Mit dem Programm Graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion (GMF) soll der Kraftfuttereinsatz begrenzt werden. Im Fokus steht die effiziente Nutzung von Wiesenfutter für die Milch- und Fleischproduktion. Zwei Forscherinnen der Agroscope haben nun untersucht, wer am GMF-Programm teilnimmt und warum, und welche Auswirkungen dieses hat. Fazit: Die beiden eingangs erwähnten Ziele wurden nur teilweise erreicht.
In der Bergzone höher
Die Beteiligung am GMF-Programm ist höher, als im Vorfeld angenommen wurde. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass von den 1658 untersuchten Betrieben aus der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten durchschnittlich etwas über 70% am Programm teilnehmen. Jedoch ist dies regional unterschiedlich. Je höher ein Betrieb liegt, desto grösser ist die Beteiligung. In der Talzone ist die Beteiligung bei etwa 60% und in der Bergzone eins bis fünf liegt sie bei über 90%.
Bei Betrieben mit einer Milchleistung von 5000 bis 6000 kg ist die Beteiligung am höchsten, nämlich fast 100%. Je höher die Milchleistung steigt, desto weniger Betriebe machen mit. Nur noch 35% der Betriebe mit einer Milchleistung über 9000 kg sind dabei.
Anpassungen sehr gering
Um ins GMF-Programm hineinzukommen und somit die jährlichen 200 Franken pro Hektare Grasland zu erhalten, mussten sehr wenige Betriebe die Futterrationen anpassen. So haben ungefähr 5,5% den Kraftfutteranteil gesenkt, 1% den Silomaisanteil reduziert und etwa 4,5% den Wiesenanteil erhöht. Das Ziel, dass mit der Einführung der GMF-Beiträge der Kraftfuttereinsatz begrenzt werden soll, ist daher nur knapp erfüllt. Ausserdem war ersichtlich, dass je höher der Anteil an Silomais in der Ration in den Jahren 2011 und 2013 war, desto tiefer die Teilnahme am Programm.
Markus Zemp, Präsident der BOM, bestätigt diese Beobachtung. «Das Einzige, was für mich bei der jetzigen Regelung keinen Sinn macht, ist, dass man nicht mehr betriebseigenen Mais verwenden darf», sagt er zum Thema GMF. Er wäre dafür, dass in der Talzone der erlaubte Maisanteil in der Ration um 5–10% erhöht würde. So könnten vermutlich mehr Talbetriebe dazu gebracht werden, am GMF-Programm teilzunehmen.
Die Förderung der graslandbasierten Milchproduktion nimmt ihren Anfang mit einer Motion aus dem Jahr 2011. Damals wurde der Bundesrat durch das Parlament beauftragt, im Rahmen der Weiterentwicklung der Agrarpolitik Massnahmen vorzuschlagen, um die Milchproduktion der Schweizer Landwirtschaft wieder stärker an die betriebseigene Futterfläche zu binden.
Grünfläche entscheidend
Die Forscher der Agroscope haben zusätzlich zur Auswertung der Buchhaltungsdaten Landwirte zu den Gründen befragt, warum sie am GMF-Programm teilnehmen oder eben nicht. Rund die Hälfte der Betriebe, die nicht mitmachen, gaben an, dass für sie das Risiko einer Betriebsumstellung zu gross wäre.
Bei den Betrieben, die teilnehmen, ist es umgekehrt. Dort war für 62% der Betriebsleiter das Risiko für eine Betriebsumstellung nicht zu gross: Sie mussten nichts ändern. Bei den Milchviehbetrieben waren der Anteil der Grünfläche, die Milchleistung und der Milchpreis entscheidend für die Teilnahme am Programm. Je mehr Grünland ein Betrieb hat, desto eher macht er beim Programm mit.
Bei den Betrieben mit Rindermast oder Mutterkuhhaltung ist der Rindfleischpreis ausschlaggebend. Je höher der Rindfleischpreis, desto eher machen die Betriebsleiter mit.
Beiträge zu tief
Sowohl die teilnehmenden, als auch die nicht teilnehmenden Landwirte sind sich einig, dass die GMF-Beiträge zu niedrig angesetzt sind. Bei den Betrieben, die nicht GMF machen, sind es 38% und bei denen, die bereits dabei sind, sogar 71%.
Peter Thomet, Präsident der Pro Agricultura Seeland und einer der Initianten der GMF-Grundidee, denkt, dass durch eine Verstärkung mittels eines Bonus-/Malus-Systems in Verbindung mit den Direktzahlungen mehr Betriebsleiter zum
Mitmachen gebracht werden könnten. Er sagt: «Wenn alle mitmachen würden, könnte man sagen, die Schweizer Milchproduktion ist einzigartig in Europa und mit besonderen Werten verbunden.»
Keine Emissionsminderung
Die Ergebnisse der Agroscope-Studie zeigen, dass auf den Betrieben der Ausstoss von Treibhausgasen mit der Teilnahme an der GMF nicht eindeutig gesunken ist. Die Forscher untersuchten dazu die Daten von 140 Betrieben aus der Zentralen Auswertung. Dabei verglichen sie die Emissionen von Betrieben, die an der GMF teilnehmen, mit solchen, die nicht teilnehmen. Die untersuchten Faktoren waren: Stickstoff-Bilanz, Phospor-Bilanz, Ammoniak, Methan sowie Lachgas.
Jasmine Baumann