Hans Aschwanden, Präsident des Käserverbandes Fromarte, nahm zu Beginn der Delegiertenversammlung in Bern den Bauernverband aus Korn. Dieser habe überreagiert auf die Vorschläge des Bundesrates für eine künftige Agrarpolitik. "Die sehr heftige und kategorisch ablehnende Reaktion des grössten Interessenvertreters der Landwirtschaft hat mich überrascht und verheisst nichts Gutes für die Weiterentwicklung der Schweizer Landwirtschaftspolitik." Der Status Quo bringe die Käser und die Milchwirtschaft nicht weiter. "Wir Käser brauchen Marktzugänge im Ausland, und die bekommt man nur mit Gegenleistungen."
Die Bilanz beim Käsefreihandel mit der EU nach zehn Jahren zeige, wo die Stärken und Schwächen der Branche lägen. Die Branchenorganisation (BO) Milch habe hier die richtigen Schlüsse gezogen und eine Mehrwertstrategie erarbeitet. Allerdings würden die Milchproduzenten die Mehrwertstrategie eher als Kommunikationsprojekt betrachten ohne neue Anforderungen oder Einschränkungen. Wenn die Milchbranche glaubwürdig bleiben wolle, werde sie aber nicht darum herumkommen, gewisse Standards branchenweit zu definieren, sagte Aschwanden. Da könne man etwa diskutieren über die Unterstützung einer konsequenten Zucht in Richtung Schweizer Raufutterkuh, Senkung der Futtermittelimporte, Limitierung der Milchproduktion pro Fläche, obligatorische Tierwohlprogramme oder ein höherer Altersdurchschnitt bei den Kuhherden.
Zulagen beibehalten
Auch Fromarte-Direktor Jacques Gygax ging auf die Agrarpolitik 2022+ ein und präsentierte die Forderungen der Käsebranche: Beibehalten oder Erhöhen der Absatzförderungsgelder, Beibehaltung der Milchzulagen, eine verbindliche Mengensteuerung für AOP-Käse - was in der EU möglich ist - und national vereinheitlichte Strukturverbesserungen.
Das Projekt der Privatisierung der Kulturenproduktion von Agroscope steht kurz vor dem Abschluss der Verhandlungen, wie Gygax erklärte. Das Ziel sei, die exklusive Nutzung der Kulturen für die Schweizer Käsebranche sicherzustellen. Es soll eine Aktiengesellschaft gegründet werden, welche die Kulturenproduktion im Auftrag des Bundes übernimmt und die notwendigen Investitionen tätigt. Der Bund soll die Käse- und Kulturenforschung, die Beratung und Pflege der Stammsammlung im bisherigen Umfang fortführen und finanzieren.
Die Situation im Milchfettmarkt ist nicht nur für die Bauern unbefriedigend, die sich im Sommer und Herbst lautstark zu Wort meldeten, sondern auch für die Käser, wie Gygax erläuterte. Mit der Erhöhung des A-Milch-Richtpreises auf 68 Rappen habe die BO Milch zwar das richtige Signal gegeben. Die Übernahmepreise für den Sammelrahm aus den Käsereien hätten sich aber nur um 41 Rappen pro Kilogramm Fett erhöht.
Anpassung der Bildungsgrundlagen
Im Ausbildungsbereich wird die Grundbildung revidiert, wie Daniel Wieland, Geschäftsführer des Schweizerischen Milchwirtschaftlichen Vereins (SMV), erläuterte. Die Änderungen geschehen aufgrund der Vorgaben des Bundes und aufgrund der Rückmeldungen von den Ausbildnern. Insbesondere soll für Milchpraktier/innen EBA ein Qualifikationsprofil orientiert an Handlungskompetenzen erstellt werden, analog zu den Milchtechnolog/innen EFZ. Auch die höhere Berufsbildung wird revidiert. Die Branche wird auch die früheren Berufstitel zurückerhalten. Ab 2021 werden die Diplomierten wieder ihre Diplome als "Käsermeister" und "Molkereimeister" erhalten. Im Berufsverband der Molkereifachleute, dessen Versammlung auch in Bern stattfand, wurden drei neue Vorstandsmitglieder gewählt.
Roland Wyss, Alimenta