Die Ernte von Getreide und Raps wurde letzte Woche nach einer kurzen Wetterberuhigung wieder aufgenommen. Die Gerstenernte ist nahezu abgeschlossen, diejenige von Raps weit fortgeschritten. Die Erträge von Gerste und Raps sind gut bis sehr gut. Die Ernte von Brotweizen ist im Gang. Die bisherigen Erträge sind gut. Sorgen bereitet der Auswuchs. Davon betroffen ist die ganze Schweiz, jedoch mit erheblichen Unterschieden von 5 bis 80% bei den bisherigen Ablieferungen.


Viele Weizenposten wegen Auswuchs deklassiert


Die Branchenorganisation Swiss Granum ging bei ihrer Ernteschätzung vom 2. Juli 2014 von insgesamt rund 419'000 t mahl-fähigem Brotgetreide aus. Die Brotweizenernte wurde damals auf 396'000 t geschätzt. Diese Schätzung ist bereits überholt.


Am letzten Mittwoch teilte die Swiss Granum mit, dass die Fallzahlen beim Brotweizen dieses Jahr wegen dem schlechten Wetter sehr tief sind. «Wenige Posten weisen Fallzahlen über 300 Sekunden auf. Viele Brotweizenposten befinden sich zwischen 150 und 180 Sekunden und mussten deklassiert werden», schreibt Swiss Granum. Die Deklassierungsgrenze liegt bei einer Fallzahl von 220 Sekunden.

Schlechte Witterung beeinflusst Ernte stark


Die Weizenernte ist im Mittelland noch im Gang. Das tatsächliche Ausmass an ausgewachsenem Brotgetreide könne für die Schweiz noch nicht quantifiziert werden, betont die Branchenorganisation in der jüngsten Mitteilung. Die Wetterbedingungen der nächsten Tage werden das Ernteergebnis entscheidend beeinflussen.


Pessimistischer beurteilte Olivier Sonderegger, der Präsident der Swiss Granum die Situation vor einer Woche. Laut einer Meldung der Zeitung «Schweiz am Sonntag» sagte Sonderegger, dass rund die Hälfte des bereits geernteten Brotweizens ausgewachsen sei. Der Regen dieser Woche verschärft die Situation.


Siala, Claro und Lewis sind besonders stark betroffen


Laut einer Umfrage der «BauernZeitung» sind die Sorten Siala und Claro (beide Klasse Top) und Lewis (Klasse II) besonders stark vom Auswuchs betroffen. Es scheint sich nun zu rächen, dass das Merkmal Ertrag in der Schweizer Weizenzucht in der Vergangenheit stärker gewichtet wurde als das Merkmal Auswuchsfestigkeit.


Die alte Weizensorte Arina (Klasse I) hat sich in den vergangenen Jahrzehnten bezüglich Auswuchsfestigkeit besonders gut bewährt. Trotzdem ist Arina in der offiziellen Sortenliste beim Merkmal Auswuchsfestigkeit nicht besser eingestuft als Claro.

Anton Haas