenden hingegen über die Resultate zur Weisstanne: Sie habe sich praktisch kaum an das lokale Klima angepasst und dürfte daher einem weiteren Wandel der Bedingungen trotzen, hiess es in der Mitteilung.
Mehr Tannen oder andere Herkunft
Als Empfehlungen für die Zukunft leiten die Forschenden daher ab, vermehrt auf die Weisstanne zu setzen und Fichten und Buchen vorausschauend zu pflanzen: «Wenn wir Saatgut von Bäumen aus wärmeren und trockeneren Regionen verwenden, haben wir mindestens für eine weitere Waldgeneration die Chance, dass die Baumart weiter gedeiht», sagte Heiri gemäss der Mitteilung. «Die Wälder bleiben damit stabil und schützen vor Naturgefahren.»
Beispielsweise könnte man die Samen von Schweizer Bäumen vom Talboden für höher gelegene Standorte verwenden, oder aber Nachkommen von Bäumen aus wärmeren Regionen im Ausland wählen. Voraussetzung wäre dabei jedoch, dass sie genügend robust und frostresistent sind, damit sie am anfangs noch kühleren Standort überleben.
Die Studie entstand im Rahmen des Forschungsschwerpunkts «Wald und Klimawandel» des Bundesamts für Umwelt (BAFU) und der WSL. Sie bildet eine wichtige Grundlage für die künftige Forstpraxis in der Schweiz.
sda