Fromarte-Präsident Hans Aschwanden ist nicht der Typ für grosse Feste, wie er selbst sagt. «Ich bin ein Typ, der nach vorne schaut.» Da er nun einer Organisation vorstehe, die 100 Jahre auf dem Buckel habe, habe er Mühe, die richtigen Worte zu finden.
Dabei ist das nur rhetorisch gemeint, Käser Aschwanden legt nämlich in seiner Begrüssungsrede am Freitag im Berner Kursaal einen Gang zu und spricht von der Geschichte, der Entwicklung der Schweizer Käseproduktion und den Herausforderungen der Branche.
Dabei war der Staat ein ständiger Gast. Denn das vergangene Jahrhundert war geprägt von zwei Weltkriegen, einer Weltwirtschaftskrise, prekärer Lebensmittelversorgung. Dass der Staat sich dabei je nach Versorgungslage mehr oder weniger in der Milchwirtschaft engagiert hatte, war ein auch für Fromarte bestimmendes Merkmal der letzten Jahrzehnte. Ein Merkmal, dessen sich manch ein Käser schämen würde, wie Aschwanden sagt. «Dafür muss man sich aber nicht schämen», sagt Aschwanden.
Fit gemachte Käser
Denn Käse sei ein Symbol für Glück. Dass man der Käseunion nachtrauere, dass ein Redbull mehr koste als ein Liter Milch, das könne man beklagen. «Aber es bringt uns nicht weiter», sagt Hans Aschwanden. Evolution, Entwicklung, Verbesserung. Für den obersten Käser ist klar, dass auch Fromarte mit dafür sorgen müsse, dass sich die Käsereien entwickeln können. Gleichzeitig bleibt der Druck von aussen enorm, sagt Aschwanden. «Aber dadurch werden die Schweiz und auch die Schweizer Käser fit getrimmt».
So wünscht sich Aschwanden dann nicht mehr Sportgeräte für die fitten Käser, sondern nichts weniger als einen Wertewandel im Verkauf. «Wir müssen mehr Geschichten erzählen», sagt er. Geschichten des Käses, seiner Herkunft, seiner Werte. Wie Aschwanden meint, sei das leicht, «Käsermeister geniessen den besseren Ruf, als manche Bankiers».
Es gibt viel zu tun
Fromarte-Direktor Jacques Gygax schlägt in die gleiche Kerbe. Er betont in seiner Ansprache, dass die gewerblichen Käsereien auch in Zukunft einen wesentlichen Beitrag zu den Verfassungsaufträgen «sichere Versorgung der Bevölkerung» und «dezentrale Besiedelung des Landes» leisten werden. Gepaart mit der einzigartigen Produktqualität eine gute Ausgangslage, um tolle Verkaufsgeschichten erzählen zu können.
Dass dabei die Herausforderungen in der gut 100-jährigen Fromarte-Geschichte ähnlich geblieben sind, ist für Gygax indes kein Grund zum Verzweifeln: «Da sich die Geschichte oft wiederholt, ist es wichtig, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen, um besser für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet zu sein», meint er. Wobei eine zentrale Herausforderung für die Käser der Käseabsatz war ist und bleibt. Während sich früher der Staat um den Absatz, die Käser um die Produktion kümmerten, ist das heute etwas anders. Die Käser müssen im freieren und wettbewerbsintensiven Käsemarkt die Konsumenten davon überzeugen, «dass sich unsere hochwertigen Käsespezialitäten von der Masse abheben und ihren Preis wert sind.» Dass in der Vermarktung längst nicht alle nach dieser Maxime arbeiten, zeigt dann auch einer der vier Schwerpunkte von Fromarte. Wie Gygax nämlich weiter ausführt, seien die Preisunterbietungen und der Verdrängungswettbewerb unter den Käsehandelsfirmen einzudämmen.
In der Kette denken und handeln
Dennoch: man ist sich in Bern einig, dass «guter Käse durch gute Verarbeitung von guter Milch noch besser wird.» Hanspeter Kern, Präsident der Schweizer Milchproduzenten, überbringt dieses Grusswort. Kern, der – um es in den Worten von Hans Aschwanden zu sagen - die «wichtigsten Lieferanten unserer Käsereien überhaupt» vertritt, betont dann auch die Einigkeit. «Die funktionierende Zusammenarbeit zwischen Fromarte und SMP ist auf Verbandsebene zentral», sagt er. Trotz teilweise gegenläufigen Interessen sei man nämlich aufeinander angewiesen. Und auch wenn man das Heu nicht immer auf der gleichen Bühne hat, «bei der Heumilch sind wir uns wenigstens einig», meint dann Hans Aschwanden, bevor er sich bei Hanspeter Kern für ein Bild bedankt, dass die SMP der Fromarte zum Geburtstag schenkt.
Käse verbindet
Ein aussergewöhnlich gut gelaunter Johann Schneider-Ammann überbringt seine Glückwünsche. Wie der Wirtschaftsminister ausführt, diente ihm Käse dazu, den Kitt zwischen den Vertretern der Europäischen Entwicklungsbank aus Osteuropa und der Schweiz zu stärken. Es war eigentlich ein Käsefondue aus Emmentaler, Appenzeller und Vacherin, das den osteuropäischen Vertretern mundete. «Inklusive Digestiv wurde der Freitagabend immer besser», meint er und fügt mehr oder weniger ernst an: «Und jetzt machen wieder alle, was die Schweiz vorgibt.» Im Saal wird gelacht und applaudiert. Schneider-Ammann führt weiter aus, wie er sich die Landwirtschaft der Zukunft vorstellt: unternehmerisch, marktorientiert. Die Digitalisierung, so die Auffassung Schneider- Ammanns, biete hier auch Chance. Nicht nur innerhalb der Wertschöpfung
Die Grundlage dafür biete aber die Produktqualität. Wie Schneider-Ammann meint, sehe man die Qualität auch daran, wie perfekt eine Bühne vorbereitet sei. Für den Bundesrat war und ist damit auch etwas Anderes klar: Schweizer Käse, das sei die Erfolgsstory der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft. Die Erfolgsgeschichte, so die Auffassung von allen, ist dann auch weiterzuführen.
hja