Mit der Unterstützung von Pro Natura hat der Biolandwirt Roland Heuberger aus Hosenruck eine eingedohlte Wasserleitung offengelegt. Das neue Gewässer im Gabris bei Hosenruck im Thurgauer Bezirk Weinfelden liegt nur ein paar hundert Meter vom Hof von
Roland und Mariette Heuberger-Luescher entfernt. Nah, und doch zu weit entfernt, um das ruhige Plätschern oder das Rauschen nach einem heftigen Gewitterregen vom Haus her zu hören.
Auf Bio umgestiegen
Trotzdem freue ihn das neue Bächlein von Herzen, sagte Roland Heuberger, der sich seit Jahrzehnten für die Förderung der Biodiversität und der Artenvielfalt einsetzt. Er führt seinen 22 Hektaren grossen Milchwirtschaftsbetrieb mit Hochstammobst seit dem Jahr 2000
als Bio-Knospenhof.
Die ökologischen Aufwertungen, die Strukturenvielfalt auf seinem Betrieb seien in den vergangenen Jahren stetig gewachsen und wurden mittlerweile zu einem Betriebszweig, der ihn und vor allem die Natur besonders freut, erzählt der engagierte Landwirt an einer Medienorientierung. Während sich der Lebensraum für Tier und Pflanzen immer mehr verkleinert, habe er einen mutigen Schritt in die andere Richtung machen wollen, begründete er seine Motivation, den eingedohlten Bachlauf über eine Distanz von 100 Metern wieder zu öffnen und der Natur zur Verfügung zu stellen.
Weit oben auf der Agenda
Zugute kam ihm und Philip Taxböck, Projektleiter von Pro Natura, dass mit der neuen Gewässerschutzgesetzgebung Renaturierungsgsprojekte an Bächen und Flüssen seit kurzem wieder weiter oben auf der öffentlichen Agenda stehen. Trotzdem sei die Sache auf der politischen Ebene alles andere als einfach gewesen, sagt Philip Taxböck und bestätigt, dass die Zusammenarbeit mit den Vertretern der Gemeinde schwierig war. Weil Subventionen von Bund und Kanton, in der Regel in der Höhe zwischen 70 und 80 Prozent, nur von öffentlichen Körperschaften ausgelöst werden können, musste die Gemeinde Wuppenau als Bauherrin des rund 50 00 Franken teuren Projektes auftreten, so Taxböck weiter.
Pro Natura sprang ein
Die verbleibenden Kosten wurden demnach auch nicht von der Gemeinde, sondern von Pro Natura getragen. Roland Heuberger und Philip Taxböck sind erleichtert, dass die Bachöffnung trotz der Hindernisse gelungen ist.
Der neue Lebensraum für Tiere und Pflanzen füge sich ideal in eine Vielfalt von bestehenden und geförderten Strukturen auf den Wiesen und Weiden von Heubergers, sagte Taxböck
Blumenwiese angesät
Philip Taxböck erwähnte auch die 350 Meter vielfältige Heckengehölze und die vier Hektaren extensiv bewirtschaftete Wiesen, die der Biolandwirt realisiert hat. Auch beidseits des Bachlaufs wurde eine Blumenwiese angesät, welche jährlich nur einmal gemäht wird.
«Diese drei Aren mit dem Bachlauf und den zwei zusätzlichen Biotopen, die ich der Biodiversität zur Verfügung stelle, sind gut investiertes Geld», ist Heuberger überzeugt. «Eine grössere Artenvielfalt ist immer ein Gewinn, speziell auch für die Landwirtschaft», sagt der Landwirt weiter.
Es sei notwendig, die heimische Tier- und Pflanzenwelt in möglichst vielfacher Weise wieder in die Landbewirtschaftung zu integrieren. «Nützlinge helfen die Schädlinge im Zaun zu halten,» so Heuberger und erwähnt die Libellen, die Schmetterlinge und die Vögel, die sich oft schon in grosser Zahl am Bach tummeln. Auch Spaziergänger verweilen gerne am Bach.
Versteht Widerstand nicht
Viele Landwirte wehren sich gegen den Druck, eingedohlte Wasserläufe freizulegen. Auch der Bauernverband kämpft gegen die Renaturierung von Wasserläufen. Roland Heuberger versteht diese Haltung nicht. «Wir müssen uns wehren, dass nicht noch mehr Boden für Gebäude oder Strassen verbaut wird, denn dieser Boden ist dann für immer weg und bringt der Landwirtschaft rein gar nichts mehr. Hingegen fallen die wenigen Aren für einen offenen Bachlauf kaum ins Gewicht», sagt er.
Ruth Bossert